sich die Geschickten in einem freien Staate ohnehin leicht fortbringen. Schlafen ist süß, wozu denn wachen? Es wa= chen genug, wenn wir auch schlafen! Die Camarilla wacht die Communisten wachen, die redlichen patriotischen Bauern wachen, die Regierungsräthe wachen, der Präsident wacht, die Distriktskommissäre und die Pfarrer wachen, alle die Fünfperzentige haben wachen, der Radetzky wacht, unser böhmischer Colonist wacht! Wozu auch wachen, schlafen ist süß. Die Reichsversammlung schläft und träumt sie kon= stituire den Staat — o wie süß! Unsere Nationalgarde schläft und träumt Kavallerie — o wie süß! Das Schüt= zenkorps schläft und träumt Stutzen — o wie süß! Der Bürgerausschuß schläft und träumt Selbstständigkeit — o wie süß! Die Armen schlafen und träumen großes Brod — o wie süß! Deutschlaud schläft und träumt einen deut= schen Prinzen — und Einheit— o wie süß! Schla= fen ist süß — wozu auch wachen? Wir haben gewacht, zwei lange lange Märznächte und zwei schöne Mainächte, in denen der Stern der Freiheit hoch und klar aufging, es hat nichts genützt. Wir haben gewacht an den Tho= ren, wir Thoren, und die Schwarzgelben haben uns doch überrumpelt. Wir haben gewacht auf den Strassen und haben doch den Kaiser entfliehen lassen. Wir haben ge= wacht an beiden Ufern der Donau und die Camarilla ist doch auf stolzem Schiff an uns vorbei nach Wien zurück= gekehrt. Wir haben geträumt im Wachen, wir haben ge= träumt auf Wachen, wir haben geträumt vom Aufwachen, aber aufwachen ist uns nicht im Traum eingefallen! Wa= rum denn auch wachen? Es ist ja wieder Nacht! kohl= pech=raben=schwarzgelbe Nacht!! Die Nacht ist zum Schla= fen, Schlafen — Schlafen ist süß. Schlaf Michel schlaf, Du bist ein gutes Gute Nacht! Neuestes. Correspondenzen aus Hamburg vom 19. d. M. mel= den uns, man hoffe dort und in Kopenhagen, daß der Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänenmark noch vor Ende d. M. zu Stande kommen wird. Niemand weiß zwar etwas Bestimmtes, England hat aber die Blo= kade der Elbe, Weser und Jahde anerkannt. Hiemit ist die feindselige Gesinnung Englands ge= gen Deutschland offen ausgesprochen. Uebrigens war von den Engländern zu erwarten, daß die geringen Regungen Deutschlands zur Gründung einer deutschen Fotte, ihre Eifersucht erwecken werden. Aus Wien, 23. August. So eben ist unser Pra= ter der Schauplatz eines blutigen Kampfes zwischen Arbeitern und Garden, weil ersteren noch nie der gehörige Ernst ent= gegen gestellt worden ist, und sie muthwillig und schonungs= los den letzten Pfennig des schon lange leidenden Bür= gers verzehren wollen. Zur Geschichte des Tages. Es scheint doch von Nutzen gewesen zu sein, daß die Presse dem Reichstag in Wien auf seine Vollmachten, so wie auf eine sistematische Behandlung seines Verfassungs= werkes hinwies. In der Sitzung vom 22. d. M. ist vor dem Antrag des Abgeordneten Scerabovsky auf alsogleiche Aufhebung des Adels aus dem Grunde zur Tagesordnung übergegangen worden, weil diese Frage zu entscheiden Sache der Constitution sei. Ich frage nun den Reichstag, wenn es Sache der Constitution sei, von der früheren Verfassung garantirte Qualitäten der Staatsbürger aufzuheben, wie konnte er sich berechtigt halten, abgesondert von der Ver= fassungsfrage die Aufhebung des dominikalen Unterthanen= verbandes als Gesetz in Berathung zu nehmen. Der Ab= geordnete Heimerl hält freilich den Reichstag für einen gesetzgebenden Körper — das ist er aber durchaus nicht. Er ist nur vom Volke bevollmächtigt in dessen Namen mit dem Kaiser auf dem Vertragswege die zukünftige Verfassung des Staates zu Stande zu bringen. Provisorische Gesetze zu erlassen ist jetzt Sache des Ministeriums, den Einfluß, den das Ministerium dem Reichstage auf die laufenden Staatsgeschäfte gestattet, verdankt er nur seiner achtens= werthen Stellung, als Stimme des Volkes. Oder hat der Reichstag vielleicht eine diktatorische Gewalt? Anzeige. In dem hiesigen städtischen Spitale werden ein Haus= knecht und zwei Wärterinnen aufgenommen. Jene Indi= viduen, welche einen derlei Dienst zu erhalten wünschen, wollen sich bei dem Unterzeichneten darum melden. Dr. v. König. Mit einem Ergänzungsblatt Nr. 12. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.
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