ein Hoch und wünschte, daß ihn Gott lange erhalten möge und es wird auch nothwendig sein, daß sich Gott persön= lich um den König von Preußen annimmt, sonst könnte es diesem wackern Manne doch einmal fehlschlagen. Nach diesem frommen Toaste küßte der Reichsverweser den König von Preußen auf den Mund, der sich am 19. März so spät geöffnet hat, ein Mißverständniß aufzuklären, an dem sich 1000 „liebe Berliner“ verblutet haben. Nun erhob sich der Freiherr von Gagern und nannte mit einer ministeriell=graziösen Handbewegung gegen die leeren Schüsseln das Fest „ein Fest der That“ worauf wie= der alle tranken und jubelten. Gleich darauf ließ der König von Preußen alle an= und abwesenden Mitglieder der Nationalversammlung leben, mithin auch die, welche be= ständig auf Urlaub sind. Allgemeines Getrinke. Endlich erhob sich auch der Erzbischof von Köln und gab mit dem Glas in der Hand der ganzen Tischgesellschaft seinen Se= gen, welcher Schwank sehr gut aufgenommen wurde. Auch den Hr. v. Gagern schnellte es noch einmal in die Höhe und er ließ ganz Deutschland in seinem Zusammenwirken le= ben und der König von Preußen trank wieder sein Glas aus und füllte und leerte es wieder. Der Mann trank für ganz Deutschland und wenn ich ein Weinwirth wäre, so wünschte ich er wäre mein Gast und — meinetwegen auch mein König. Später wurde es noch toller — die oberösterreichischen Deputirten ließen den Baron Skrbensky leben und den Grafen Barth=Barthenheim, auch will man Toaste vernommen haben auf Jellachich und das Hofkam= merweib Cibini. —— Ich schlief die Nacht sehr unruhig und hatte wüste Träume von versunkenen Kronen, von einer langen Ge= fangenschaft und vom Kaiser Friedrich, der noch immer im Kyffhäuser schläft und von einem großen Mißverständnisse, das da ewig waltet zwischen den Fürsten und den Völkern. Als ich des Morgens aufwachte war ungewisses Wetter und ganz Deutschland wußte nicht woran es war Der Kölner Dom war noch immer erst halb fertig und im Frankfurter Parlament wuchs Moos und Wermuth wie auf alten Ruinen. In Baden spuckte die Republik, in Potsdam brütete der Despotismus die Eier aus, die Rußland in das Binsendikicht der Havel gelegt hatte. In einer Reitschule zäumte man aus lauter Hast das Pferd beim Schweife auf und ein — schöner Brunn — der Millionen hätte erquicken können — war leider noch im= mer vergiftet. Ach das ist eine schwere Zeit. Die Falschheit sitzt beim Weine und die Treue sitzt noch immer an den Was= sern vor Babylon und hängt des fruchtlosen Gesanges müde, seine Harfen in die Weiden und bleibt nach wie vor in der Gefangenschaft. Eines aber bleibt uns in reichem Maaße zugemessen eines wovon Kinder und Kindeskinder noch erzählen werden — das sind — unsere Feste — Fest an Fest Willkomm= und Abschiedfeste, Beleuchtung, Einzüge, Fah= nen, Teppiche, Jubel, Tafeln und Bälle — jedes Land, jede Stadt halt für sich Fest an Fest hielten wir nur einmal — fest zusammen. Ganz Deutschland steckt in Festkleidern, der Mond ist um sein Amt gebracht durch die ewigen Beleuchtungen und die hohen Regierungen können Tag und Nacht nicht schla= fen wegen der unaufhörlichen türkischen Musik „Pompa di festa“ Tag und Nacht flirrst du mir vor den Augen, gellst du mir in den Ohren. Ich bin diesen Abend zu 4 Festen ge= laden. Das Erste wird zu Ehren der deutschen Einig= keit, das Zweite zu Ehren der österreichischen Einig= keit und das Dritte zu Ehren der italienischen Armee gefeiert. Das Vierte ist gar mir zur Ehre veranstaltet. Es ist ein Verbrüderungsfest zwischen mir und den Stamm= gästen des Rathskellers zu Heppenheim die überwältigt von der Größe meines Geistes und „des langen Haders müde“ sich entschlossen haben, heute ihre schwarzgelben Zöpfe ab= zuschneiden und sich dafür schwarz=roth=goldene beizulegen Und also reiht sich leuchtend Fest an Fest Es ruht das Schwert, — der Pflug, nur Harfen schallen. Alex. Jul. Schindler. Wie sich Hr. Emil Vacano den Inhalt einer Constitutions=Urkunde vorstellt. Als Herr Emil Vacano sich um die Stelle des Vertreters der Stadt Steyer in der konstituirenden Reichsversammlung bewarb und sein Mäcenas, sein weißestes Halstuch und sein süßestes Gesicht vornahm und damit als Supplikant für ihn in die Häuser der Wahlmänner sich begab, verbreitete er ein sogenanntes Glaubensbekenntniß, in dem verzeichnet war, was er alles gründlich zu verstehen glaube und auch auf eine feine Weise auf die drückenden Modalitäten des Kohlen= und Ei= senbezuges für die hiesigen Gewerbetreibenden hingewiesen war, obwohl schon damals jeder Sachverständige einsah, daß derlei Angelegenheiten bei einem konstituirenden Reichs= tage nicht zur Sprache kommen können. Hr. Vacano wußte dieses vielleicht auch — aber er dachte sich Klap= pern gehört zum Handwerk — und Hr. Vacano ist ein ehrenwerther Mann. Am Schluße seines sogenannten Glaubensbekenntnis= ses versprach Hr. Vacano — falls die Wahl auf ihn fal= len würde — sich sogleich nach Steyr zu begeben um die Wünsche ec. der Einwohnerschaft zu vernehmen. Er wurde gewählt — ehe er aber noch hieher kam theilten ihm meh= rere Hundert achtenswerther Einwohner Steyrs mit, daß die Mehrzahl seiner Wahlmänner auf ungesetzlichem Wege aus den Urwahlen hervorgegangen seien und spra= chen den Wunsch aus er möge doch als Ehrenmann die Wahl nicht annehmen. Hr. Vacano schrieb hie= rauf einen verletzenden Brief, kam dann nach Steyr und vernahm den deutlich ausgesprochenen Wunsch der Steyerer sich nicht durch ihn, sondern durch einen Mann des Vertrauens im konstituirenden Reichstage vertreten zu se= hen. Hr. Vacano achtete aber diese Wünsche nicht und nahm den Platz unseres Deputirten in der Reitschule ein. Ueber die Protestangelegenheit gegen seine Wahl, die noch
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