Zwanglose Blätter, Nr. 47, vom 26. August 1848

Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Nro. Steyr am 26. August 1848. 47. So treiben wir Possen mit der Zeit und die Geister der Weisen sitzen in den Wolken und spotten unser. Shakspeare. Pompa di festa. Wenn man unsere Zeitungen liest, sollte man da nicht glauben, wir lebten unter dem glücklichsten Sterne, der je sein silbernes Licht über unsere grüne Erde ergoß — sollte man da nicht glauben, ein großer Kampf wäre zu Ende gekämpft, und die Menschheit im sichersten Besitze von Errungenschaften, die tausendjährigen Frieden und Wohlstand und Weisheit durch alle Schichten der Gesell= schaft verbürgen, habe nichts zu thun als mit einer langen Reihe von Festen eine unabsehbare Reihe unvergleichlicher Jahre würdig zu beginnen? Fest an Fest — ach Gott und es ist alles noch so locker. So locker sitzen die Kro= nen auf den Häuptern der Gesalbten, so locker gegliedert ist die Kette derer, die einen Wall bilden sollen um die Freiheit des Volkes und diese Freiheit selbst steht nicht auf den festesten Grundlagen. Hier Eigennutz, dort Eigennutz, ein Bischen Ehrgeitz, ein Bischen alter Groll, ein Bischen schwarz= roth=goldener Tafft, ein Bischen „Was ist des deutschen Vaterland“ — locker sitzt das Schwert auf beiden Seiten in der Scheide — so steht es um unsere Freiheit, so um un= sern Frieden und da feiern wir Fest um Fest bis Mars die lange Reihe der Freudentage mit einem blutigen Gast= mal schließen wird, zu dem er alle Völker der Erde zu la= den gesonnen scheint! Wohl bekomms! Ich weiß nicht, werde ich bei diesem Gastmahle Gast oder Braten sein — wie der Würfel fal= len wird — ich lasse mich das jetzt nichts kümmern und nehme auch meinen Theil an den Festen die uns die Muße unserer Tage und den Schlaf unserer Nächte rauben. Aber ich nehme den Theil, der dem Proletarier geziemt — ich sehe zu und freue mich wenn irgend ein Schlag der gro= ßen Lärmtrommel, irgend eine prahlerische Fanfare der Ruhmestrompete mein Ohr erreicht, wenn irgend eine Kö= nig oder sonst ein Großer trinkt und das Volk hoch leben läßt, das noch immer nach Frieden und Freiheit dürstend unten steht und wahrscheinlich noch lange wird stehen müs= sen bis man ihm reinen Wein einschenkt. In den letzten Tagen habe ich wieder aus meiner volksthümlichen Form ein solches Fest mit angesehen, das gefeiert wurde im heiligen Köln am Rheine. Man hat wiederum einmal den alten, halbfertigen Dom gegründet und der König von Preußen und der Erzherzog Johann waren wieder dabei und sie haben sich wieder geküßt und dem deutschen Volke viel Schönes gesagt über seine Geduld, mit der es die Vollendung des Kölner Domes und seiner Freiheit erwartet und der König von Preußen hat bei die= ser Gelegenhnit wieder einmal Wein getrunken. Auf der Gürzenich ist eine große Tafel gewesen von 1140 Gedecken, es haben viele ansehnliche Leute viel und gut mit schönem, echt deutschem Apetite gegessen und der König von Preußen hat viel getrunken! wenn auch ohne Durst und das deutsche Volk wird die Zeche bezahlen. Es war rührend zu sehen, wie die großen Männer so be= gierig speisten, und Süß und Sauer aufaßen, als hätten sie die Wiener März= und Mai=Revolution auf ihrem Tel= ler und Heinrich von Gagern „der Mann der sonoren Stimme“ stach ein Rebhuhn mit seiner Gabel in den Rü= cken, sowie einst der Held Hagen den edlen Siegfried rück= lings meuchelte, und zehrte es mit demselben Anstande auf, als wäre es die Souveränität des deutschen Volkes. Der König von Preußen und der Reichsverweser reichten ihm dafür große süße Goldscheiben — ich meine Orangenkompot. Das Beste beim ganzen Feste waren die Trinksprüche d. h. das Beste was wir Volk davon bekamen. Sie waren aber auch ertra für uns gekeltert — die des Kö= nigs von Preußen rochen vollends wie purer Wein. Wenn ich sie nur nicht mißverstanden habe. Gleich Anfangs nannte er den Erzherzog den Mann unseres Vertrauens, der auch seine Liebe und sein vollstes Vertrckuen besitzt. Dann wünschte er sich einige und freie Fürsten und einige und freie Völker, dann leerte er sein Glas unter unbe= schreiblichem Jubel und machte mit unverkennbarer Virtuo= sität die Nagelprobe. Hierauf brachte der neue Reichs= verweser „seinem alten Freunde“ dem Könige von Preußen

ein Hoch und wünschte, daß ihn Gott lange erhalten möge und es wird auch nothwendig sein, daß sich Gott persön= lich um den König von Preußen annimmt, sonst könnte es diesem wackern Manne doch einmal fehlschlagen. Nach diesem frommen Toaste küßte der Reichsverweser den König von Preußen auf den Mund, der sich am 19. März so spät geöffnet hat, ein Mißverständniß aufzuklären, an dem sich 1000 „liebe Berliner“ verblutet haben. Nun erhob sich der Freiherr von Gagern und nannte mit einer ministeriell=graziösen Handbewegung gegen die leeren Schüsseln das Fest „ein Fest der That“ worauf wie= der alle tranken und jubelten. Gleich darauf ließ der König von Preußen alle an= und abwesenden Mitglieder der Nationalversammlung leben, mithin auch die, welche be= ständig auf Urlaub sind. Allgemeines Getrinke. Endlich erhob sich auch der Erzbischof von Köln und gab mit dem Glas in der Hand der ganzen Tischgesellschaft seinen Se= gen, welcher Schwank sehr gut aufgenommen wurde. Auch den Hr. v. Gagern schnellte es noch einmal in die Höhe und er ließ ganz Deutschland in seinem Zusammenwirken le= ben und der König von Preußen trank wieder sein Glas aus und füllte und leerte es wieder. Der Mann trank für ganz Deutschland und wenn ich ein Weinwirth wäre, so wünschte ich er wäre mein Gast und — meinetwegen auch mein König. Später wurde es noch toller — die oberösterreichischen Deputirten ließen den Baron Skrbensky leben und den Grafen Barth=Barthenheim, auch will man Toaste vernommen haben auf Jellachich und das Hofkam= merweib Cibini. —— Ich schlief die Nacht sehr unruhig und hatte wüste Träume von versunkenen Kronen, von einer langen Ge= fangenschaft und vom Kaiser Friedrich, der noch immer im Kyffhäuser schläft und von einem großen Mißverständnisse, das da ewig waltet zwischen den Fürsten und den Völkern. Als ich des Morgens aufwachte war ungewisses Wetter und ganz Deutschland wußte nicht woran es war Der Kölner Dom war noch immer erst halb fertig und im Frankfurter Parlament wuchs Moos und Wermuth wie auf alten Ruinen. In Baden spuckte die Republik, in Potsdam brütete der Despotismus die Eier aus, die Rußland in das Binsendikicht der Havel gelegt hatte. In einer Reitschule zäumte man aus lauter Hast das Pferd beim Schweife auf und ein — schöner Brunn — der Millionen hätte erquicken können — war leider noch im= mer vergiftet. Ach das ist eine schwere Zeit. Die Falschheit sitzt beim Weine und die Treue sitzt noch immer an den Was= sern vor Babylon und hängt des fruchtlosen Gesanges müde, seine Harfen in die Weiden und bleibt nach wie vor in der Gefangenschaft. Eines aber bleibt uns in reichem Maaße zugemessen eines wovon Kinder und Kindeskinder noch erzählen werden — das sind — unsere Feste — Fest an Fest Willkomm= und Abschiedfeste, Beleuchtung, Einzüge, Fah= nen, Teppiche, Jubel, Tafeln und Bälle — jedes Land, jede Stadt halt für sich Fest an Fest hielten wir nur einmal — fest zusammen. Ganz Deutschland steckt in Festkleidern, der Mond ist um sein Amt gebracht durch die ewigen Beleuchtungen und die hohen Regierungen können Tag und Nacht nicht schla= fen wegen der unaufhörlichen türkischen Musik „Pompa di festa“ Tag und Nacht flirrst du mir vor den Augen, gellst du mir in den Ohren. Ich bin diesen Abend zu 4 Festen ge= laden. Das Erste wird zu Ehren der deutschen Einig= keit, das Zweite zu Ehren der österreichischen Einig= keit und das Dritte zu Ehren der italienischen Armee gefeiert. Das Vierte ist gar mir zur Ehre veranstaltet. Es ist ein Verbrüderungsfest zwischen mir und den Stamm= gästen des Rathskellers zu Heppenheim die überwältigt von der Größe meines Geistes und „des langen Haders müde“ sich entschlossen haben, heute ihre schwarzgelben Zöpfe ab= zuschneiden und sich dafür schwarz=roth=goldene beizulegen Und also reiht sich leuchtend Fest an Fest Es ruht das Schwert, — der Pflug, nur Harfen schallen. Alex. Jul. Schindler. Wie sich Hr. Emil Vacano den Inhalt einer Constitutions=Urkunde vorstellt. Als Herr Emil Vacano sich um die Stelle des Vertreters der Stadt Steyer in der konstituirenden Reichsversammlung bewarb und sein Mäcenas, sein weißestes Halstuch und sein süßestes Gesicht vornahm und damit als Supplikant für ihn in die Häuser der Wahlmänner sich begab, verbreitete er ein sogenanntes Glaubensbekenntniß, in dem verzeichnet war, was er alles gründlich zu verstehen glaube und auch auf eine feine Weise auf die drückenden Modalitäten des Kohlen= und Ei= senbezuges für die hiesigen Gewerbetreibenden hingewiesen war, obwohl schon damals jeder Sachverständige einsah, daß derlei Angelegenheiten bei einem konstituirenden Reichs= tage nicht zur Sprache kommen können. Hr. Vacano wußte dieses vielleicht auch — aber er dachte sich Klap= pern gehört zum Handwerk — und Hr. Vacano ist ein ehrenwerther Mann. Am Schluße seines sogenannten Glaubensbekenntnis= ses versprach Hr. Vacano — falls die Wahl auf ihn fal= len würde — sich sogleich nach Steyr zu begeben um die Wünsche ec. der Einwohnerschaft zu vernehmen. Er wurde gewählt — ehe er aber noch hieher kam theilten ihm meh= rere Hundert achtenswerther Einwohner Steyrs mit, daß die Mehrzahl seiner Wahlmänner auf ungesetzlichem Wege aus den Urwahlen hervorgegangen seien und spra= chen den Wunsch aus er möge doch als Ehrenmann die Wahl nicht annehmen. Hr. Vacano schrieb hie= rauf einen verletzenden Brief, kam dann nach Steyr und vernahm den deutlich ausgesprochenen Wunsch der Steyerer sich nicht durch ihn, sondern durch einen Mann des Vertrauens im konstituirenden Reichstage vertreten zu se= hen. Hr. Vacano achtete aber diese Wünsche nicht und nahm den Platz unseres Deputirten in der Reitschule ein. Ueber die Protestangelegenheit gegen seine Wahl, die noch

im Zuge ist, über seine anfängliche Unthätigkeit im Reichs= tage, über seine Ungeschicklichkeit sich bei einem Antrage zu betheiligen, dessen vollständige Entscheidung die Vollmach= ten des Reichstages überschreiten würde, der auch bereits, durch die Presse aufmerksam gemacht, sich seiner Vollmachten und seiner Aufgaben zu besinnen anfängt, sei hier kein Wort verloren. Nach= gerade mag es aber Hr. Vacano doch unbequem sein, gar kein Zeichen des Vertrauens und der Anerkennung seiner Comittenten zu besitzen und verfiel, ein solches zu erhalten, auf nachstehendes Mittel — denn Hr. Vacano ist ein ehren= werther Mann. Er schrieb einen Brief an den in Steyer neuentstan= denen Bürgerverein — den Schreiber dieses als Schrift= führer jenes Vereines zur Einsicht bekam, — und den er sich hier um so weniger zu besprechen scheut, da ihn Hr. Vacano seither selbst der Oeffentlichkeit übergeben hat, be= vor noch der Verein eine Antwort darauf erließ. Jede Antwort auf diesen Brief, die artig stylisirt zufällig der ausdrücklichen Bemerkung ermangelt hätte, daß der Ver= ein die Wahl des Hrn. Vacano aus in diesen Blättern oft erwähnten Gründen für ungil= tig anerkennen müßte, hätte genügt bei weiteren Protestverhandlungen dem Reichstage als freiwilliges Ver= trauensvotum produzirt zu werden, denn — Hr. Vacano ist ein ehrenwerther Mann. Ob der Coup gelingen wird? — ich weiß es nicht, der Brief des Hrn. Vacano ist aber nicht gelungen. In den Ausschuß berufen der den Constitutionsentwurf zu ver= fassen hat, glaubt er (nach seinem Schreiben) in der Lage zu sein die vom Bürgerverein zu erstattenden Antworten auf nachstehende Fragen benützen zu können: 1) ob die Gemeinden die Abthuung, von zu keinem Civilprozesse gediehenen Verlassenschaften für sich in An= spruch nehmen wolle? 2) welche persönlichen Eigenschaften, welchen Betrieb= fond u. dgl. ein Gewerbewerber nachweisen müßte? 3) welcher Unterschied, bezüglich des Gewerbeverlei= hungsrechtes unter den verschiedenen Gattungen der Ge= werbe zu machen sei, und noch viele derlei Spezialfragen, deren Entscheidung jedenfalls dem konstituirenden Reichstag nicht zusteht. Zum Schlusse will er gar in seiner Thätig= keit als Reichstagsdeputirter (wofür er sich hält) die Er= richtung einer Credit=Anstalt in Verbindung mit einer Versorgungsanstalt für arbeits= unfähige Arbeiter, und deren Witwen und Waisen in Anregung bringen. Risum teneatis amici! Ich möchte eine Constitutionsurkunde lesen, in welcher diese Fragen entschieden erscheinen. Wie kann uns Hr. Vacano, wenn er nur den allgemeinsten Be= griff von der Aufgabe und der Berechtigung eines konstituirenden Reichstages hat, jetzt diese Fragen zur Beantwortung vorlegen?! Oder sollen wir ihn vielleicht einstweilen informiren, daß er zu dem gesetzgebenden Reichstag doch nicht gar so ununter= richtet komme, wie er in diesen trat? Hr. Vacano lese doch einige Constitutions=Urkunden und denke ein wenig darüber nach, wie weit die Aufgabe und die Berechtigung eines verfassungsgebenden Reichsta= ges reichen. Daß er das Vertrauen der Einwohner der Stadt Steyr nicht besitzt, das wußten wir schon vor sei= ner Wahl, daß er aber von dem Inhalte einer Constitutions= Urkunde gar keinen Begriff habe und mithin der Aufgabe eines Deputirten zu einem verfassungsgebenden Reichstage so ganz und gar nicht gewachsen sei, das hat uns — wir können es nicht läugnen — gewaltig überrascht. Alex. Jul. Schindler. Kurzer Lebensabriß des Feldmarschalls Radetzkys. Der Graf Josef von Radetzky wurde 1766 zu Trzeb= nitz in Böhmen geboren, begann seine militärische Laufbahn am 1. August 1784 als Privat=Kadet bei Franz Kürassier Regiment Nr. 2, avancirt am 5. Februar 1786 zum Un= terlieutenant; am 11. November 1787 zum Oberlieute= nant; am 9. August 1794 zum zweiten Rittmeister; am 29. Mai 1796 zum Major beim Pionier=Korps; am 1. Mai 1799 zum Oberstlieutenant mit Versetzung zum gro= ßen Generalstabe und wurde am 15. Juni desselben Jah= res zum Generaladjutanten ernannt. Bereits am 5. No= vember desselben Jahres erhielt Radetzky die Beförderung als Oberster bei Herzog Albert Kürassier, erlangte am 27. August 1805 den Grad eines Generalmajors und empfing am 27. Mai 1809 die Ernennung als Feldmar= schall=Lieutenant und am 6. September desselben Jahres als Inhaber des fünften Husaren=Regimentes. Am 21. Februar 1829 erfolgte seine Besörderung als General der Kavallerie, im Jahre 1832 die zum kommandirenden Ge= neral im lombardisch=venetianischen Königreiche, und am 17. September 1836 endlich ernannte ihn sein Kaiser von Prag aus zum Feldmarschall. Schon früher, am 22. Juni, erhielt er die Würde als wirklicher Geheimrath. Außer= dem wurden seine mehrfach geleisteten Dienste durch zahl= reiche Ordensverleihungen anerkannt. Seine neuesten, ruhmgekrönten Thaten in Italien sind bekannt. Graf Ra= detzky ist seit 1796 mit der Gräfin Franziska Strassoldo= Graffenberg vermählt. Er ist der geistreiche Erfinder einer ausschließlich für die österreichische Armee bestimmten Ma= növerir=Methode. Hum. Schlafen ist süß! (Traumgedanken eines Nationalgarden, der auf seinen Posten schläft!) Wozu denn wachen? Wer da schläft der sündigt nicht, wer nicht sündigt, der wird nicht observirt; wer nicht ob= servirt wird, der wird nicht denuncirt; wer nicht denuncirt wird, der wird nicht citirt; wer nicht citirt wird, der wird nicht inquirirt; wer nicht inquirirt wird, dem wird nichts eingerührt; wem nichts eingerührt wird, der wird nicht condemnirt und wer nicht condemnirt wird, der wird nicht präterirt, wenn die neuen Kreisgerichte errichtet werden, bei denen man alle ungeschickten Leute anstellen will, weil

sich die Geschickten in einem freien Staate ohnehin leicht fortbringen. Schlafen ist süß, wozu denn wachen? Es wa= chen genug, wenn wir auch schlafen! Die Camarilla wacht die Communisten wachen, die redlichen patriotischen Bauern wachen, die Regierungsräthe wachen, der Präsident wacht, die Distriktskommissäre und die Pfarrer wachen, alle die Fünfperzentige haben wachen, der Radetzky wacht, unser böhmischer Colonist wacht! Wozu auch wachen, schlafen ist süß. Die Reichsversammlung schläft und träumt sie kon= stituire den Staat — o wie süß! Unsere Nationalgarde schläft und träumt Kavallerie — o wie süß! Das Schüt= zenkorps schläft und träumt Stutzen — o wie süß! Der Bürgerausschuß schläft und träumt Selbstständigkeit — o wie süß! Die Armen schlafen und träumen großes Brod — o wie süß! Deutschlaud schläft und träumt einen deut= schen Prinzen — und Einheit— o wie süß! Schla= fen ist süß — wozu auch wachen? Wir haben gewacht, zwei lange lange Märznächte und zwei schöne Mainächte, in denen der Stern der Freiheit hoch und klar aufging, es hat nichts genützt. Wir haben gewacht an den Tho= ren, wir Thoren, und die Schwarzgelben haben uns doch überrumpelt. Wir haben gewacht auf den Strassen und haben doch den Kaiser entfliehen lassen. Wir haben ge= wacht an beiden Ufern der Donau und die Camarilla ist doch auf stolzem Schiff an uns vorbei nach Wien zurück= gekehrt. Wir haben geträumt im Wachen, wir haben ge= träumt auf Wachen, wir haben geträumt vom Aufwachen, aber aufwachen ist uns nicht im Traum eingefallen! Wa= rum denn auch wachen? Es ist ja wieder Nacht! kohl= pech=raben=schwarzgelbe Nacht!! Die Nacht ist zum Schla= fen, Schlafen — Schlafen ist süß. Schlaf Michel schlaf, Du bist ein gutes Gute Nacht! Neuestes. Correspondenzen aus Hamburg vom 19. d. M. mel= den uns, man hoffe dort und in Kopenhagen, daß der Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänenmark noch vor Ende d. M. zu Stande kommen wird. Niemand weiß zwar etwas Bestimmtes, England hat aber die Blo= kade der Elbe, Weser und Jahde anerkannt. Hiemit ist die feindselige Gesinnung Englands ge= gen Deutschland offen ausgesprochen. Uebrigens war von den Engländern zu erwarten, daß die geringen Regungen Deutschlands zur Gründung einer deutschen Fotte, ihre Eifersucht erwecken werden. Aus Wien, 23. August. So eben ist unser Pra= ter der Schauplatz eines blutigen Kampfes zwischen Arbeitern und Garden, weil ersteren noch nie der gehörige Ernst ent= gegen gestellt worden ist, und sie muthwillig und schonungs= los den letzten Pfennig des schon lange leidenden Bür= gers verzehren wollen. Zur Geschichte des Tages. Es scheint doch von Nutzen gewesen zu sein, daß die Presse dem Reichstag in Wien auf seine Vollmachten, so wie auf eine sistematische Behandlung seines Verfassungs= werkes hinwies. In der Sitzung vom 22. d. M. ist vor dem Antrag des Abgeordneten Scerabovsky auf alsogleiche Aufhebung des Adels aus dem Grunde zur Tagesordnung übergegangen worden, weil diese Frage zu entscheiden Sache der Constitution sei. Ich frage nun den Reichstag, wenn es Sache der Constitution sei, von der früheren Verfassung garantirte Qualitäten der Staatsbürger aufzuheben, wie konnte er sich berechtigt halten, abgesondert von der Ver= fassungsfrage die Aufhebung des dominikalen Unterthanen= verbandes als Gesetz in Berathung zu nehmen. Der Ab= geordnete Heimerl hält freilich den Reichstag für einen gesetzgebenden Körper — das ist er aber durchaus nicht. Er ist nur vom Volke bevollmächtigt in dessen Namen mit dem Kaiser auf dem Vertragswege die zukünftige Verfassung des Staates zu Stande zu bringen. Provisorische Gesetze zu erlassen ist jetzt Sache des Ministeriums, den Einfluß, den das Ministerium dem Reichstage auf die laufenden Staatsgeschäfte gestattet, verdankt er nur seiner achtens= werthen Stellung, als Stimme des Volkes. Oder hat der Reichstag vielleicht eine diktatorische Gewalt? Anzeige. In dem hiesigen städtischen Spitale werden ein Haus= knecht und zwei Wärterinnen aufgenommen. Jene Indi= viduen, welche einen derlei Dienst zu erhalten wünschen, wollen sich bei dem Unterzeichneten darum melden. Dr. v. König. Mit einem Ergänzungsblatt Nr. 12. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

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