und bangt in seiner kindlichen Einfalt vor einem Sprunge, den es mit verschlossenen Augen wagen möchte. Seit län= gerer Zeit von den Kanzeln, aus den Amtsstuben, und durch die bezahlten Federn serviler Organe vor den wüh= lerischen, verderblichen Umtrieben prahlender Weltverbes= serer gewarnt, sieht es überall nur Feinde, und faßt die Gottheit nicht, die in ihm lebt weil es deren Refler auf sich selbst vermißt. Und war es anders zu erwarten? Bei der durch eine Reihe von Jahren sistematisch betriebenen Verdummung des Volkes konnte das plötzlich hereinbre= chende Lichtmeer wohl blenden, doch nicht erwärmen. Man wird uns einwenden: Ihr habt die freie Presse, um durch sie versöhnend belehrend einzuschreiten. Wohl, doch wie hat man diesen, in gewandten Händen so fruchtbaren Fak= tor bis jetzt benützt? Während die Einen, die es vorzogen zu dem Volke herabzusteigen und in dessen Sprache zu spre= chen, es nicht verstanden, den leitenden Gedanken der verjüngten Zeit, so wie die Forschungen unserer Denker und Filosofen demselben faßlich zu machen, versuchten die Andern, es zu sich emporzuheben, und verunglückten gleich= falls. Nicht für die Bevöllkerung von Thury und Lichten= thal hat Hegel seine Deduktionen, Kant seine Beweise ge= schrieben. Zwei sich ungleichartige Elemente arbeiteten sich fortwährend entgegen, statt fördernd zu dem gemeinsamen Ziele zu wirken, und das Volk blieb unwissend wie zuvor. Nein, hier muß rasch, energisch eingegriffen werden, soll nicht das verhängnißvolle „Zu spät“ erschütternd in unsere Ohren klingen! Kennt ihr das Mittel, wie man erhebend, begeisternd, elektrisch zündend auf diese Masse wirkt? Es ist nicht das geschriebene, sondern das gesprochene Wort. Warm wie es aus dem Herzen kommt, muß es zu den Herzen des Volkes dringen, und es wird Euch verstehen. Versucht es, schreibt Versammlungen aus, denn mit Clubbs ist es nicht gethan — motivirt sie, ladet das Volk zu den= selben ein, und ihr werdet in kurzer Zeit eine erstaunliche Veränderung gewahren. Dieselbe Masse, die jetzt planlos ihren Vergnügungen nachjagt, den Augenblick genießt, und in der Fluth von ephemeren Tagesblättern bloß aus dem Grunde wühlt weil sie eben Skandal machen wird sich in die Versammlungen drängen und willig, begierig, dank= bar Euren Worten lauschen. Nicht jetzt gilt es, den Grundsatz: Odi profanum vulgus geltend zu machen; tretet auf, ihr Redner wenn ihr das wahre Wohl Eueres Vaterlandes vor Augen habt, und sprecht begeisternd und aufklärend zu der Masse! Denn nicht bloß heilsam und zeitgemäß sind derlei Versammlungen; wir halten sie auch für eine gebieterische und dringende Nothwendigkeit, soll nicht dieselbe kindliche Unbefangenheit und Gemüthigkeit dieses Volkes, die es jetzt so empfänglich für das beleh= rende wohlwollende Wort der Demagogen macht, vielleicht in den nächsten Tagen schon eine furchtbare, tödtliche Waffe in den Händen unserer Feinde werden! A. Z. Ein Brief Radetzky's. An den löblichen Magistrat der Stadt Steyr. Erlauben Sie mir, meine Herren, daß ich Sie ersu= che, den Bewohnern der Stadt Steyr meinen herzlichsten innigsten Dank auszudrücken. Sie haben mir in dem herr= lich gearbeiteten Schwert ein kostbares Geschenk gemacht, mir doppelt theuer, da es von Eurer eigenen Hand gear= beitet, das ich mit aufrichtiger Freude annehme; ich fühle, wie sie in dem greisen Führer das tapfere Heer unter mei= nen Befehlen ehren wollten, und darf stolz sagen, ein solches Heer verdient jede Ehre; mit Todesverachtung stürzte es sich auf den Feind, warf jeden Widerstand nieder, er= trug freudig jede Entbehrung und die Glut einer tropi= schen Sonne. Gott hat seine Mühen gesegnet, der Feind ist gedemüthigt über unsere Grenzen zurückgeworfen, auf dem geheiligten Haupte unseres Herrn und Kaisers ist die eiserne Krone befestigt. Und Eure Söhne, sie waren unter den Tapfersten der Tapfern, sie haben gezeigt, daß das alte Blut Oesterreichs noch in ihren Adern rollt, und daß Treue und Muth bei ihnen nie wanken. Nochmals meinen herzlichen Dank und Gruß den wohnern der Stadt. Hauptquartier Mailand am 12. August 1848. Radetzky m. p. Mit diesem herzlichen Schreiben erfreute der ausge= zeichnete Führer der italienischen Armee, die in Italien für unsern konstitutionellen Kaiser und die Ehre und Integrität des österreichischen Kaiserstaates kämpfte, unsre Stadt und diese hat sich somit um ein Zeichen ihrer Hoch= achtung einen schätzenswerthen Beweis ritterlichen Dankes eingetauscht. Indem wir dieses Schreiben mit Vergnügen der Oeffentlichkeit übergeben, knüpfen wir daran den Wunsch, der greise Feldherr möge noch lange seinen wohlverdienten Ruhm und die Liebe und Achtung seiner freien Mitbürger genießen. Die Redaktion. „Tutti-frutti“ von F. W. Arming. Wir stiegen zu Siders in den Eilwagen; trafen be= reits einen Passagier — einen Engländer. Freund Fuchs schlief bald ein, — ich mochte nicht schlafen, wollte plau= dern; aber es gehört in der That Muth dazu, einen Eng= länder anzusprechen; ich wagte es, und sieh da, Wunder genug! anstatt des eisigen yes oder no, erhielt ich eine freundliche Antwort, sicher, weil ich ihn nicht französisch son= dern englisch angesprochen. Seine Antwort war auf meine Anrede: „auch er freue sich der schönen Erntehoffnungen, wozu Frühling und Sommer berechtigt; — übrigens habe er schon einer Ernte beigewohnt in diesem Sommer, und die zweite werde dort sicher die Erste noch übertreffen“
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