Kaiser wird seinem Lande das letzte Opfer bringen und die Zügel der Regierung wieder ergreifen. Auch Sie müs= sen eines bringen und fühnen, wo sie gefehlt haben. Ge= hen Sie muthig in den Kampf zwischen Mutterliebe und Unterthanenpflicht, die das Vaterland von Ihnen fordert wie von dem letzten Bürger. Trennen Sie sich von ihrem Sohne. Wer künftig an der Spitze der Regierung stehen will, muß das Volk lieben und ihm vertrauen, damit auch er des Volkes Vertrauen und Achtung genieße. Dann wird das Volk glauben, daß der Regent seine Gesetze hal= ten und halten lassen wolle. Das kömmt nicht über Nacht. Leider betrauten Sie mit der Erziehung Ihrer Söhne ei= nen Fremdling*), den die Natur im Mutterleibe schon als Idioten und Jesuiten gezeichnet hat, ohne ihm die Gutmü= thigkeit des ersteren oder die Feinheit des letzteren zu ge= ben. Beschränkt im Kopfe, leer im Herzen ließ dieser Mensch Ihren Kindern nicht einen Tropfen guten Blutes, wie je= ner Brave, der vor einiger Zeit Ihrem Hofstaate ange= hörte, wehmüthig ausgerufen hat. Nun heißt es die al= ten Lehren wie Pestbeulen ausbrennen und neues Blut einimpfen. Das kann in Ihrer Nähe nicht geschehen, wo der Verräter immer noch im Hintergrunde lauert, da= zu ist's zu spät und mißtrauisch würde man Sie an der Seite Ihres Sohnes sehen, während alle Herzen frisch aufatmen und dem Jünglinge freudig entgegen schlagen werden, wenn ihn Prinz Johann den steilen Pfad hi= nangeleitet zu dem Trone seiner Väter. Er wird es thun mit kräftiger Hand, mit weisem Sinne, mit aufrichtigem Willen — bauen Sie darauf, Johann ist kein Ehrsüchti= ger. Er wird es thun mit des Volkes Beistand, mit des Volkes Ergebenheit. Er wird es thun mitten in den deut= *) Bombelles, schen Gauen, unter deutscher Treue, deutscher Redlichkeit. Wie wenn dort ihres Sohnes Größe einen Staffel fände, die 1000 Jahre zählt? Sie aber, erlauchte Frau, folgen Sie dem Beispiele Ihres königlichen Bruders, der, als er treu seiner ganzen Lebensrichtung nicht einstimmen konnte in die Forderung der Neuzeit, ihr darob nicht grollte, sondern vom Throne herabstieg, um ihn für seinen Sohn und das Land vor neuen Zerwürfnissen zu retten, würdig eines Walhallage= nossen. Sehen Sie ferne vom Schauplatze ruhigen Ge= müthes den Entwiklungen des erwachten Völkerbewußtseins zu. Sie sind eine Freundin der schönen Natur, gehen Sie zu Ihrer kaiserlichen Schwester, vielleicht legen sich an de= ren Witwensitze die Stürme, die Sie durchtoben; bitten Sie dort den Kardinal Erzbischof, den frommen Seelenhir= ten, daß er Sie auferbaue mit der Grundlehre des Chri= stenthums und Sie zu dem Gefühle erhebe: Den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Als vorurtheillose Zuseherin wer= den Sie eine andere Anschauung von der Weltbühne er= langen und wenn Ihr Sohn, erstarkt in der neuen Lehre, als ein Freier an Geist und Gemüth regieren wird ne= ben und durch die Freien, dann mögen Sie zu ihm zurück= kehren und Sie werden erkennen, daß es noch ein höheres Glück gebe als zu herrschen über einen Haufen Ge= knechteter, selbst ein Sclave seiner Umgebung von schönen Garden, feilen Woldienern und selbstsüchtigen Günstlingen: das Glück des reinen Gewissens. Hiermit, Frau Erzherzagin, schliesse ich. Tragen meine schwachen Worte auch nur zum tausendsten Theile bei unsere nächste Zukunft zu befestigen, so habe ich meine Pflicht als konstitutioneller Bürger erfüllt. In dieser Hoffnung verharre ich Ihr treu anhänglicher Diener. Neuestes. Der Kaiser kehrt heute auf das Verlangen des die Völker Oesterreichs repräsentirenden Reichstages nach Wien zurück. Werden die Mitglieder der Innsbruker Ca= marilla seine Person auch in Wien umgeben? Als Unterstaatssekretäre im Ministerium der Justiz sind von Mitis und Baron Pratobevera, der Sohn des berühmten Herausgebers der „Materialien für die Gesetz= kunde“ ernannt. Der frühere Generalsekretär in diesem Mi= nisterium „Hye“ scheint somit seiner Stelle enthoben zu sein. Ein Bürgerverein ist hier ins Leben getreten. Glück auf! Gewählt hat er zum Präsidenten: F. W. Arming, k. k. Kreis=Wundarzt, Vicepräsid. ist: Bräumeister Seidl, Schriftführer: A. J. Schindler, Stellvertreter: Ernst Schindler, Gewerke. Erzherzog Johann soll in Salzburg eine Unterre= dung mit dem Erzherzog Franz Karl gehabt haben. Das Kriegsministerium bringt folgende telegraphische Depeschen über die Besitznahme Mailands zur öffent= lichen Kenntniß: I. Telegraphische Depesche von Cilly am 9. August. „Heute Früh kam ein Kourier mit der Nachricht von der Einnahme Mailands.“ II. Telegra= phische Depesche am 9. August 1848. „Feldmarschall Graf Radetzky hielt am 6. d. M. um 10 Uhr Vormittags unter allgemeinem Jubel seinen Einzug in Mailand. Die Stadt ist vollkommen ruhig.“ Mit einem Ergänzungsblatt Nr. 11. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.
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