Zwanglose Blätter, Nr. 41, vom 5. August 1848

sie von einer weit überlegenen Macht überfallen und größ= tentheils zerstreut wurde. Die Piemonteser besetzten den ge= nommenen Terrain bei Sommakampagna und Custozza, wo Karl Albert sich in langen Reihen mit seiner sehr star= ken Artilleriemacht entwickelte. Seine Stellung war eine der stärksten, die es geben kann. Aber ein großer Theil der zerstreuten Brigade sammelte sich wieder befand sich aber natürlich in keiner kampfgeeigneten Verfassung. Trotz= dem verlor sie den Muth nicht. Verstärkungen, darunter ein Bataillon Wiener Freiwillige langten von Verona an, die Verschanzungen wurden erstürmt, wieder genommen, wieder erstürmt, — unsere Braven blieben Sieger. Der Kern der Truppen des Königs, ja selbst seine Garden konnten der Tapferkeit und dem Ungestüme unse= rer Truppen nicht widerstehen. Die Schlacht bei Cu= stozza ist die glänzendste Waffenthat des dermaligen Krie= ges in Italien, beweist das Feldherrntalent des Feldmar= schalls und die Tapferkeit seiner vom Heldenmuth begeister= ten Truppen. Es mögen wohl 80000 Mann in dieser neunstündigen Schlacht bei afrikanischer Sonnengluth ge= kämpft haben. Die Regimenter Prinz Emil, Nugent und besonders die Wiener Freiwilligen thaten sich dabei heldenmüthig her= vor. Der Verlust der Wiener ist bedeutend, er beträgt 2 Compagnien, (von sechsen, also das Drittheil). Der Rückzug der Piemonteser artete in eine so un= beschreiblich verwirrte Flucht aus, daß die Privat= kasse des Königs Carl Albert, enthaltend zwei Millionen Franks, so wie sein silbernes Tafelservice und seine komplete Equipage in die Hände unserer siegreichen Truppen fiel. Die Oesterreicher machten große Beute an Kano= nen und Kriegsmaterial. Bestimmte Nachrichten aus Verona geben die Ge= wißheit, daß F. M. L. d'Aspre mit ungeheurer Bravour die Verschanzungen von Goito mit allen Kanonen der Piemonteser genommen habe. Ebenso hat das zweite Ar= meekorps am 26. Juli Abends und am 27. Früh zwei sieg= reiche aber blutige Gefechte bestanden. Nun kein Wort mehr von Waffenstillstand, der Mar= schall setzt seine Operationen unaufhaltsam fort. Carl Albert ist im vollem Rückzug über Marcaria nach Cremona, der Herzog von Genua sucht Brescia zu erreichen*). Die Italiener haben jetzt den gehörigen Respekt vor der österreichischen Tapfer= keit. Ein nach Verona eingebrachter piemontesischer Of= fizier äußerte sich: „die Oesterreicher kämpfen nicht wie Soldaten, sondern wie Teufel.“ Ununterbrochen dauert der Durchzug der Reisenden aus Italien durch die Schweiz fort, und die Dampfboote bringen so viele Passagiere über den Vierwaldstättersee nach Luzern, daß die Post nicht immer im Stande ist, diese alle gleich weiter zu befördern. Unter diesen Flüchtlingen sind viele englische, auch deutsche Familien, welche zwar ungern das milde welsche Klima verlassen; aber die zuneh= mende Anarchie in Mittelitalien, das Blutbad in Neapel, und die dort finster drohende Zukunft haben sie verscheucht. Irland. Irland hat gegen seine Tirannen zu den Waffen ge= griffen. Die am Donnerstag den 27. Juli Morgens 10 Uhr in Liverpool angekommenen Nachrichten lauten: Ganz Süd=Irland ist aufgestanden. — In Clomnel wurde furchtbar gefochten, die englischen Truppen waren schnell überwaltigt. In Carrik zeigten die Truppen selbst Unzufriedenheit, zogen sich zurück und überließen ihre Quar= tiere dem Feuer. Mehrere Meilen der Eisenbahnschienen bei Thurles sind weggenommen, der Bahnhof in Flammen. Die Leiter der Clubs in Dublin sind in Clomnel und von allen Seiten strömen ihnen die Massen zu. Zu Kilkenny ist das Volk ebenfalls siegreich. *) So eben erhalten wir die Privatnachricht: Peschiera ist mit Sturm genom= men, und der zukünftige König von Sicilien, Herzog von Genua gefangen genommen. Briefe. Ried, 24. Juli 1848. Die Schärdinger und wir diktirten zu Protokoll vom 17. d. M. dulden wir keine Hausirer — süsse gute Worte wurden uns gegeben um Skandal zu verhindern, das Kreisamt verwies auf das Geduldamt und nahm die Hau= sierer in Schutz, als Leute, welche Rechte erworben hätten — aber ich sagte: Bürger, im eigenen Hause sind wir die Herrn — ließ weiße Zettel drucken „das Hausieren wird nicht geduldet“ um aber Niemand in der Freiheit zu schmälern auch Schwarzgelbe „das Hausieren ist geduldet.“ In einer Stunde waren 300 Weiße auf= gemacht, Gelbes ist noch keines abgesetzt, Bauern verlan= gen weiße. .. Ich gebe diese Nachricht in die Grätzer, Kärnthner, Krainer Zeitung, sorgen Sie für die Verbreitung und gleichförmige beharrliche Anwendung bei Ihnen und Kon= kurrenz und wo mögliche Aufname in die „Zwanglosen Blätter.“ Anzeige. Ein Bauerngut mit 60 Joch Grund ist aus freier Hand um den festgesetzten Preis von 6500 fl. C. M. ge= gen vortheilhafte Bedingnisse zu verkaufen. Dasselbe liegt 2 Stunden aufwärts von Steyr, hat eine gute Bodenbe= schaffenheit, und günstige Lage. Näheres hierüber bei Wenzel Schöbel in Steyr, franko. Berichtigung. In No. 40 auf der ersten Seite, erste Spalte, zweite Zeile soll es heißen: anstatt „dänische“ — „donische“. Veranwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

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