zielen wollen. .... Das sind die demokrati= schen, konstitutionellen, Bürgervereine oder welchen Namen sie sonst annehmen, — der Name thut nichts zur Sache, wenn sie nur das Gute und Rechte wol= len, dann ist es gut und recht, daß sie sich bilden. Der Mensch ist unbestreitbar das schwächste und hilfloseste Geschöpf, so lange er alleine steht; aber zu mäch= tigen Gebietern der Erde, zu Gewaltherrn der Natur er= heben sich die Vereine der Menschen durch die Verbindung ihrer Kräfte für Erreichung gemeinsamer Zweke. Betrach= ten wir uns die Vereine zur Erforschung der Wahrheit in allen Reichen des Wissens und zur Verbreitung jeder Art von Kenntnisse, — betrachten wir uns die Vereine zum Gewinn und Vertrieb materieller Güter, die sich durch die manigfaltigsten Verbindungen von Natur= und Men= schenkräften erzeugen lassen, — betrachten wir selbst die Vereine, welche in das Gebiet des religiösen und sittlichen Lebens eingreifen, z. B. die Missionsgesellschaften, die Mä= ßigkeitsvereine, die Vereine für Besserung der Verbrecher u. a. m. so müssen wir zur Ueberzeugung gelangen, von welch bedeutender Wirkung, wie nützlich und förderlich die Vereine sind; und betrachten wir uns die Staaten, in wel= chen dem Associationsgeiste die freieste Entwiklung gesetzlich gestattet ist, so erfahren wir, welch reichen Segen er über diese Länder bringt. Der Associationsgeist ist es, welcher in Belgien binnen wenigen Jahren Wunder der Industrie entfaltet und dem Lande neue, in ihrem vollem Reichthume bisher nicht geahnte Quellen der Wohlfahrt eröffnet; — in Großbrittanien hat er alle produktiven Kräfte des Lan= des und Volkes auf den höchsten Grad gesteigert. Aber die Vereine haben noch mehr gethan. Sie haben die Volks= bildung zur Volkssache gemacht, sie haben die wichtigsten Ungleichheiten des Rechtes geebnet, sie haben nützliche und nothwendige Reformen geleitet, sie haben zu dem Ziele einer höhern politischen und socialen Entwiklung geführt. Werfen wir einen Blik nach Nordamerika, den vereinigten Staaten zu, wo wirklich Alles und Alles „Verein“ ist. Hier hat der Associationsgeist nicht blos der Cultur uner= meßliche Länderstrecken gewonnen, Wälder gelichtet, Städte gegründet und durch Kanäle und Eisenbahnen neue ver= einigende Bande geschlungen; er hat auch für die sittliche Vereinigung des Volkslebens, für die Erhebung der Na= tion zur freien Selbstständigkeit gewirkt. Auch in Deutschland hatten sich in den Jahren des europäischen Friedens Associationen gebildet; aber auch nicht bloß solche, welche materielle Interessen verfolgten. Die allgemeine Theilnahme an den Angelegenheiten des Staa= tes, eine sehr natürliche Folge der vielfachen Uebel, womit eine verderbliche Politik die Völker heimgesucht hatte, die Verbreitung politischer Ansichten und Ueberzeugungen, selbst bei der Masse des Volkes, das die Einsicht in die Bedürfnisse des Gemeinwesens nicht mehr als ausschlie= ßendes Eigenthum einer Classe von Staatsdienern gelten ließ, sondern für die Gestaltung und Entwiklung desselben überall selbstthätiger und selbstständiger auftrat, hatte die Entstehung vieler politischer Vereine herbeigeführt. Ganz natürlich behagten diese den Anhängern des Princips eines blinden Gehorsams und einer willenlosen Unterwer= fung nicht, und es kam das Verbot solcher Vereine, und wieder ganz natürlich dieses am strengsten in Oesterreich. Man legte dem natürlichen Triebe des Menschen, dem Triebe der Association, der Quelle und Bedingung aller materiellen und geistigen Fortschritte, so wie aller Gesit= tung, die hemmendsten Fesseln an. Doch die Zeit ist ge= kommen, wo diese Fesseln allgeschüttelt worden, und wir wollen von der errungenenen Freiheit vollen Gebrauch ma= chen; wir wollen die in unendlicher Manigfaltigkeit und in zahllosen Abstufungen verschiedenen Kräfte des Körpers, des Geistes und des Gemüthes, wie sie an die Einzelnen vertheilt sind, vereinen, und die mit verschiedenen Anlagen und Fähigkeiten Ausgerüsteten als lebendige Glieder zu einer großen Kette verbinden. Wir haben den Zeitpunkt erreicht, wo es an uns ist, unsere Kraft und Thätigkeit theils für Erreichung positiver Vortheile, theils für Abwehr wirklicher oder drohender Uebel entschieden hervortreten zu lassen, — dieses kann durch Associationen geschehen, aus Vereinen, welche frei aus der Mitte des Volkes hervorgehen. Nach diesen einleitenden Worten mache ich meine Mitbürger auf den sich jetzt in unserer Stadt konstituiren= den „Bürgerverein zur Wahrung der bürgerlichen Rechte und Interessen“ aufmerksam. Was er sich zur Aufgabe gestellt, sagt sein Name, — wie er diese Aufgabe zu er= füllen sich bemühen wird, soll der Erfolg lehren. Ich rufe ihm aus voller Seele ein „Glück auf!“ zu, — und jeder, der es gut mit unserer Sache meint, wird es mit mir ru= fen. F. W. Arming. Neuestes. Italien. Mit wahrer Freude ergreife ich heute die Feder um den Lesern unseres Blattes die Nachrichten zu bringen wie sie uns aus Italien und der Schweiz zukommen. Sieg folgt auf Sieg, und wenn in dem Armeebulletin No. 20, wo es heißt: „die Tapferkeit unserer Armee hat den König Karl Albert bei Custozza in dreitägiger Feldschlacht besiegt; wir folgen dem sich zurückziehenden feindlichen Heere auf dem Fuße“ — zum Schluße steht: „Es lebe der Kaiser!“ so setzen wir hinzu: „und der brave alte Radetzky!“ Am 24. Juli war der Uebergang unserer Armee über den Mincio, und der befestigte Posten Ponti genommen. Am 25. Juli war die Brigade Lichtenstein, jetzt Simbschen, welche den Zug nach Ferrara auf das Ehren= vollste gemacht, nach diesem höchst beschwerlichen Marsch ohne Essen und Trinken eben bereit sich zu erholen, als
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