Zwanglose Blätter, Nr. 41, vom 5. August 1848

wanglose Blätter für Oberösterreich. Nero. Steyr am 5. August 1848. 41. — —— Werft die Anker kühn hinaus Daß das Schifflein, irr und schwankend, stehe wie ein steinern Haus; Drin das Volk sitzt zu Gerichte mit der Freiheit und dem Recht. Gegenbaur. Der Wiener Reichstag und der Kaiser. Der Frühling war an die Stelle des Winters ge= treten; doch hatte sich bis jetzt diese Jahreszeit sehr kalt und unfreundlich angelassen, nichts als Regen, scharfe Winde und gelegenheitlichen Schneefall hatte man gehabt, und das Moor sah sogar noch brauner und trostloser aus, als dieß am Schluße des Jahres der Fall gewesen war. Nirgends sah man ein grünes Grasblättchen unter Moos und Heidekraut emporkeimen, nirgends eine junge Knospe auf den nakten Baumzweigen, die Zeugungskraft der Na= tur schien erloschen. — Ein junger Wandersmann schlen= dert mit gebeugtem Haupte und gerunzelter Stirne über das Moorland, der Regen ergießt sich in Strömen, und nach langem Herumirren keine Stätte, die durchnäßten Gewänder zu trocknen, das ermüdete Haupt zur erwünsch= ten Ruhe zu legen. Ein ähnliches Gefühl überschlich uns, wenn wir die Stoppelfeder der Reichstagsverhandlungen durchpilgerten. Viel Worte, Gezänke und alt Basengeschwätz; kein leuch= tender Gedanke, der elektrisch auf die Versammlung ge= wirkt, keine Gliederung in scharf gesonderte Parteien, das Orygen jeder politischen Entwicklung, kein festes geschlosse= nes Prinzip, das vollendet wie Pallas Athene aus dem schöpferischen Kopfe eines Zeus gesprungen wäre. — Wir erblickten Namen im konstituirenden Reichstage, die zu üp= pigen Hoffnungen berechtigten; aber diese wurden noch wenig realisirt; die so oft und warm angepriesene Freisin= nigkeit eines Abgeordneten, der „Erkläret mir Graf Oerin= dur! diesen Zwispalt der Natur“ auf der Rechten seinen Sitz genommen, und dem, obwohl sehr widersprochen, die Ehre zu Theil ward, die alte Stadt der Ottokare zu ver= treten, hüllt sich in unverbrüchliches Schweigen! — — Das heldenmüthige Volk von Wien, angehaucht vom belebendem Odem des Weltengeistes, der die Völker von den Ufern der Seine bis zu den Küsten des schwarzen Meeres aus ihrem lethargischen Schlafe erweckte, hat am 15. Mai das de= mokratische Prinzip zur Geltung gebracht, war am 26. entschlossen, mit Gut und Blut es zu schützen. Alle Pro= vinzen mit Ausname einer jesuitischen Partei in Tirol stimmten aus vollstem Herzen ihm bei. Nur eine, eine aufrichtige Zustimmung fehlte, die Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich, wenn gleich sein Name unter den zugestandenen Errungenschaften stand. Eine Kamarilla, gewohnt nur in den mephytischen Dünsten des starrsten Absolutismus zu athmen, hatte den geliebten Monarchen entführt, mit satanischer Kunst wußte sie sein väterliches Herz seinem treuen Volk zu entwenden. Deputationen über Deputationen, von schönen Frauen, von würdigen Männern, vom Volk und wieder vom Volk eilten an das kaiserliche Hoflager nach Innsbruck, den Kaiser zur Heim= fahrt nach Wien zu bewegen. Man versprach sie baldigst aber hielt nicht Wort. Der Kaiser schickte den Erzherzog Johann als Stellvertreter, den kurze Zeit darauf Deutsch= land an seine Spitze rief. Unter solchen Umständen trat das jetzige Ministerium ans Ruder begrüßt von den lau= ten Simpathien freiheitsliebender Männer. Sein erster Schritt war, den konstitutionellen Kaiser zur Rückkehr nach Wien, den Brennpunkt der Monarchie einzuladen; die Be= dingung seines Bleibens auf diesem schwierigen Posten war die Gewährung dieser Bitte von Seite des Kaisers. Der Kaiser lehnte sie ab, verlangte Garantien, daß der Reichstag der vollsten Freiheit des Berathens und des Handelns gewiß sei und verspricht dann, den Erzherzog Franz Karl zu schicken, obwohl er ihn schmerzlich entbehre!! Diese Antwort theilt der Minister des Innern dem versammelten Reichstage mit, und forderte ihn auf zu ent= scheiden. Vicepräsident Strohbach beantragt ein Vertrauens= votum für das Ministerium, das von der Versammlung angenommen und selbst von den Gallerien mit stürmischem Beifall begrüßt wird. Im Hochgefühl der Würde des Reichstages ergreift Abgeordneter Claudi das Wort: „Wir sind Vertreter freier Völker und die Stellung freier Völker gegenüber der Gewalt ist eine ganz an= dere. Die Zeit des Bittens ist vorüber; es

bedarf energischen Auftretens, wir sollen nicht vor die Stufen des Thrones gehen, die von der Camarilla um= geben sind, und bitten, was dem Willen der Camarilla genehm sein wird; wir dürfen nicht bitten, weil wir nicht zulassen dürfen, daß durch längere Abwesenheit der Reaktion möglich wird, ihre Gelüste durch Einschrei= ten zu bethätigen. Wir müssen als freie Männer spre= chen und vor den Thron des Kaisers, den wir noch alle innig lieben, und von dem wir glauben, daß ihm Glück, Ruhe und Ordnung so heilig als uns ist, hintreten. Wir müssen fordern im Namen des Ge= setzes, im Namen des Volkes, im Namen der Vertreter des Volkes.“ Sein Antrag findet vielseitige Zustimmung nur der Hochtory Stadion, nachdem er viel des Lobes über das ausgezeichnete Benehmen Wiens, viel des Tadels über die Behörden ausgesprochen, sich in einigen Angriffen auf den Sicherheitsausschuß gefallen, und auch das Ministerium nicht auf das Freundlichste in Betrachtung gezogen, spricht gegen Claudi und behauptet, man müsse Se. Majestät bit= ten, man könne ihm nicht befehlen, oder von ihm fordern, indem man dadurch sich selbst schänden würde und eine solche Art der Würde eines freien Volkes nicht angemes= sen wäre (häufiges anhaltendes Zischen — dürfte wohl auch in ein etwaiges Ministerium Stadion hinüber tönen.) Hierauf Fischhof: „Als man von uns Garantie verlangte, sagte ich als Präsident des Sicherheits=Ausschusses, daß wir keine an= dere Garantie geben können, als die Liebe Wiens zu seinem Kaiser, und das sprechen wir jetzt im Namen aller Völker aus. Als am 18. Mai alle Elemente der Anarchie vorhanden waren, da waren alle Bewohner Wiens einstimmig, der Anarchie und der Reaktion ent= gegenzutreten, und der Abgeordnete Stadion verlangt noch Garantien. Später traten Männer zusammen, die bloß das Vertrauen des Volkes hatten, und sie hielten Ordnung und Sicherheit aufrecht, und der Abgeordnete Stadion verlangt noch Garantien. Gegenwärtig sind alle Abgeordneten Oesterreichs beisammen, und halten sich für sicher, und der Abgeordnete Stadion verlangt noch Garantien? Wenn jemand berechtigt ist Garantien zu fordern, so sind wir es. Wir wollen aber keine Garantien, wir wollen blos Vertrauen gegen Vertrauen, und diese Forderung muß die Kammer aussprechen.“ So spricht Fischhof und nicht enden wollender Zuruf beweist, wie wahr sein Gefühl, wie sehr er im Herzen des Volkes gelesen, ebenso Abgeordneter Brestel, welcher die bemerkenswerthen Worte sagt: „Es ist die Pflicht des Kaisers zu kommen, denn wer ein Amt übernimmt, übernimmt auch die Pflichten, die damit verbunden sind, und diese Pflichten kann der Kai= ser nur hier ausüben, darum muß ich mich auch dagegen erklären, daß der Kaiser einen Stellvertreter schicke, das darf nur im dringendsten Falle geschehen und da muß man uns fragen, ob und welchen Stellvertreter wir wollen.“ Der Reichstag beschloß den Entwurf einer Adresse in der Sr. Majestät die dringliche Nothwendigkeit seiner baldigen Rückkehr ans Herz gelegt wurde, und die durch eine Deputation aus der Mitte des Reichstags dem Kai= ser überbracht werden sollte. Nur Claudi, Fischhof und Brestel stehen auf demo= kratischem Boden, mit richtigem Verständniß horchten sie auf den stürmischen Mahnruf der Zeit; sie blieben mit ein paar Freunden in ihrer Meinung vereinzelnt. Der politische Sinn zwischen „bitten" und „fordern“ wurde nicht aufgefaßt. Am 29. Juli hätte sich der Reichstag einen Lorber= kranz auf die Stirne drücken, seinen Namen mit goldenem Grif= fel auf ewig ins Buch der Geschichte eingraben können. An diesem Tage hätte er das demokratische Prinzip mit ihm die Revolution und ihre Consequenzen in weitester Aus= dehnung anerkennen sollen. Er hat es nicht gethan! Mit= und Nachwelt wird ihn richten!! Im demokratischen Staate ist das Volk die Quelle jeder Majestät, das Volk bekleidet den Herrscher mit sei= ner Würde, und äußert sein Wollen durch seine Vertreter; — die Rechte aller Staatsbürger sind gleich, aber auch ihre Pflichten; jede Sonderstellung, jede Kaste ist unver= träglich mit seinem Bestande; jede Kraft des Einzelnen ist zinsbar dem Wohle des Ganzen; in der Einheit liegt seine Macht. Die Aufgabe des konstituirenden Reichstags ist es, den Staat nach diesen Grundsätzen aufzubauen; dazu ist des Kaisers Gegenwart unbedingt nothwendig, soll der Vertrag zwischen Kaiser und Volk (das Reichsgrundgesetz) naturgemäß und ehrlich geschlossen werden. Der herzlichste Jubel seiner Wiener wird den Kaiser in seiner Väter Burg willkommen heißen; möge er dorthin bald vertrauungsvoll zur Wahrung der Freiheit und des Friedens, zum Wohl seiner Völker und zum Ruhm seines Hauses zurückkehren, möge er denn ahnungsvollen Sinn der Worte König Lud= wigs beherzigen „ - - - - Die Throne stürzen Vertilgend flieht über sie die Zeit.“ ehe hin nach Innsbruck ein donnerndes „Zu spät“ durch die Schluchten der Tiroler Berge schallt. C....t Association ist ein Wort, welches man jetzt häufig genug hört, und dazu mit Freude und Stolz: „es ist uns das Recht dazu gegeben!“ Es bilden sich auch, wohin man blikt, Ver= eine jeder Art und jeden Namens. Vor den Märztagen konnte dieses nicht ohne Sanktion der Polizei geschehen, und diese erhielten nur solche, welche in Eisen und Holz, mit Dampf= oder Wasserkraft zu arbeiten versprachen, .... jetzt ist es anders, jetzt bilden sich Vereine zu anderen Zwe= ken und fragen um die polizeiliche Weihe nicht erst an, Vereine, welche Rükkehr oder Erringung eines geordneten, friedlich freien Zustandes auf der Basis der Rechte und der Gesetze er=

zielen wollen. .... Das sind die demokrati= schen, konstitutionellen, Bürgervereine oder welchen Namen sie sonst annehmen, — der Name thut nichts zur Sache, wenn sie nur das Gute und Rechte wol= len, dann ist es gut und recht, daß sie sich bilden. Der Mensch ist unbestreitbar das schwächste und hilfloseste Geschöpf, so lange er alleine steht; aber zu mäch= tigen Gebietern der Erde, zu Gewaltherrn der Natur er= heben sich die Vereine der Menschen durch die Verbindung ihrer Kräfte für Erreichung gemeinsamer Zweke. Betrach= ten wir uns die Vereine zur Erforschung der Wahrheit in allen Reichen des Wissens und zur Verbreitung jeder Art von Kenntnisse, — betrachten wir uns die Vereine zum Gewinn und Vertrieb materieller Güter, die sich durch die manigfaltigsten Verbindungen von Natur= und Men= schenkräften erzeugen lassen, — betrachten wir selbst die Vereine, welche in das Gebiet des religiösen und sittlichen Lebens eingreifen, z. B. die Missionsgesellschaften, die Mä= ßigkeitsvereine, die Vereine für Besserung der Verbrecher u. a. m. so müssen wir zur Ueberzeugung gelangen, von welch bedeutender Wirkung, wie nützlich und förderlich die Vereine sind; und betrachten wir uns die Staaten, in wel= chen dem Associationsgeiste die freieste Entwiklung gesetzlich gestattet ist, so erfahren wir, welch reichen Segen er über diese Länder bringt. Der Associationsgeist ist es, welcher in Belgien binnen wenigen Jahren Wunder der Industrie entfaltet und dem Lande neue, in ihrem vollem Reichthume bisher nicht geahnte Quellen der Wohlfahrt eröffnet; — in Großbrittanien hat er alle produktiven Kräfte des Lan= des und Volkes auf den höchsten Grad gesteigert. Aber die Vereine haben noch mehr gethan. Sie haben die Volks= bildung zur Volkssache gemacht, sie haben die wichtigsten Ungleichheiten des Rechtes geebnet, sie haben nützliche und nothwendige Reformen geleitet, sie haben zu dem Ziele einer höhern politischen und socialen Entwiklung geführt. Werfen wir einen Blik nach Nordamerika, den vereinigten Staaten zu, wo wirklich Alles und Alles „Verein“ ist. Hier hat der Associationsgeist nicht blos der Cultur uner= meßliche Länderstrecken gewonnen, Wälder gelichtet, Städte gegründet und durch Kanäle und Eisenbahnen neue ver= einigende Bande geschlungen; er hat auch für die sittliche Vereinigung des Volkslebens, für die Erhebung der Na= tion zur freien Selbstständigkeit gewirkt. Auch in Deutschland hatten sich in den Jahren des europäischen Friedens Associationen gebildet; aber auch nicht bloß solche, welche materielle Interessen verfolgten. Die allgemeine Theilnahme an den Angelegenheiten des Staa= tes, eine sehr natürliche Folge der vielfachen Uebel, womit eine verderbliche Politik die Völker heimgesucht hatte, die Verbreitung politischer Ansichten und Ueberzeugungen, selbst bei der Masse des Volkes, das die Einsicht in die Bedürfnisse des Gemeinwesens nicht mehr als ausschlie= ßendes Eigenthum einer Classe von Staatsdienern gelten ließ, sondern für die Gestaltung und Entwiklung desselben überall selbstthätiger und selbstständiger auftrat, hatte die Entstehung vieler politischer Vereine herbeigeführt. Ganz natürlich behagten diese den Anhängern des Princips eines blinden Gehorsams und einer willenlosen Unterwer= fung nicht, und es kam das Verbot solcher Vereine, und wieder ganz natürlich dieses am strengsten in Oesterreich. Man legte dem natürlichen Triebe des Menschen, dem Triebe der Association, der Quelle und Bedingung aller materiellen und geistigen Fortschritte, so wie aller Gesit= tung, die hemmendsten Fesseln an. Doch die Zeit ist ge= kommen, wo diese Fesseln allgeschüttelt worden, und wir wollen von der errungenenen Freiheit vollen Gebrauch ma= chen; wir wollen die in unendlicher Manigfaltigkeit und in zahllosen Abstufungen verschiedenen Kräfte des Körpers, des Geistes und des Gemüthes, wie sie an die Einzelnen vertheilt sind, vereinen, und die mit verschiedenen Anlagen und Fähigkeiten Ausgerüsteten als lebendige Glieder zu einer großen Kette verbinden. Wir haben den Zeitpunkt erreicht, wo es an uns ist, unsere Kraft und Thätigkeit theils für Erreichung positiver Vortheile, theils für Abwehr wirklicher oder drohender Uebel entschieden hervortreten zu lassen, — dieses kann durch Associationen geschehen, aus Vereinen, welche frei aus der Mitte des Volkes hervorgehen. Nach diesen einleitenden Worten mache ich meine Mitbürger auf den sich jetzt in unserer Stadt konstituiren= den „Bürgerverein zur Wahrung der bürgerlichen Rechte und Interessen“ aufmerksam. Was er sich zur Aufgabe gestellt, sagt sein Name, — wie er diese Aufgabe zu er= füllen sich bemühen wird, soll der Erfolg lehren. Ich rufe ihm aus voller Seele ein „Glück auf!“ zu, — und jeder, der es gut mit unserer Sache meint, wird es mit mir ru= fen. F. W. Arming. Neuestes. Italien. Mit wahrer Freude ergreife ich heute die Feder um den Lesern unseres Blattes die Nachrichten zu bringen wie sie uns aus Italien und der Schweiz zukommen. Sieg folgt auf Sieg, und wenn in dem Armeebulletin No. 20, wo es heißt: „die Tapferkeit unserer Armee hat den König Karl Albert bei Custozza in dreitägiger Feldschlacht besiegt; wir folgen dem sich zurückziehenden feindlichen Heere auf dem Fuße“ — zum Schluße steht: „Es lebe der Kaiser!“ so setzen wir hinzu: „und der brave alte Radetzky!“ Am 24. Juli war der Uebergang unserer Armee über den Mincio, und der befestigte Posten Ponti genommen. Am 25. Juli war die Brigade Lichtenstein, jetzt Simbschen, welche den Zug nach Ferrara auf das Ehren= vollste gemacht, nach diesem höchst beschwerlichen Marsch ohne Essen und Trinken eben bereit sich zu erholen, als

sie von einer weit überlegenen Macht überfallen und größ= tentheils zerstreut wurde. Die Piemonteser besetzten den ge= nommenen Terrain bei Sommakampagna und Custozza, wo Karl Albert sich in langen Reihen mit seiner sehr star= ken Artilleriemacht entwickelte. Seine Stellung war eine der stärksten, die es geben kann. Aber ein großer Theil der zerstreuten Brigade sammelte sich wieder befand sich aber natürlich in keiner kampfgeeigneten Verfassung. Trotz= dem verlor sie den Muth nicht. Verstärkungen, darunter ein Bataillon Wiener Freiwillige langten von Verona an, die Verschanzungen wurden erstürmt, wieder genommen, wieder erstürmt, — unsere Braven blieben Sieger. Der Kern der Truppen des Königs, ja selbst seine Garden konnten der Tapferkeit und dem Ungestüme unse= rer Truppen nicht widerstehen. Die Schlacht bei Cu= stozza ist die glänzendste Waffenthat des dermaligen Krie= ges in Italien, beweist das Feldherrntalent des Feldmar= schalls und die Tapferkeit seiner vom Heldenmuth begeister= ten Truppen. Es mögen wohl 80000 Mann in dieser neunstündigen Schlacht bei afrikanischer Sonnengluth ge= kämpft haben. Die Regimenter Prinz Emil, Nugent und besonders die Wiener Freiwilligen thaten sich dabei heldenmüthig her= vor. Der Verlust der Wiener ist bedeutend, er beträgt 2 Compagnien, (von sechsen, also das Drittheil). Der Rückzug der Piemonteser artete in eine so un= beschreiblich verwirrte Flucht aus, daß die Privat= kasse des Königs Carl Albert, enthaltend zwei Millionen Franks, so wie sein silbernes Tafelservice und seine komplete Equipage in die Hände unserer siegreichen Truppen fiel. Die Oesterreicher machten große Beute an Kano= nen und Kriegsmaterial. Bestimmte Nachrichten aus Verona geben die Ge= wißheit, daß F. M. L. d'Aspre mit ungeheurer Bravour die Verschanzungen von Goito mit allen Kanonen der Piemonteser genommen habe. Ebenso hat das zweite Ar= meekorps am 26. Juli Abends und am 27. Früh zwei sieg= reiche aber blutige Gefechte bestanden. Nun kein Wort mehr von Waffenstillstand, der Mar= schall setzt seine Operationen unaufhaltsam fort. Carl Albert ist im vollem Rückzug über Marcaria nach Cremona, der Herzog von Genua sucht Brescia zu erreichen*). Die Italiener haben jetzt den gehörigen Respekt vor der österreichischen Tapfer= keit. Ein nach Verona eingebrachter piemontesischer Of= fizier äußerte sich: „die Oesterreicher kämpfen nicht wie Soldaten, sondern wie Teufel.“ Ununterbrochen dauert der Durchzug der Reisenden aus Italien durch die Schweiz fort, und die Dampfboote bringen so viele Passagiere über den Vierwaldstättersee nach Luzern, daß die Post nicht immer im Stande ist, diese alle gleich weiter zu befördern. Unter diesen Flüchtlingen sind viele englische, auch deutsche Familien, welche zwar ungern das milde welsche Klima verlassen; aber die zuneh= mende Anarchie in Mittelitalien, das Blutbad in Neapel, und die dort finster drohende Zukunft haben sie verscheucht. Irland. Irland hat gegen seine Tirannen zu den Waffen ge= griffen. Die am Donnerstag den 27. Juli Morgens 10 Uhr in Liverpool angekommenen Nachrichten lauten: Ganz Süd=Irland ist aufgestanden. — In Clomnel wurde furchtbar gefochten, die englischen Truppen waren schnell überwaltigt. In Carrik zeigten die Truppen selbst Unzufriedenheit, zogen sich zurück und überließen ihre Quar= tiere dem Feuer. Mehrere Meilen der Eisenbahnschienen bei Thurles sind weggenommen, der Bahnhof in Flammen. Die Leiter der Clubs in Dublin sind in Clomnel und von allen Seiten strömen ihnen die Massen zu. Zu Kilkenny ist das Volk ebenfalls siegreich. *) So eben erhalten wir die Privatnachricht: Peschiera ist mit Sturm genom= men, und der zukünftige König von Sicilien, Herzog von Genua gefangen genommen. Briefe. Ried, 24. Juli 1848. Die Schärdinger und wir diktirten zu Protokoll vom 17. d. M. dulden wir keine Hausirer — süsse gute Worte wurden uns gegeben um Skandal zu verhindern, das Kreisamt verwies auf das Geduldamt und nahm die Hau= sierer in Schutz, als Leute, welche Rechte erworben hätten — aber ich sagte: Bürger, im eigenen Hause sind wir die Herrn — ließ weiße Zettel drucken „das Hausieren wird nicht geduldet“ um aber Niemand in der Freiheit zu schmälern auch Schwarzgelbe „das Hausieren ist geduldet.“ In einer Stunde waren 300 Weiße auf= gemacht, Gelbes ist noch keines abgesetzt, Bauern verlan= gen weiße. .. Ich gebe diese Nachricht in die Grätzer, Kärnthner, Krainer Zeitung, sorgen Sie für die Verbreitung und gleichförmige beharrliche Anwendung bei Ihnen und Kon= kurrenz und wo mögliche Aufname in die „Zwanglosen Blätter.“ Anzeige. Ein Bauerngut mit 60 Joch Grund ist aus freier Hand um den festgesetzten Preis von 6500 fl. C. M. ge= gen vortheilhafte Bedingnisse zu verkaufen. Dasselbe liegt 2 Stunden aufwärts von Steyr, hat eine gute Bodenbe= schaffenheit, und günstige Lage. Näheres hierüber bei Wenzel Schöbel in Steyr, franko. Berichtigung. In No. 40 auf der ersten Seite, erste Spalte, zweite Zeile soll es heißen: anstatt „dänische“ — „donische“. Veranwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

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