Zwanglose Blätter, Nr. 40, vom 2. August 1848

manches Geheimniß entdeckt haben, womit jene einträgli= chen Verkehr trieb und das, da es nun entdeckt ist, der Reiz verloren hat. So geht es mit allen Taschenspieler= stückchen; sie blenden, so lange man sie nur anstaunt und nicht kennt. Darum treiben auch die Taschenspieler ihre Künste meist bei der Nacht und im glänzenden Kerzenschein weil das Tageslicht zu grell wäre. Diese drei Blätter erscheinen in Wels, einem kleinen Landstädtchen von Oberösterreich, wo vor den 13. März d. J. sich die einzige dort befindliche Presse nur in Bewe= gung setzte, um Kreisamtskurrenden und Wochenmarkspreis= zetteln ihr schwarzes Dasein zu geben. Mefisto. Zur Geschichte unserer Zeit. Daß Wohlthätigkeitssinn zu Zeiten Schaden bringen kann, erfahren wir aus Genua. Fünf und zwanzig öster= reichische Offiziere, als Gefangene hieher gebracht, erfreuen sich einer ganz guten Aufname, besuchen öffentliche Orte, Kaffeehäuser, selbst auf Einladung Privatgesellschaften die Genuesen drängen sich mit Neugier an sie und erwei= sen ihnen aller Art freundliche Aufmerksamkeit; aber zu ihrem Unglück sind die guten Oesterreicher wohlthätig, spen= den aufköffentlichen Strassen Almosen und zwar mit einer für Genuesen unbegreiflichen Verschwendung, denn man zeihet sie einem oder zwei Armen einen Zwanziger gegeben zu haben. So etwas können nur Leute thun, die be= sondere Quellen haben, und es auch nur einem besonde= ren Zwecke zu Gefallen thun, ... Karl Albert ist ein Verräther, im Einverständniß mit Oesterreich, die Offiziere sind hier um mit anderen in Genua befindlichen österreichischen Gefangenen, etwa 400 an der Zahl, die Stadt zu überrum= peln und ohne Weiteres an Radetzky zu überliefern so schreit der Pöbel, belagert den Pallast des Gouverneurs und verlangt alle österreichischen Kriegsgefangenen nach der Insel Asinara (einem von einigen Ziegenhirten bewoh= ten Eilande an der Nordwestküste von Sardinien) zu schaffen, und den Offizieren, sowohl wie den Gemeiner nur Commisbrod verabreichen zu lassen. Nur mit Mühe konnte der Gouverneur den Pöbel beschwichtigen, indem er versprach, die gefangenen Offiziere in engem Gewahr sam zu halten, und sogleich wegen ihrer Entfernung hö= heren Ortes die betreffenden Befehle einzuholen. Uebri= gens sind die Genuesen immer noch aniger gegen die öster= reichischen Kriegsgefangenen als gegen die Jesuiten, da sie eilf Herren dieses Ordens, welche verkleidet und mit vie= lem Gelde versehen nach Genua gekommen waren, ohne weiteren Proceß aufknüpfen wollten. Eingesendetes. Die Wiener Deputation in Linz. Die mancherlei Deutungen, welche die Wiener De= putation trotz dem, daß sie sich öffentlich vor zahlreichen Versammlungen über den Zweck ihrer Sendung aus= sprach, erfährt, bestimmte mich die Veranlassung und der Verfolg genau zu beschreiben. Am 31. Mai beriethen wir Landtagsabgeordnete aus dem Bürger= und Bauernstande Oberösterreichs insgesammt nach Wien zu reisen, um den Wienern für ihre Aufopferung am 15. Mai und die Errungenschaften zu danken, indes= sen gewann die Ansicht, daß wir dadurch die Sitzung vom 2. oder vielleicht auch 3. Juni versäumen würden, während diese Berathungen eigentlich unsere Hauptaufgabe seien die Oberhand, es wurde beschlossen eine Adresse, welche diese unsere Gesinnungen an den Tag legen, abzuschicken. Samstag Abends den 3. Juni legte ich meinen Aufsatz, in welchem unsere Bewunderung für die Bewohner Wiens und zugleich unser Dank dafür ausgedrückt war, daß wir durch ihr Vorgehen jetzt schon den Vortheil genießen, in unseren bauerlichen und bürgerlichen Anliegen mitberathen und maßgebend auftreten zu können, sämmtlichen Landtags= abgeordneten des Bürger= und Bauernstandes aus der Provinz vor; diese kurze Adresse wurde von allen un= terschrieben. Ebenso unterzeichneten sie auch der Herr Sindikus von Vöklabruk, der Hr. Bürgermeister von Gmun= den, Hr. Hafferl von Wimsbach als Deputirter der nicht landständischen Dominien. Die Bürger=Abgeordneten von Linz konnte ich zur Unterzeichnung nicht einladen, da ein Adresse von den Herren Ständen, worin die Bürger von Linz ausdrücklich als im Einverständnisse mit der Fassung aufgeführt waren, die Ereignisse vom 15. ganz verschieden mit unsern Ansichten auffaßte, ja unsere Schrift größten= theis dadurch veranlaßt war. Dieses unser Dokument wollten wir nur nicht mit der Post absenden, sondern Hr. Herndl aus Grein, Hr. Tröls am Tröglgute zu Lest und ich ent= chlossen uns, dasselbe nach Wien zu überbringen, die an deren Landtagsdeputirten benützten die 8 Tage Ferialzeit an den häuslichen Herd zurückzukehren. Meinem Bruder hatte ich Tags zuvor nach Wien unseren Entschluß angezeigt und so kam es, daß wir in Nußdorf schon von einem Abgeordneten des Ausschusses zur Wahrung des Volksrechts Dr. Mayer, nebst anderen Garden, Bürgern, Studenten beiläufig sechzig an der Zahl empfangen und auf das Herzlichste und Freudigste bewill= kommt wurden. — Am andern Tage führte uns Dr. Mayer in den Sicherheitsausschuß ein, wo wir als wir uns als Ober= österreicher vorstellten mit dem größtem Jubel von allen Anwesenden begrüßt wurden. Ich las unsere Adresse vor, worauf wieder ein Sturm von Beifall losbrach. Dr. Fisch= hof antwortete darauf, daß in diesem Saal der Harmonien (die Sitzungen des Ausschusses sind bekanntlich im Musik vereinslokale) noch nie schönere Töne vernommen worden, und wenn sie auch jetzt erst erklängen, so wäre die Freude nicht minder groß über die Bekehrten. Dagegen erwiederte ich, daß diese letztere Bezeichnung auf uns keine Anwen= dung haben könne, unsere Gesinnungen seien immer diesel=

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