Zwanglose Blätter, Nr. 40, vom 2. August 1848

Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Nro. Steyr am 2. August 1848. 40. Gewiß, die Zeit ist wunderbar gelannt. Doch Menschen deuten oft nach ihrer Weise Die Dinge, weit entfernt vom wahren Sinn. Shakspeare. Julius Cäsar l. 3. Ein Blick nach Osten. Am 10. Juli Abends rückten die Russen in Jassy ein; Infanterie und dänische Kosaken, etwa fünfthalb Tau= send Mann mit acht Geschütze; — die väterlich besorgte Schutzmacht hält es für seine Pflicht durch Geschütze und Kosaken die erschütterte Liebe zum rechtmäßigen Landesfür= sten wieder dauerhaft zu befestigen. Einige wollen sogar behaupten, der Fürst selbst habe sich diesen Freundschafts= dienst von Seite Rußlands erbeten, um die revolutionären Bewegungen seiner Hauptstadt zu bekämpfen,.. lä= cherlich; in Jassy revolutionäre Bewegungen, setzt, wo ein Drittheil der Bevölkerung entflohen, und was zurückgeblie= ben dem Tode nahe oder ihm schon wirklich verfallen ist. Hier ein Kranker, der mühsam seinem Hause zuschleicht, — dort ein Sterbender auf dem Gehpfade mit krampfhaft verzerrten Gliedern; Leichen in den Höfen, Leichen in den Häusern, Leichen auf den Strassen, Leichen überall; die Cholera in ihrem vollem Wüthen; Häuser, ganze Strassen sind ausgestorben, in der letzten Hälfte des Ju= nius und im Anfange des Julius täglich 4—500 Sterb= fälle auf eine Bevölkerung von höchstens 60000 Menschen, .... allenthalben Wehklagen, Weinen, Stöhnen, Jam= mer in der ganzen Stadt, und da soll es revolu= tionäre Bewegungen geben? — Die Russen sind aber doch eingerückt. Die in Galacz residirenden Consule haben den russi= schen Consul Hrn. Colla darüber befragt, — er hat dieses und jenes geantwortet, und damit nichts geantwortet, wohl aber das Gespräch rasch auf etwas anderes zu bringen ge= wußt. Was hätte ein russischer Consul in Prag wohl zu dem Schreiben seines Kaisers an den F. M. L. Windisch= grätz gesagt? Es gibt Viele, die den Berichten aus Preu= ßen ihren vollen Glauben schenken, und jeden auslachen, der von einer aus dem Osten drohenden Gefahr spricht; — wir können nicht mitlachen. „In vierzig Jahren ist Europa kosakisch“ so sprach vor vierzig Jahren der größte Mann des Jahrhunderts; Napoleon hat mit einem Seher= blick vorausgesehen, was jetzt droht. Wird jetzt seinen Worten Glauben geschenkt? Spricht man doch stets von Unterstützung der Nationalitäten in ihren Bestrebungen. Napoleon wollte sich einen treuen, unverholenen, wahr= haft ergebenen Alliirten gewinnen, er versuchte es mit Oesterreich und Preußen, beide wurden ihm nicht, was er wünschte, — Polen trug sich ihm an, — er zweifelte nicht an der Anhänglichkeit, nicht an der Ergebenheit der Po= len, und doch wollte er nie hören von einem kompakten, unabhängigen Polen, — sein Vorgefühl leitete ihn. Er sah in den gekräftigten, groß gewordenen Polen einen Mitverschworenen Rußlands gegen die Civilisation; er kannte genau die Elemente durch die Polen bedingt und die unvereinbar mit dem Bürgerthume, nur Adel= und Priesterherrschaft zulassen; er wußte, daß dieses Regiment nur mit und durch den Despotismus leben, das Antlitz der Freiheit nicht ertragen kann, demnach Polen mit er= langter Unabhängigkeit Rußland zur Seite stehen würde. Napoleon, das Kind der Revolution, wollte nicht, daß der freie Geist erstickt, daß das Menschengeschlecht der gräß= lichsten Willkühr heimfalle, daß die undurchdringlichste Fin= sterniß über Europa einbreche. Er wollte Europa bewahrt, es um keinen Preis kosakisch wissen. So Napoleon, und wir? .... wir wollen den Weg bahnen, auf dem die Feinde der Civilisation zum Verderben der freien Menschheit unaufhaltsam eindringen werden; ist es nur überschwengliches Humanitätsgefühl, nur eitler Nationali= tätsschwindel, was uns leitet? Bei vielen wohl — bei al= len nicht .... Brillanten und Goldstangen wirken oft mehr als Gefühl und Schwindel; doch wir wollen ver= trauen auf die Braven und Einsichtsvollen in der Pauls= kirche und in der Reitschule, und erwarten, daß sie nicht ohne weiteres auf gut Glück allen Nationalitäten zu Ge= fallen leben und daß sie nicht verkaufen unsere Freiheit Unabhängigkeit, Bürgerthum, sondern wahren den eigenen Heerd, den Heerd der gesammten civilisirten Welt. F. W. Arming.

Die Appellation an das Volk. Die Allgemeine österreichische Zeitung erklärt „Ap= pelliren aus Volk auf offenem friedlichem Wege sei der einzige Weg, die richtige Majo= tät zu erfahren, wenn die Beschlüsse eine aus indirekten Wahlen hervorgegangenen Reichstags es bezweifeln lassen, ob sie wirk= lich dem Willen des souverainen Volkes ent= sprechen. Die Gratzer Zeitung meldet, daß eine derlei Appella= tion nicht Statt finden könne, weil darin eine Verletzung der Volksrechte liege! Gute Gratzer Zeitung, das hat dir gewiß ein Wahl= mann gesagt, der seit dem 28. Februar geschlafen hat. Appellationen an das Volk fanden schon früher Statt, als auf dem Continente noch die freisinnigen Constitutio= nen aus den 30ger Jahren blühten mit zwei Kammern, wovon die eine die Pairskammer die Erlauchten des Lan= des, die Hochedlen, die Höchst= und Durchlauchtigst=Ge= bornen vereinigte. Wenn nämlich die andere Kammer, bestehend aus Deputirten zu energisch darein ging — war der Krone das Recht vorbehalten, diese Wahlkammer aufzulösen, und durch eine neue Deputirtenwahl an das Volk zu ap= pelliren. Seit 28. Februar nun haben sich die Verhältnisse umgekehrt; aus der Souveränität der Krone ist eine Sou= veränität des Volkes geworden. Was natürlicher, als daß nunmehr dem Volke das Recht zusteht, sich selbst darüber auszusprechen, ob die Be= schlüsse seiner Deputirten auch wirklich seinem Willen zu= agen. Was natürlicher, als daß dieses Recht ihm um so mehr zusteht, wenn die Deputirten nicht von ihm unmit= telbar, sondern durch Wahlmänner gewählt worden sind. Die Deputirten haben die Wünsche des Volkes aus= zusprechen; erfüllen sie diese ihre Bestimmung nicht, han= deln sie treulos an dem Volke, so ist dieses vollkommen in seinem Rechte, ihren Beschlüssen den Gehorsam zu ver= weigern, und keine Majorität ist maßgebender als jene des Volkes. Wer einen Advokaten wählt, um seine Angelegenhei= ten vertreten zu lassen, hat das gesetzliche Recht, bei offen bar schlechter Vertretung durch diesen Advokaten, das ganze Proceßverfahren umzustoßen, und den Proceß von Neuem anzufangen. Und dieses Recht, was einem Einzelnen, in minder bedeutenden, unwichtigen Angelegenheiten zusteht, soll ei= nem ganzen Volke bei Entscheidungen über das Wohl und Wehe von Millionen verweigert sein, von wem verweigert sein, von dem Volke selbst, das bei einem konstituirenden Reichstag der eigene Gesetzgeber ist? Möge jeder, der seit Märztagen auftauchenden Pub= licisten, — möge jede Zeitungs=Redaktion, die es mit dem Wohle des Volkes offen und ehrlich meint, es genau überlegen, ehe ein derlei Artikel der Oeffentlich= keit übergeben wird! Sophisterei, Rabulistik haben sich überlebt, und wehe dem, der da glaubt, das Volk, das so lange und arglistig betrogene Volk, werde sich die so schwer errungenen Recht durch Trugschlüsse verkümmern lassen. Die Politik des heutigen Tages ist die der Ehrlich= keit, so sprach Prinz Johann, der Mann, den das Volk zu seinem Retter erwählte, und so ist es auch. Hoch lebe die Souveränität des Volkes! (Fsge.) Die periodischen Blätter in Wels. Ein mit 3 Pferden, nach schwerer Fuhrmannsart be= spannter Wagen fährt daher. Das ist der „Welser Landbote“ welcher jeden Samstag in Wels eine Ladung absetzt. Hr. Salfinger, Dr. der Gottesgelahrtheit ist es, dem die Ehre gebührt, das erste Blatt nach den Märzta= gen herausgegeben zu haben. Er schwingt wacker die Fuhr= mannsgeisel, aber nicht bloß auf seine drei Pferde, sondern mehr noch auf die Radikalen und Freigeistigen, die ihm auf der Strasse unterkommen, und denen er gar gram ist. Was er wohl Alles in seinem Wagen führt? Politik, Staatswissenschaft, wenig — aber viel hierarchischen Tand; jüngsthin bedünkte es mich als hätte aus den aufgehobenen Blachen ein Jesuitenköpflein herausgeguckt. Aber Herr Salfinger hat doch in seinen Ankündigungen, die er in Linz in Bier= und Gaststuben austheilen ließ, versichert „daß er sich von klerikalen Einseitigkeiten stets ferne halte.“ Also kann es kein Jesuitenkopf gewesen sein; zudem sind ja die Jesuiten so klug, sich jetzt wie andere Christenmenschen zu kleiden — der Schalk bleibt ihnen dabei doch im Herzen. Von demselben Herrn Verfasser hinkt seit kurzer Zeit „der Kapitelbote“ durch das Land, der aber weil er zu Fuß gehen muß und nur in Klöstern und Pfarrhöfer einkehren darf, dem fahrenden Landboten gar nicht nach kommen kann. Doch geht es ihm vielleicht viel besser, wenn er hier und da auf seiner Einkehr von einer freundlichen Pfarrerköchin einen fetten Bissen und guten Trunk erschnappt als dem fahrenden Landboten, der immer daran denken muß, wie er seine Räder schmiert. Dieser Kapitelbote erscheint jeden Mittwoch, wahr= scheinlich nicht ohne Grund. Denn an demselben Tag erscheint auch das „konstitutionelle Wochenblatt“ an welchem ebenfalls zwei Fakultäten laboriren: die juri= dische und medicinische. Dieses koustitutionelle Blatt ist dem Landbothen schon einigemal nahe gekommen, so daß seine Pferde mühsam keuchend ihre Ladung fortziehen muß= ten, und beinahe scheu darüber wurden. Ist auch natür= lich; denn obwohl alle Fakultäten mit einem Nebel anfan= gen und mehr oder weniger noch immer im Nebel herum tappen, haben sie sich doch nie sonderlich gut miteinanden vertragen; — einst hatte schon die theologische alle übrigen in die weiten Taschen ihres Rockes gesteckt, aber sie sind ihr entschlüpft und seither kann jene sie nimmer gerade an= schauen; vielleicht darum, weil sie in ihrer Gefangenschaft

manches Geheimniß entdeckt haben, womit jene einträgli= chen Verkehr trieb und das, da es nun entdeckt ist, der Reiz verloren hat. So geht es mit allen Taschenspieler= stückchen; sie blenden, so lange man sie nur anstaunt und nicht kennt. Darum treiben auch die Taschenspieler ihre Künste meist bei der Nacht und im glänzenden Kerzenschein weil das Tageslicht zu grell wäre. Diese drei Blätter erscheinen in Wels, einem kleinen Landstädtchen von Oberösterreich, wo vor den 13. März d. J. sich die einzige dort befindliche Presse nur in Bewe= gung setzte, um Kreisamtskurrenden und Wochenmarkspreis= zetteln ihr schwarzes Dasein zu geben. Mefisto. Zur Geschichte unserer Zeit. Daß Wohlthätigkeitssinn zu Zeiten Schaden bringen kann, erfahren wir aus Genua. Fünf und zwanzig öster= reichische Offiziere, als Gefangene hieher gebracht, erfreuen sich einer ganz guten Aufname, besuchen öffentliche Orte, Kaffeehäuser, selbst auf Einladung Privatgesellschaften die Genuesen drängen sich mit Neugier an sie und erwei= sen ihnen aller Art freundliche Aufmerksamkeit; aber zu ihrem Unglück sind die guten Oesterreicher wohlthätig, spen= den aufköffentlichen Strassen Almosen und zwar mit einer für Genuesen unbegreiflichen Verschwendung, denn man zeihet sie einem oder zwei Armen einen Zwanziger gegeben zu haben. So etwas können nur Leute thun, die be= sondere Quellen haben, und es auch nur einem besonde= ren Zwecke zu Gefallen thun, ... Karl Albert ist ein Verräther, im Einverständniß mit Oesterreich, die Offiziere sind hier um mit anderen in Genua befindlichen österreichischen Gefangenen, etwa 400 an der Zahl, die Stadt zu überrum= peln und ohne Weiteres an Radetzky zu überliefern so schreit der Pöbel, belagert den Pallast des Gouverneurs und verlangt alle österreichischen Kriegsgefangenen nach der Insel Asinara (einem von einigen Ziegenhirten bewoh= ten Eilande an der Nordwestküste von Sardinien) zu schaffen, und den Offizieren, sowohl wie den Gemeiner nur Commisbrod verabreichen zu lassen. Nur mit Mühe konnte der Gouverneur den Pöbel beschwichtigen, indem er versprach, die gefangenen Offiziere in engem Gewahr sam zu halten, und sogleich wegen ihrer Entfernung hö= heren Ortes die betreffenden Befehle einzuholen. Uebri= gens sind die Genuesen immer noch aniger gegen die öster= reichischen Kriegsgefangenen als gegen die Jesuiten, da sie eilf Herren dieses Ordens, welche verkleidet und mit vie= lem Gelde versehen nach Genua gekommen waren, ohne weiteren Proceß aufknüpfen wollten. Eingesendetes. Die Wiener Deputation in Linz. Die mancherlei Deutungen, welche die Wiener De= putation trotz dem, daß sie sich öffentlich vor zahlreichen Versammlungen über den Zweck ihrer Sendung aus= sprach, erfährt, bestimmte mich die Veranlassung und der Verfolg genau zu beschreiben. Am 31. Mai beriethen wir Landtagsabgeordnete aus dem Bürger= und Bauernstande Oberösterreichs insgesammt nach Wien zu reisen, um den Wienern für ihre Aufopferung am 15. Mai und die Errungenschaften zu danken, indes= sen gewann die Ansicht, daß wir dadurch die Sitzung vom 2. oder vielleicht auch 3. Juni versäumen würden, während diese Berathungen eigentlich unsere Hauptaufgabe seien die Oberhand, es wurde beschlossen eine Adresse, welche diese unsere Gesinnungen an den Tag legen, abzuschicken. Samstag Abends den 3. Juni legte ich meinen Aufsatz, in welchem unsere Bewunderung für die Bewohner Wiens und zugleich unser Dank dafür ausgedrückt war, daß wir durch ihr Vorgehen jetzt schon den Vortheil genießen, in unseren bauerlichen und bürgerlichen Anliegen mitberathen und maßgebend auftreten zu können, sämmtlichen Landtags= abgeordneten des Bürger= und Bauernstandes aus der Provinz vor; diese kurze Adresse wurde von allen un= terschrieben. Ebenso unterzeichneten sie auch der Herr Sindikus von Vöklabruk, der Hr. Bürgermeister von Gmun= den, Hr. Hafferl von Wimsbach als Deputirter der nicht landständischen Dominien. Die Bürger=Abgeordneten von Linz konnte ich zur Unterzeichnung nicht einladen, da ein Adresse von den Herren Ständen, worin die Bürger von Linz ausdrücklich als im Einverständnisse mit der Fassung aufgeführt waren, die Ereignisse vom 15. ganz verschieden mit unsern Ansichten auffaßte, ja unsere Schrift größten= theis dadurch veranlaßt war. Dieses unser Dokument wollten wir nur nicht mit der Post absenden, sondern Hr. Herndl aus Grein, Hr. Tröls am Tröglgute zu Lest und ich ent= chlossen uns, dasselbe nach Wien zu überbringen, die an deren Landtagsdeputirten benützten die 8 Tage Ferialzeit an den häuslichen Herd zurückzukehren. Meinem Bruder hatte ich Tags zuvor nach Wien unseren Entschluß angezeigt und so kam es, daß wir in Nußdorf schon von einem Abgeordneten des Ausschusses zur Wahrung des Volksrechts Dr. Mayer, nebst anderen Garden, Bürgern, Studenten beiläufig sechzig an der Zahl empfangen und auf das Herzlichste und Freudigste bewill= kommt wurden. — Am andern Tage führte uns Dr. Mayer in den Sicherheitsausschuß ein, wo wir als wir uns als Ober= österreicher vorstellten mit dem größtem Jubel von allen Anwesenden begrüßt wurden. Ich las unsere Adresse vor, worauf wieder ein Sturm von Beifall losbrach. Dr. Fisch= hof antwortete darauf, daß in diesem Saal der Harmonien (die Sitzungen des Ausschusses sind bekanntlich im Musik vereinslokale) noch nie schönere Töne vernommen worden, und wenn sie auch jetzt erst erklängen, so wäre die Freude nicht minder groß über die Bekehrten. Dagegen erwiederte ich, daß diese letztere Bezeichnung auf uns keine Anwen= dung haben könne, unsere Gesinnungen seien immer diesel=

ben gewesen. Die Berichte, welche man hier von Ober= österreich habe, und welche das Gegentheil aussprechen, seien aus der Schreibstubenherrschaft hervorgegangen und sprechen nur die Gesinnungen von sehr Wenigen aus. Wir representiren den Bürgerstand vom Lande und den Bauern= stand, sind aus der freien Wahl desselben abgeordnet und sprechen hiemit die Ansichten aller jener aus, welche uns durch ihr Vertrauen beehrt haben. — Eine weitere Anrede von Hrn. Herndl, worin er sich im Namen seiner Wähler aussprach, daß ihnen die Errungenschaften vom 15. Mai heilig, und sie mit Wien fechten und fallen wollten, rief einen Sturm von Beifall hervor. Der Vorsizende lud uns ein, der Versammlung öfterer anzuwohnen, da wir aber noch mehrere Besuche zu machen hatten, so verließen wir unter Umarmungen und Händedrücken und Jubel den Saal Ein par Studenten führten uns dann auf die Universi= tät, wo fast derselbe Vorgang stattfand. Meine beider Collegen gingen am anderen Tage den 6. Juni nach 6. Juni nach Oberösterreich zurück. In der Ausschußsitzung vom 9. trat Professor Hofer vor und trug an, daß für die Adresse der Oberösterreicher Bürger und Bauern eine Danksagung votirt werden möge. Er äußerte damals: die Deputation der Oberösterrreicher ist die großartigste, welche noch nach Wien gekommen ist. Wir haben Deputationen von Prag, Brünn, Olmütz, Iglau, den Universitäten, den Garden aller anderen Corporationen, sie sind wohl gekommen zu 200 und mehr Personen. Von Oberösterreich waren nur 3 Abgeordnete, aber sie stellten den Bürger= und Bauernstand, den Kern der Bevölkerung der ganzen Provinz vor. Achtmalhundert tausend echt deutsche Oberösterreicher standen hinter dieser beschei= denen Deputation. Diese Darstellungsweise, welche mit endlosem Beifall im Saale und auf der Gallerie aufge= nommen wurde, bestimmte den Ausschuß für Wahrung der Volksrechte zu jener großartigen Entgegnung auf unsere Adresse. Es war demselben bekannt, daß am Pfingstdiens= tage die Landtagsabgeordneten nach Linz berufen waren und somit wurde die Reise nach Linz auf Antrag des Ver= eines der Oberösterreicher in Wien für Pfingstmontag be= stimmt. Die Zeit war zu kurz, um die Sache gehörig zu machen, indessen waren diese 300 Abgeordnete, soviel mir bekannt ist, durch das von allen Seiten herzliche Entgegen= kommen, welches ihnen die beste Erläuterung zu unserer Adresse gab, mehr als zufrieden gestellt. Wenn es in einem Linzer Blatte heißt, man habe erst am andern Tage im Volksgarten die Ursache des Be= suches erfahren, so kann nur der Referent jenes Artikels die Schuld auf sich selbst schieben. Professor Hoffer erklärte am Abende nach der Ankunft den Hrn Kreishauptmann Kreil und dem Hrn. Magistratsrathe Brunner in ganz klaren Worten warum die Deputation in Linz sei — Daß andere Herren sich nicht vorstellen konnten, wie die erste Behörde der Haupt= und Residenzstadt Wien den Bürgern und Bauern Oberöster= reichs eine so großartige Demonstration ma= chen sollte, ohne sich eben um jene zu kümmern, welche in Linz ein Privilegium zum Honeursmachen besitzen, dieß müssen alle jene, welche an der Außerordentlichkeit dieser Fehler verzweifeln, ihrer eigenen Begriffsstützigkeit zumessen. Daß sie nicht die Einsicht hatten, ihren Irrthum zu gestehen, gebe ich zwar zu, und es darf uns nicht bange sein bald in Erfahrung zu bringen wer wieder den Sün= denbock abgeben muß. Die vortreffliche Erziehungsmethode welche bei so vielen angewendet wird, nach welcher ge= wöhnlich die Mauer gepeitscht wird, wenn sich der kleine Junker angestoßen hat, muß ja ihre Früchte tragen. Das oben angegebene Blatt belustigt sich darüber daß die Deputirten soviel in den Gasthäusern sich bewegten. Die Deputirten des Landtages, welchen der Besuch galt, waren ebenfals nur als Gäste in Linz und konnten also ihre Freunde nur in Gasthäusern und zwar nur in jenen, welche geeignete größere Räume hatten, genießen. Uebri= gens glaube ich nach Beendigung der Reden im Volksgar= ten deutlich genug gesprochen zu haben, als ich die Wiener Freunde zu einem Mahl auf Nachmittag um drei Uhr ein= lud, daß ich bis dahin dieselben den Bewohnern von Linz empfehle und ich setzte nicht umsonst hinzu: Ich bin über= zeugt, daß jeder Wiener zehn Freunde für einen finden wird, daß demungeachtet ein großer Theil Wiener nicht wußte, was sie bis zur Essenszeit beginnen sollten, die Fahrt nach Magdalena zuviel Zeit hinwegnahm und wir veranlaßt waren, in die Bierhalle zu ziehen, scheint jener Berichterstatter nicht einzusehen; aber dieß thut ja nichts zur Sache, man kann ja nicht Alles begreifen! Unbegreiflich ist mir, wie ein Festbeschreiber in der „Constitution“ der Mitabgeordnete ist, sagen kann, das deutsche Reichspanier sei den Linzern überreicht worden. Er konnte doch auf der ganzen Fahrt die Innschriften le= sen. „Den ehrenfesten Bürgern, den ehrenfesten Bauern Oberösterreichs.“ Er konnte die Uebernahme durch Hrn. Herndl, und dann durch den Herrn Huemer (Sim= böck) bemerken, er konnte hören, wie ich dieses unser Hei= ligthum der Nationalgarde in Linz anvertraute bis wir Abgeordnete uns vereinigt hätten über die weitere Be= stimmung. Der Erzähler in dem Linzerblatt schließt seinen Be= richt mit der Bemerkung, daß Gf. Weissenwolf und Hr. Grammont noch Kommandirende der Nationalgarde in Linz sein. Den Wienern wird dieß sehr gleichgültig sein, ob= wohl sich der Beschreiber á la Weidmann in die Unkosten eines Wizes oder was versetzen wollte; wären diese Herren aber Befehlshaber der Wiener Garden, so wäre es den Wienern wahrscheinlich nicht so gleichgültig, denn dort hat die Garde bereits genügende Erfahrungen gemacht, warum man Offiziere hat und warum man sie nicht hat, ob man sich an zweifärbige oder an dreifärbige halten soll. Noch muß ich nachtragen, daß Hr. Regierungsrath Kreil dem Hrn. Dr. Innhauser den ständischen Saal zu Vorträgen anbot, daß dieses Anerbieten aber abgelehnt wurde, weil wir bereits im Volksgarten die betreffenden Anstalten veranlaßt hatten. Ich hatte früher um den stän= dischen Saal nicht nachsuchen wollen, weil uns der Hr. Regierungspräsident denselben nicht einmal zu einer öffent= lichen Sitzung über Zehentangelegenheiten, also zu dem eigentlichen Zwecke, nämlich Landtagsverhandlungen ein= räumte, während er doch für Bar. Hohenbruck, Saphier ec. immer bereit stand. Darum haben wir für den Volksgar= ten entschieden, dessen Name der ganzen Feier auch ent= sprechender klang. Anton Wurmb. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

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