Zwanglose Blätter, Nr. 39, vom 29. Juli 1848

Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Nro. Steyr am 29. Juli 1848. 39. Weihen Sie Dem Glück der Völker die Regentenkraft, Die — ach so lang' — des Thrones Größe nur Gewuchert hatte..... Fr. v. Schiller, Don Carlos III. 10. Ein Ruf nach Innsbruck. Die Wiener Zeitung bringt fortgesetzte Nachrichten über das erfreuliche Wohlsein unseres Kaisers in Inns= bruck. In einem ihrer letzten Blätter hieß es, er könne das Fahren jetzt schon wieder ohne Schaden für seine Ge= sundheit ertragen. Da darf man wohl mit Recht die Frage stellen: warum fährt er nicht schleunigst nach Wien, der edlen Residenz, die seine durch gewissenlose Rathgeber ver= anlaßte Abreise so unbemessenen Gefahren ausgesetzt hat, und die auch in diesen Tagen der Gefahr, gleichwie in vergangenen Jahrhunderten ihre Treue so glänzend bewie= sen hat? Wien wurde zweimal durch den Erbfeind der Chri= stenheit: den Türken belagert — sein Kaiser verließ es in den Tagen der Gefahr — seine Bürger und Studenten standen auf den Wällen und versprützten ihr Blut für die Freiheit des Vaterlandes. Wien wurde von dem Erbfeinde der Freiheit der reaktionären jesuitischen Camarilla bedroht, sein Kaiser veließ es in diesen Tagen der Gefahr — seine Bürger und Studenten traten zusammen und retteten die Freiheit des Vaterlandes. Nachdem die beiden türki= schen Belagerungen an dem Heldenmuthe der Grafen Nik= las Salm und Rüdiger Starhemberg gescheitert waren, und die Strassen nach Wien, die Thore der alten Kaiserstadt wieder frei und offen standen, kehrte der Kaiser mit Dank bei Jubel und Freude zurück in seine getreue Residenz. — Auch diesesmahl hat Wien den Feind besiegt — offen lie= gen die Strassen durch das ganze Land — offen stehen die Thore: warum kehrt der Kaiser nicht dankbar zurück in die Burg, in die Lieblingsstadt seiner Väter? Oder sollten wir und die Wiener uns täuschen? sollte der Feind noch nicht so gänzlich besiegt sein wie wir meinen? sollte vielleicht vor oder in Wien eine größeer freiheitfeindlichere Macht zusammengezogen stehen oder in nächster Nähe be= reit sein? sollte man in Innsbruck mehr wissen von dieser Macht und ihren Plänen als wir und die Wiener ahnen können? Wer kann es läugnen, daß die längere — jedenfalls jeden Grundes entbehrende — Anwesenheit des Kaisers in Innsbruck, die selbst den Tirolern in staatlicher Beziehung keine Freude mehr macht, so bange Fragen und Besorgnisse wach rufen muß. Wien bedarf setzt der Anwesenheit des Kaisers, seiner rückhaltlosen und freudigen Theilname an dem Grundbaue des neuen Staates, wenn es an die Liebe des Monar= chen zu seinem Volke glauben soll. Der Mann des Vertrauens: Prinz Johann muß seine Stellvertretung niederlegen um in Frankfurt seine Pflichten gegen Deutsch= land zu erfüllen, Prinz Stefan ist in Ungarn unentbehr= lich, ein anderer Stellvertreter ist nicht mög= lich und was muß das Volk zuletzt denken, wenn der Kai= ser gesund und frei ist und die Zügel der Regierung ohne Ursache immer fremden Händen überläßt? Es sei hier ein ernstes Wort frei ausgesprochen: Kein Thron findet im europäischen Westen einen Haltpunkt außerhalb dem Willen und der Liebe des Volkes aus des= sen Mitte er emporragt. Eitel wäre jeder Rettungsgriff nach den Bajonetten eines kolossalen Nachbars — er wäre wie ein Griff in die leere Luft oder an ein blutroth glü= hendes Eisen. Jeder Fürst vergesse von heute an das, was gewesen und trage der Gegenwart und noch mehr der Zukunft gebührende Rechnung, wie auch die Völker mit großen Opfern den Boden auflockern und in seine Furchen säen müssen den Samen für künftige Geschlechter. Jeder nehme gleichen Theil an des Tages Hast und Hitze, dann wird des Abends Schatten und Kühlung jeden gleich er= quicken und Ruhe und Genuß ohne Neid getheilt werden nach Gebühr. Dann wird das Volk dem Fürsten sein Mahl gesegnen und den goldenen Becher, den er an seine Lippen führt, während es selbst die hölzerne Schale mit freier Hand emporhebt und stolz darauf ist, daß sein Herrscher aus Gold trinkt. Der Fürst muß sein der Erste, wie für das Volk ge= dacht, gesorgt, gehandelt werden soll — ihn wollen wir an der Spitze sehen — dort ist sein Platz und nirgends an= derswo! Darum kehre unser Kaiser eiligst wieder in seine grundgesetzliche Residenz, wende für immer sein Angesicht

von jenen unnatürlich hochgebornen Geschöpfen, die nichts für das Volk haben, als ein nichtssagendes, immergleiches Lächeln und ein stolzes Almosen, reiche seine helfende Hand diesem lang verkannten Volke, das in so edler Mäßigung die Kraft und das Geschick bewies sich selbst zu helfen und ende so mit einem pflichtgemäßen Schritt die bösen kaiser= losen Tage. Alex. Jul. Schindler. Die Volksbewaffnung. (Schluß.) Was diese Völker im ernsten Kampfe leisten, haben sie in neuester Zeit gezeigt, — und welch eine einfache Ge= staltung der bürgerlichen Interessen, welche Einfachheit und Natürlichkeit der Sitten und Zustände trifft man bei ihnen. Daß man dort eine geringere Ausbildung der bürgerlichen Berufszweige als in den sich einer größeren Civilisation rühmenden Staaten findet, läßt sich nicht abstreiten, aber macht diese glücklicher, reicher, wohlhabender? Zur Antwort weise ich auf die nordamerikanischen Staaten hin. Und wo das Volkfrei bleibt von Verweichligung und herr= schender Selbstsucht, wo das Gefühl des Wehrhaftseins, das Gefühl erwacht ist, als Schutzwehr da zu stehen nicht nur wider eindringende Feinde von Außen, sondern auch ge= gen das Andringen der von Unruhestiftern verleiteten Pro= letarier, und gegen das Gelüste einer freiheitfeindlichen Reaktion: Da bleibt die Belebung des Gemeinsinnes, die Ver= schmelzung der Stände, die Verdrängung des Kastengeistes nicht aus. Einer für Alle, — Alle für Einen! so heißt das Losungswort, und diese Alle sind die Waffe der Freiheit! Wir wollen unsere Söhne zu kräftigen Kämpfern für die Freiheit bilden. Rom hat seine „Speranza“ diese ist eine Bataillon Knaben, von ihren Eltern oder Wohlthä= tern uniformirt, und bestimmt von dem Tage an, wo sie das erste Mal ohne Führung über das Zimmer trippeln können, sich in den Waffrn zu üben, — ihr Spielzeug sind Waffen, — ihr Unterricht ist Waffen; — Söhne der No= bili und Prinzipe bis zu denen der Handwerker stehen in der Speranza. Sie exerciren, tragen kleine Mützen, grüne Waffenröcke, kleine Flinten, Fahnen, haben Tambours und Officiere und marschiren sonntäglich durch die Strassen Roms, auch fehlen sie bei keinem Festzuge, hinter oder vor der Nationalgarde. Voran in gut geschlossenen Reihen die Knaben von 14—15 Jahren, in den letzten Abtheilungen die Kinder von 5 ja 4 Jahren; — Vorne schon martia= lischer Schritt, Parademarsch, ernste Soldatenmiene; hin= ten ein Getrippel und Gezappel das noch an das Gängel= band mahnet, aber doch schon voller Ernst in den kindli= chen Zügen, ..... das ist die Speranza zu deutsch: Hoffnung — wir wollen uns auch eine Speranza exer= ciren. Ohne Spielen keine menschliche Natur, ohne Spiel kein Völkerleben, kein Wachsthum in Kenntniß und Er= kenntniß. Spielerei! spötteln vielleicht sogenannte ernst Leute, Zopfpedagogen vom Handwerk, — aber mich freut es, wenn ich unsere Jungens mit den hölzernen Gewehren in Reih und Glied in der Allee hinmarschiren sehe, — diese Spielerei treibt dem Ernste zu — diese Spielerei sollte von Obrigkeitswegen angefeuert, unterstützt werden. Lasset die Bursche täglich um eine oder zwei Stunden we= niger auf den Schulbänken herumrutschen und gebt ihnen Exerziermeister, laßt sie laufen, ringen, fechten, turnen. Die körperliche Erziehung entspricht ihrem Endzwecke, wenn sie die Gesundheit, die Schönheit, die Stärke und die Geschick= lichkeit des Körpers auf den höchstmöglichen Grad der Voll= kommenheit zu bringen trachtet, — ein kräftiger Körper ist die Wohnung einer kräftigen Seele, und das Exercitium unserer Speranza ist die erste Begründung und Ausbil= dung der großen Idee: Volksbewaffnung — durch dieses wird sie nach ganzer Tiefe in Geist und Gemüth des Volkes versenkt. F. W. Arming Die Wahl des Nationalgarde=Kommandanten in Steyr. Nach zwei mißlungenen Wahlen ist uns endlich eine gelungen: die des Kaufmanns Franz von Schönthan zum Commandanten der hiesigen Nationalgarde. Die in einem außerordentlichen Grade überwiegende Stimmenmehr= heit bewies, daß dieser Mann das Vertrauen aller drei Waffengattungen: der Infanterie, der Schützen und der Artillerie, aus denen hier die über 1000 Mann starke Na= tionalgarde zusammengesetzt ist besitzt. Aber nicht nur die Wehrmännner — auch die ganze übrige Bevölkerung von Steyr nahm den freudigsten Antheil an dem Resultate dieser Wahl. Am Abende des 24. Juli brachten die vereinten Corps ihrem Commandanten eine Serenade und einen Fackelzug, der Hauptmann der 4. Schützenkompagnie be= grüßte den Neuerwählten mit kräftigen Worten und wünschte der Stadt Glück zu dieser Wahl, bei der es den Gutge= sinnten das Erstemal gelungen war Alles zu einem glück= lichen Einverständnisse zu vereinigen. Kein Wort bei die= ser Gelegenheit über das Vergangene, gehen wir Hand in Hand der Zukunft entgegen. Danken wir es denen, die den schönen Bruderbund stiften halfen, daß sie uns vor den Tagen der schwersten Prüfung vereinigten — denn die schwersten Tage folgen noch nach. Sie werden uns einig und daher stark finden Ein heiteres Verbrüderungsfest füllte den Rest der Nacht, die jeden von uns unvergeßlich bleiben wird. Seit dieser Nacht zieht ein sanfter Nachhall der fröhlichen und herzlichen Klänge, die damals unser Ohr erfreuten, durch unsere Seele, es liegt das herrliche Licht des Friedens auf unserer Stadt, das Licht des Friedens und der Freiheit und ich hoffe die Hände der verfinsternden Wolkenschieber sind auf immer erlahmt. Reichen wir uns im Geiste noch ein= mal voll schöner Erinnerung, voll schöner Hoffnung, voll Muth, Vertrauen und brüderlicher Liebe die Hände zum festesten Bunde — wackere Cameraden und bringen wir durch den weitschallenden Mund der Presse einen brüder= lichen Gruß unserm geliebten Führer! Al. Jul. Schindler.

Zur Geschichte des Tages Eröffnung des Reichstages. Heute am 22. hat das große Ereigniß Statt gefun= den. Als der Erzherzog noch außen war, tönte lauter Iu bel in dem Saal. Endlich erschien der Erzherzog von der ihm entgegengeschickten Deputation, den Ministern und zahlreichen Generälen begleitet. Er selbst trug Generals uniform. An der Stelle des Präsidentensitzes war für ihm ein Thronsessel hergerichtet. Mit fester Stimme las er die betreffende Rede ab. Sie ist im Ganzen sehr gemessen ge= halten. Den meisten Raum nehmen die Nationalitäts= und Provinzialverhältnisse weg. Ungarn betreffend, hieß es man hofft von dem Rechtlichkeitsgefühl dieser edelmüthigen Nation, daß sie sich zu einem Uebereinkommen bereit finden lassen würde. (Es ist damit wohl die Uebernahme eines Theiles der Staatsschuld gemeint). Der italienische Krieg werde nicht aus freiheitsfeindlichen Absichten, sondern zur Wahrung der österreichischen Waffenehre und zur Bewir= kung eines vortheilhaften Friedens geführt. (Jedenfalls also begnügt sich die Regierung mit einem vortheilhaften Fi= nanz= und Handelsvertrage und will, wenn Italien diesen eingeht, es freilassen.) Die freundlichen Beziehungen zu den auswärtigen Mächten bestehen unverändert fort. (Das ist weniger tröstlich, denn wenn die freundliche Verbindung auch mit Rußland erhalten wird, so ist uns damit wenig gedient). Spanien ist von der österreichischen Regierung anerkannt. Was die eigentlichen inneren Verhältnisse be= trifft, so werden in der Rede zunächst auf Versöhnung und Verbrüderung aller Nationalitäten hingewiesen. Alle Völ= ker seien dem Herzen Sr. Majestät gleich theuer. In Be= treff der Finanzangelegenheiten wurde erwähnt, daß durch frühere Finanzoperationen und durch die jetzigen außeror= dentlichen Zeitverhältnisse Finanzangelegenheiten entstanden sein, denen sofort abgeholfen werden müsse. In Betreff der Verhältnisse zu Deutschland wird von „innigem Ver= bande“ gesprochen. Als die Rede geendet war, erklärte der Erzherzog den konstituirenden Reichstag für eröffnet. Oefteres Bravorufen und Beifall hatte sie unterbrochen. Hierauf hielt der Präsident des Reichstages, Hr. Abg. Schmidt eine Rede, welche jedoch etwas gedehnt und schwerfällig war. Am meisten Eindruck machten alle Stel= len, welche auf den Erzherzog selbst Bezug hatten. Eine zweite Erwähnung der Frau Gräfin von Brandhof wurde mit stürmischem Jubel vernommen. Neuestes. In der Reichstagssitzung stellte der Abgeordnete Dr. Rieger aus Böhmen mehrere Zwischenfragen an das Ministerium, was für Bewandtniß es mit der Gefangen= nehmung des Doktor Brauner habe. Justizminister Bach antwortete, daß seines Wissens Dr. Brauner ich nicht in eigentlicher Kriminaluntersuchung, sondern blos in Voruntersuchung befinde; mit dem Aufhören des Bela= gerungszustandes, der wie Dobblhoff entwickelte, von dem jetzigen Ministerium stets lebhaft betrieben worden sei, habe auch die Militärkommission aufgehört, und sei die ganze Prager Sache dem ordentlichen Gericht übergeben worden. Das Ministerium versprach die Vorlage sämmt= licher dahin gehörigen Akten. Auf die Zwischenfragen eines galizischen Abgeordneten versicherte Dobblhoff, daß die Re= gierung keine polnischen Flüchtlinge ausliefern werde. Alle diese Erklärungen wurden mit großem Beifalle aufgenommen. Unser Kaiser hat die vom Ministerium beantragt Pensionirung des Gouvernärs in Tirol und Jesui= tenchefs in Oesterreich Graf Brandis genehmiget. Endlich! — Des Kaisers Ankunft in Wien dürfte bald er= folgen. Rundschau eines politischen Thürmers. Als ich heute auf meine Warte stieg, flog ein schö= ner goldener Morgenschein durch den Himmel, an dem das schwache Grauen des Tages mit dem schweren Gewölke der Nacht rang. Aber mein Herz wurde guter Hoffnun= gen voll. — Der Minister Dobblhoff hat bei Sr. Maje= stät die Entlassung des verdächtigen Gouvernär des Kö= nigreichs Böhmens, des Grafen Leo Thun angetragen, der zuerst der hochverrätherischen provisorischen Regierung in Prag vorstand, der Prag bombardiren half und zuletzt gar von Windischgrätz eine öffentliche Anerkennung erhielt. Das war zuviel des Guten auf einmal. Selbst der fromme Gr. Brandis in Innsbruck konnte jetzt den edlen Freund nicht mehr retten und der Kaiser enthob den Gr. Thun seiner Stelle. — Der Graf Brandis läßt seine Meubel packen und hat bereits seine Wohnung in Innsbruck gekündet. Was hat das zu bedeuten? — Windischgrätz hat den Be= lagerungszustand Prags über Einschreiten des dortigen Stadtverordneten Collegiums aufgehoben, zugleich aber ver= sprochen, sobald die Umstände dem Unternehmen wieder günstig sind, denselben wieder zu verhängen. — In Wien

hat sich eine Anzahl schwarzgelber Wühler, von denen lei= der nicht wenige das Ehrenkleid der Nationalgarde tru= gen, in ihrer kopflosen Wuth gegen das immer hell auf= flammende Licht der Freiheit erfrecht den demokratischer Verein aus seinem Sitzungslokale zu versprengen. Diese hübische Verletzung des freien Associationsrechtes der Staatsbürger hat bei allen Wohlgesinnten die größte Ent= rüstung erzeugt. Diese schwarz=gelben Wühler sind uner= müdlich — sich selbst zu schaden. — Wie uns unser Cor= respondent aus Heppenheim meldet, erscheint dort ein libe= rales Blatt. Einige Herrn wollen sich durchaus nicht die Ehre nehmen lassen ein Oppositionsblatt dagegen heraus= zugeben und es wird dieses verdienstvolle Unternehmen so= gleich ins Leben treten, sobald einer der Mitarbeiter in den Zustand völliger Nüchternheit wird zurückgekehrt sein. Ge= druckt wird es in China. — Der deutsche Reichsverweser Prinz Johann hat sich den preußischen General von Pru= ker zum Reichskriegsminister gewählt. Die preußischen Zeitungen sind mit dieser Wahl nicht zufrieden, da Pruker ganz dem gestürztem Sistem ergeben und sowohl der Ge= sinnung und dem Benehmen nach ein vollkommener Aristokrat ist. — Die nimmer müde Reaktion hetzt jetzt in Wien den Pöbel gegen die Juden um nun einen for= mellen Anlaß zum Einschreiten der Waffenmacht zu finden. Es ist aber auch das zu spät. — Dieselbe Partei schimpft jetzt heftig auf die schlechte Presse, d. h. die freie Presse. Zugleich schimpft sie auf die Preßgerichte, die sie gerne als unzulänglich darstellen möchte und weiset so unschuldig auf eine Art Censur hin — natürlich nur für die schlechte Presse. Was schlecht ist hätte dann freilich diese Censur zu beurtheilen und es müßte dann wohl Alles, was ge= druckt wird, dieser Censur früher vorgelegt werden — aber was schadete das? Wir blieben doch im konstitutionellen Staat und Sedlnitzky als verantwortlicher Minister der Censur — das wäre nicht so übel? — Die Allgemeine Zeitung enthält einen Brief aus Wien, der mit vielem Jubel erzählt, daß sich der Sicherheitsausschuß endlich auflösen wird, und des anderen Tages konstituirte sich dieser Ausschuß vom Neuen zur größten Beruhigung. Meine allgemeine Ophelia geh in ein Kloster! — In Frank= furt ist ein allgemeiner deutscher Handwerker= und Ge= werbekongreß zusammengetreten der ein Organ schaffen will, daß zu Gunsten des schlecht oder gar nicht vertrete= nen Gewerbestandes sich mit dem Reichsministerium in be= ständiger, direkter Berührung halten soll. Hat Oester= reich diesen deutschen Congreß beschickt? — Das deutsche Parlament ist etwas langweilig und am österreichischen Verfassungstag ist noch immer das slavische Prinzip von unseren deutschen Deputirten anerkannt. Die Stellung und Truppenvertheilung des Feldmar= schalls Radetzky dürfte im gegenwärtigen Augenblicke fol= gende sein: Das erste und zweite Armeekorps — etwa 36000 Mann — in Verona. Das dritte Corps unter F. M. L. Vocher — 11000 Mann — im Etschthal bei Ro= veredo, Ala u. s. w. F. M. L. Baron Welden mit 13000 Mann bei Legnagno. In der Gegend von Bassano und Pieve di Cadore 1000 Mann. In Friaul 3300 Mann. Zur Blokade von Venedig nebst den Garnisonen in Tre= viso und Ponte und Pirula 7200 Mann. In Mantua 9000 Mann. Einzelne mobile Colonnen durchziehen das unterworfene Land, und die fortwährenden Truppendurch= züge imponiren den Italienern ungemein. Werfen wir ei= nen Blick auf die Stellung Carl Alberts, so finden wir dieselbe noch immer unbeweglich im Angesichte von Ve= rona bis an die Zähne verschanzt. Seine Gesammtmacht dürfte 100000 Mann nicht übersteigen, wovon er ungefähr 80000 Mann zwischen Etsch und Mincio dislocirt hat Um sein Hauptquartier Villafranca und das nahe Rover= bella — zwei Orte, die ausgiebig befestigt worden sind, stehen 30000 Mann. Briefe. Wien, am 25. Juli 1848. In der samstägigen Sitzung des vereinigten Ausschus= ses erschienen jene 15 Verbrecher, welche gewagt hatten, in die Wohnung des Herrn Redakteurs Mahler einzudrin= gen und ihn dort zu insultiren. Diese Verbrecher beschimpf= ten die ganze Nationalgarde dadurch, daß sie unverschämt genug waren, in dem Ehrenrocke dieses konstitutionellen Institutes zu erscheinen. Ihr Sprecher und Vertheidiger der Mitschuldige an dem verübten Verbrechen, Peter Kar= gel, Fabrikant am Schottenfeld, erfrechte sich einen schmutzi= gen Bericht, ganz im Sinne des berüchtigten Plakats von Moritz Herczegg vorzulesen und wurde, da er dem wieder= holten Ordnungsrufe nicht Folge leistete, endlich zur Thür hinausgeschafft. — Kargel und seine Spiesgesellen wurden auch bereits der Untersuchungskommission überwiesen. — Solche gewaltthätige Friedensstörungen werden nur von jener Partei hervorgerufen, welche unabläßig unsere er= rungene Freiheit bedroht. Wenn in diesem Falle nicht energisch eingeschritten und die Schuldtragenden nicht schnell und exemplarisch gestraft werden, dann brauchen wir sie schon da! — doch können wir uns aber freuen, jene Wüh= ler, die wir schon so lange suchten, nach und nach ken= nen zu lernen. Anzeige. In dem hiesigen städtischen Spitale werden ein Haus= knecht und zwei Wärterinnen ausgenommen. Jene Indi= viduen, welche einen derlei Dienst zu erhalten wünschen, wollen sich bei dem Unterzeichneten darum melden. Dr. v. König. Verantworlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2