Zwanglose Blätter, Nr. 38, vom 26. Juli 1848

Werke das ihr begonnen habt. Die nächsten Monden, ja die nächsten Wochen und Tage werden und müssen ent= scheiden ob ihr eine verfassunggebende Versammlung seyd so groß, selbstbewußt und allgewalt wie unser Vaterland noch keine gesehen hat — oder eine Versammlung von Zwittern, von hochfliegenden Ideologen und eigensinnigen kleinmüthigen Duckmäusern. Wählt jetzt! Mit den Küh= nen und Beharrlichen ist das ganze Volk, ein Volk von vierzig Millionen; die Feigen und Halben würde es verachten und verwünschen. Nur ein Wahlspruch gilt jetzt: Hoch das einige deutsche Reich! Hoch jedes Man= neswort und jede Mannesthat, die auf friedlichem Wege zum großen Ziele führen!“ An die Innungsmeister in Oberösterreich und Salzburg. Das Innungswesen ist unter der Herrschaft des vorigen verderblichen Regierungssistems, welches die Erstarkung jedes Standes haßte und jeden kraftlos zu machen suchte, um selbst desto stärker zu bleiben, zu gänzlicher Bedeutungslosigkeit herab= gesunken; seine schönste Aufgabe: jedes Handwerk als eine sittliche und materielle Macht, als eine sichere Burg der bürgerlichen Würde und des bürgerlichen Wohlstandes aufrecht zu erhalten war es zu lösen vollends nicht mehr im Stande. Und doch le= ben wir der Ueberzeugung, daß nur eine vernünftige Beschrän= kung und Regelung des Gewerbewesens durch Bildung kräftigen Innungen, deren Gesetze den Anforderungen unserer reiferen Zeit genügen, im Stande sind Kraft, Wohlstand und Bedeutung des Bürgerstandes zu erhalten, und aus ihm und den durch ihn ge= tragenen Städtewesen ein Bollwerk zu bauen gegen die wilde, sittenlose Herrschaft eines Proletariates, das den friedlichen Herd des fleißigen Bürgers mit nicht geringeren Schrecken be= droht, als jene waren, die in den blutigen Tagen des Faustrech= tes übermüthige Ritter von ihren Burgen in die Straßen stille Städte getragen haben. Der Willkur — komme sie aus Burgen oder aus Hütten — sich entgegen zu stellen, ist der Bürger von Heute noch mit demselben Muthe bereit, wie seine Voreltern vor Jahrhunderten — und die Zunftfahne ist ihm noch immer ein theures Banner um das er sich noch gerne mit seinen Brüdern schaart. Der Bürger, der sich sein Brod mühsam verdienen muß, will es im Frieden und in Sicherheit essen, und durch Nichts wird die Sicherheit des einen Theiles mehr befördert, als durch die Ver= meidung der Verarmung und der damit so leicht in Ver bindung gebrachten Entsittlichung des andern Theiles und durch nichts wird die Verarmung und Entsittlichung des Volkes wirk= samer hindan gehalten, als durch eine kluge Leitung der vorhan= denen Arbeitskräfte, durch gute deutsche Gewerbgesetze. Diese Gesetze kann für uns nur der österreichische Reichs= tag zu Stande bringen, das Materiale zu seinem Baue werden ihm aber die Gewerbtreibenden selbst liefern müssen, deren Auf= gabe es ist, ihre eigenen Bedürfnisse mit Umsicht zu prüfen und die zeitgemäßen Wege, auf denen diesen abzuhelfen wäre, mit Sorgfalt aufzusuchen. Das einmal festgestellte Bedürfniß und der Weg zu dessen Abhilfe müssen aber dem Reichstage gegen über auf dem Petitionswege in einer Art ausgesprochen werden, daß er die beruhigende Ueberzeugung hegen kann, und es sei das Welser Wochenmarkts=Getreidpreis. Samstag den 22. Juli 1848 Weitzen pr. Metzen 9 fl. 48 kr.; Korn 5 fl. 54 kr Gerste 4 fl. 18 kr.; Lins 3 fl. 42 kr.; Hafer 3 fl. 15 kr. — das wahre Bedürfniß und der einstimmige Wille der In= nungsmeister — wenigstens einer ganzen Provinz — was ihm in Form einer Petition überreicht wird. Eine solche gründliche Erforschung des wahren Bedürf= nisses und eine solche überzeugende Manifestation des freien Ge= sammtwillens aller Innungsmeister wird nur durch Vereine zu Stande zu bringen sein und wir schlagen daher vor: Am 20. August d. J. Morgens um 9 Uhr sollen sich Ab= geordnete aller Innungen in Oberösterreich und Salzburg zu Linz im ständischen Redoutensaale versammeln, welche Versamm= lung über die Frage „sollen in Oberösterreich und Salzburg unter sich selbst im Verbande stehende Vereine zur Gründung eines zeitgemäßen Innungswesens gebildet werden?“ zu entschei= den, und im Bejahungsfalle ein Comite zur Verfassung der Vereinsstatuten alsogleich zu wählen hätte. Ueber die Nützlichkeit und Dringlichkeit der Bildung sol= cher Vereine, glauben wir unsern intelligenten Gewerbegenossen im Vaterlande gegenüber kein Wort mehr verlieren zu müssen, eben so wenig über die Nützlichkeit stabiler Verbindung Gleichgesinnter und Gleichbedürftiger in diesen Tagen, wo so viele Lebensfragen des Bürgers nur durch die Schärfe der vereinten Erwägung und durch die Gewalt des vereinten Willens gelöst werden können. Von diesen Fragen erwähnen wir hier nur die erst ins Leben zu rufende genügende Vertretung des Gewerbstandes im Reichs= tage, denn bei der jetzigen Zusammensetzung des letzteren dürf= ten sich für ersteren wenig wohlunterrichtete Stimmen erheben. Indem wir die umständliche Erwägung alles dessen, was der von uns beantragte „Verein zur Gründung eines zeitgemä= ßen Innungswesens“ als Keime des Wohlstandes und der Frei= heit des Bürgers in sich schließt hier übergehen, fordern wir sämmtliche Innungen in Oberösterreich und Salzburg auf, welche zu der Versammlung im Redoutensaale in Linz am 20. August d. J. zu erscheinen gesonnen sind, diesen Entschluß im Intelli= genzblatte der Linzer Zeitung durch die kurze Erklärung: „Am 20. August d. J. erscheint im Redoutensaale zu Linz vertreten die ( . . . .)= Innung zu N.“ zu verlautbaren. Wir wünschen diesem Aufrufe den besten Erfolg — zum besseren Gedeihen unsers geliebten Vaterlandes! Steyr, am 20. Juli 1848. Die vereinten Innungsmeister zu Stadt Steyr. Steyr'scher Wochenmarkts=Getreidpreis. Donnerstag den 20. Juli 1848. Weitzen pr. Metzen 11 fl. 43 kr.; Korn 6 fl. 57 kr. Gerste 5 fl. 18. kr.; Wicken — fl. — kr.; Hafer 3 fl. 11. kr. Verantworlicher Redacteur Atex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

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