Zwanglose Blätter, Nr. 38, vom 26. Juli 1848

die das Sistem der Kriegsführung erfordert. Als Vorbe= reitungen dazu sollen nun allerdings die Uebungen aller Waffentüchtigen auch während der Zeit des Friedens die= nen. Es ist die Einrichtung zu treffen, daß sie die nöthige Fertigkeit in den bei der Kriegsführung erforderlichen Ue= bungen und Bewegungen erhalten, daß sie Alle, wenn sie gebraucht werden sollten, als Soldaten dienen oder doch schneller als außerdem zu Soldaten werden können. Vor allen müssen sie gehorchen lernen; das Aufgehen des ei= genen Willens in dem fremden, die strenge Disziplin der unbedingte militärische Gehorsam sind nothwendige Bedin= gungen. Es ist nicht zu läugnen, daß dieses dem, der als Hausvater und Vorgesetzter Anderer in seinem ganzen üb= rigen Leben eine selbstständige Stellung hat, ungleich schwe= rer fallen wird, als alle Handgriffe= und Erercierübungen, aber derjenige, der mit frohem Muthe bereit ist, Familie, Herd und Geschäft zu verlassen und sich dem zweifelhaften Geschicke des Krieges Preis zu geben, wenn ein gefürchte= ter Feind in die Grenzen des Vaterlandes einbricht und ein verhaßtes Joch zu bringen droht, der wird auch in den Tagen der Uebungen sich in die militärische Unter= ordnung fügen und dem Befehlenden seine ohnehin un= gleich schwerere Stellung, als die des Befehlenden im ste= henden Militär ist, erleichtern. Daß durch solche Uebungen und Vorbereitungen der männlich kriegerische Sinn im Volke belebt, und der Ver= weichlichung und der herrschenden Selbstsucht kräftig ent= gegengewirkt wird, springt in die Augen. In Tirol, in der Schweiz, in einigen Theilen Spaniens und Griechen= lands gehören kriegerische Thätigkeiten zu den Sitten und Gewohnheiten des Volkes; der Knabe, der noch die Schule besucht, übt sich in den freien Stunden, um wenn zum Jünglinge erwachsen, zum Manne gereift, auf das erste Zeichen wider den Feind zu ziehen. (Schluß folgt). Pfefferkörner Ein Präsent für meine Freunde! Gewiß! in die Arche sind nicht so seltsame Pärchen eingetrieben worden, als jene sind, die unsere Monarchie in die Reichs= versammlungen nach Frankfurt und Wien sendete. Ich rede hier nicht von dieser oder jener Person Gott be= wahre — wenn ich das wollte, hätte ich schon den Muth sie näher zu bezeichnen. Ich würde zum Beispiele sagen: Der schwarzgelbe Ersatzmann der früher schwarz=roth=gol= den war, und von Natur ganz gelb ist aus Neid und Mißgunst. Solcher Leute willen lohnt es mir nicht die Mühe meine Feder stumpf zu schreiben. Ich rede hier von einer ganzen Gattung Deputirter, von einem Schwarme der mehr als zur Hälfte die Sitze der Säle einnimmt, in denen über die Lebensfragen Deutschlands und Oe= sterreichs soll entschieden werden. Das sind die lie= benswürdigen Protektionskinder der Bureaukratie und des bürgerlichen Zopfes (der Protektionskinder der Ultras: die Bauern zu geschweigen) die ihr Lebetag sich nicht be= kümmerten auf was für Grundpfeiler ein Staatsgebäude ruht und die nun eines auf grünem Wasen mit aufführen sollen. Das sind die gutmüthigen Leute, die sich denken: „Ei was! ich halte mich recht still, daß ich es mit keiner Partei verderbe, daß hübsch Friede im Lande bleibt, schick sichs eben, so rede ich einmal ein Wort über die besser Besoldung unsers Schulmeisters, über Verbesserung unse= rer Strassen oder dgl., schaue mir dabei die Stadt, die Theater und das alles an, habe seiner Zeit doch vor meinen Kollegen einen Vorzug im Avancement oder bringe noch ein Stück Geld und ein hübsches Kleid für meine Frau nach Hause.“ Ich kann mir das Vergnügen nicht versagen diesen Leuten und ihren Vettern, Basen und sonstigen Anhängern eine Stelle aus der Allgemeinen Zeitung gegen Halbheit und Zwitterhaftigkeit mitzutheilen. „In vielen Fällen ist es schwer keine Satire zu schreiben,“ sagt Horatz — und so wie dem alten berühmten Römer geht es uns unberühmten Deutschen noch täglich. Man schilt uns oft Satiriker und wir sprechen nur die nakte, ungeschminkte Wahrheit. Obige Stelle lautet: „Angesichts so hochwichtiger, so dringlicher Aufgaben möchten wir noch an die Männer des Reichstages die Bitte tellen auch in ihrer Mitte keine Zwitterhaftig= keit zu dulden. Wir meinen nicht die äußerste Linke mit ihren republikanischen Gelüsten; nein, Gott segne und erhalte sie vielmehr, indeß ohne sie zu kräftigen; sie ist ein höchst gedeihlicher Sauerteig, oder in einem anderen Bilde ein wahres Sicherheitsventil, das den Gang der Maschine stätig erhält. Ich selbst, ein eingefleischter konstitutioneller Monarchist aus der innigsten Ueberzeugung, ich selbst würde in vielen Fällen mit der Linken stimmen müssen, so lange die Rechte sich nicht entblödet noch von dreiunddreißig Na= tionen zu reden. Nein, aber es sind unter euch viele gute Leute, gewiße sogenannte ehrliche Leute, die euch mit Entwürfen über die Tapezirung der Zimmer heimsuchen bevor noch der Reichspalast aufgebaut und unter Dach ge= bracht worden ist. Die einen kommen mit Anträgen über Kirchen= und Schulwesen angestiegen. Antwortet ihnen daß wir zur Zeit noch keine andern Superintendenten ge= brauchen als Wrangel und Radetzky, und keine andern Missionäre als ihre Grenadiere und Scharfschützen. Ein anderer jammert über die Entsetzung eines Salzcommissärs. Du lieber Gott! es werden noch andere Leute ihre Aemter niederlegen müssen als Salzcommissäre und Schulmeister. Macht also solchen Abgeordneten auf sanft eindringliche Weise begreiflich, daß sie Zwitter sind welche provinzielle Angelegenheiten mit der Wiederge= burt Deutschlands vermengen, duldet sie nicht mehr auf der Rednerbühne, laßt euch die kostbare Zeit, den frischen Humor großsinniger Beschlüsse und Handlungen nicht durch ihre Beschränktheit verkümmern, bleibt standhaft bei dem

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