nachdem man von oben in die reaktionäre Bahn von allen Seiten einzulenken im Zuge war, der nothwen= dige Ergänzer des 13. März, es mußte gezeigt werden, daß der 13. Mai kein ephemeres Meteor, sondern ein fi xes Gestirn war das am Horizont der österreichischen Völ= kergeschichte aufstieg und das Geltung und Achtung gebot, . . . . die Studenten mußten am 15. Mai die revolutionäre Staatsgewalt zur Rückkehr zur Gesetzlichkeit zwingen, — nenne man nun diese Handlungsweise wie man will, so viel ist sicher, daß sie keine regelmäßige ist, das konnte sie auch nicht sein, denn Regelmäßiges gibt es nichts wo ein Volk genöthiget ist seine Regierung zu zwingen, redlich und rechtschaffen zu werden und zu bleiben; und nennen wir sie Revolution, so ist ebenfalls klar, daß die Wiener Studenten keine Revolution von unten auf gemacht sondern, daß sie der Revolution von oben herab endlich das vom Volk längst heiß ersehnte Ziel mit kräfti= ger Hand und mit aufopfernden Patriotismus gesteckt haben. Daher billige Anerkennung und gebührenden Dank unserer achtungswerthen Universität! Und wer sind denn diese so vielfach und so gröblich verunglimpften Studenten? diese unbärtige Knaben, anma= ßende Bursche, die ohne Erfahrung die Staatsfragen zu beurtheilen, gar nicht die Fähigkeit haben, die in die Schule, nicht in den Rath gehören? — wer sind sie? sie sind das Organ der Gesammtintelligenz der gro= ßen Hauptstadt — der gesammten Monarchie! Die Mannschaft der Hochschule ruft das laut in die Strasse was die Nation denkt, fordert mit verwegenem Muthe, was diese sehnsüchtig aber furchtsam wünscht, und hat diese jugendliche Mannschaft frivole Begehren gestellt, ge= ringfügige jugendliche Wünsche vorangestellt, kindisch For= derungen ausgesprochen? war nicht jede Forderung, jeder Wunsch der des gereiften Mannes würdig — zeig die= ses nicht, wie viel weiser männlicher Einfluß hinter diesen jugendlichen Brausern steht, und wie sehr diejenigen sich täuschen, die da glauben in Wien habe es die Regierung nur mit einigen hundert unbärtigen Jungen zu thun. Diese Jungen sind die feurigen Herzen der dicht hinter ihnen stehenden kaltblütigen Köpfe. Und so entschieden als die Wiener Männer sind, so be= harrlich wird man die studirende Jugend finden. Und wenn die Warnungstage vom 15. und 26. Mai nicht ausrei= chen das vorgesteckte Ziel einer redlich vereinbarten konsti= tutionellen Verfassung zu erlangen, so werden neue, ähn= liche, immer ernstere zuverlässig nachfolgen — der Im= puls kömmt aus der Tiefe, nicht von der Ober= fläche." So spricht Reichenbach und ich sage, daß der 15. und 26. Mai noch nicht die letzten Warnungstage waren. Dem bösen Gezücht ist noch immer nicht der Kopf zertreten, es wühlt und wühlt, nagt und nagt, fort und fort an dem jungen Baume der kaum errungenen Freiheit; es hofft noch immer mit Regimentern, Bombenbatterien die vorigen Zustände von despotischen Absolutismus wieder herstellen zu können, und wählt sich hierzu Hülfen, wie sie sich finden, vor Allen sind unsere Studenten zu stürzen, ist die Uni= versität zu vernichten. Man spricht verächtlich von ihr, schilt sie einen nichtswürdigen Club, redet den Leuten Haß gegen sie ein, und steckt mit schwarzgelben Ingrimm eine Anzahl Philister an, deren Kurzsichtigkeit nicht weiter reicht als eben ihre rothe, dicke Nasenspitze. Ist den Studenten die Macht, die sie jetzt besitzen, entwunden, so ist schon viel gewonnen. Eine zweite Aufgabe für diese bekannte Parthei wird die Leitung*) des Reichstages sein. Mit Sehnsucht und Hoffnung blickt jeder Freund des Vaterlan= des seiner Eröffnung entgegen. Wien hat der Idee der Freiheit Anerkennung verschafft, — der Reichstag soll ihr Geltung verschaffen, sie verwirklichen. Er soll sie verwirklichen durch ein neues Staatsgrundgesetz, durch eine Constitution; verwirklichen in allen Einrichtun= gen — von der Verantwortlichkeit der Minister bis zum unbedingten Selbstbestimmungsrechte der kleinsten Dorfge= meinde. Der alte Schutt soll weggeräumt und Alles neu gestaltet werden. Der Geist der Freiheit soll alle Organe des Staatskörpers mit den belebenden Grundsätzen einer auf der breitesten Basis ruhenden volksrechtlichen Monarchie durchdringen. Aber wird der Reichstag diese Aufgabe lösen? Ich fürchte nein! Hat das Vaterland dazu seine besten Kräfte abgesendet? — nein! — Wir wissen die Umtriebe, welche einen Montecuccoli und andere seines Gleichen als Depu= tirte zum Reichstag bringen sollten, — es ist ihnen nicht gelungen; nun hat man einen andern Weg eingeschlagen, die Mehrzahl der Deputirten sind Bauern, — von den starrsten Bureaukraten (ich nenne nur einen Kreishaupt= mann in Bruck an der Muhr, Gr. Herberstein als Bei= spiel) selbst dazu vorgeschlagen. Die guten Leute von ihren Höfen weg erwarten über Robot und Zehentablösung gefragt zu werden, wie werden sie staunen über die Fra= gen die sie beantworten sollen. Wer wird ihr Leiter sein? wer wird sich an die Spitze stellen? ich sage der 15. und 26. Mai waren nicht die letzten Tage! Darum ihr wackeren jugendlichen Vorkämpfer ermüdet nicht, laßt euch nicht niederhetzen durch alle die Angriffe von allen Sei= ten; haltet fest zusammen; ihr habt noch eine gewaltige Macht im Rücken, — ihr habt eine große Bevölkerung für euch, die es weiß, daß ihr es seid, die uns nicht zur Beute des Despotismus weder von oben noch von unten werden laßt. „Möge des Schicksals Gunst der Studentenlegion im Verein mit der Nationalgarde Schutz und Bestand verleihen“ sagt Reichenbach, — „denn wehe uns, wehe ganz Oesterreich, wenn unter den jetzigen Be= wegungen jemals die Macht ihren Händen entwunden werden sollte, entweder versinken wir, wir die mittleren gebildeten Stände, in die tiefste Knechtschaft oder wir werden vom Pöbel zerrissen und zernichtet!" Sie sind die glücklichen Vermittler, darum Ehre und Preis unsern braven Wiener Studenten F. W. Arming. *) In den Staatskünsten unerfahrene Bauern und Leute aus den Vorzimmern der Erzherzoge werden ihr ihre Aufgabe sehr erleichtern D. R.
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