Zwanglose Blätter, Nr. 32, vom 5. Juli 1848

Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Nro. Steyr am 5. Juli 1848. 32. Stoßt an! kühne That lebe! Hurrah hoch! Wer die Folgen ängstlich zuvor erwägt, Der beugt sich wo die Gewalt sich regt. Frei ist der Bursch. A. Linzer. Ein wahres Wort zu seiner Zeit über die Wiener Studenten. Jeden gut und billig Denkenden muß es schmerzlich ergreifen die Schmähungen zu vernehmen, welche über die braven Wiener Studenten ausgeschüttet werden, um so schmerzlicher, wenn sie selbst aus dem Mund solcher fließen, die nicht einmal jener gewissen Parthei angehören, von der es sich von selbst versteht, daß sie die Studenten, alle mit dem Namen „Rebellen“ bezeichnet. Es ist eine eigene Sa= che um den sogenannten guten Ton, und Reichen= bach sagt: „es gehört jetzt in Wien zum guten Ton über unsere Studenten herzugehen und dieser vordringlichen Ju= gend die Köpfe zurecht zu setzen; — „Solch ein „guter Ton“ kann schlechten Nachhall haben, besonders wenn er, so wie es geschieht, in die Provinzen hinaustönt — in die kleinen Städte, wo es überhaupt selten an einseitig irrigen Auffassungen großartiger Bewegungen fehlt und wo es der Schwarzgelben immer genug gibt, die mit Vergnügen die Gelegenheit ergreifen, durch fleißiges Dazublasen, wenn es auch etwas falsch tönen sollte, irgend einen „guten Ton" zu verstärken. Solche Leute finden der Schwachhörigen im= mer genug, die es von jeher gewohnt waren, sich von ihnen den Ton angeben zu lassen. Die bösen Nachreden über die braven Wiener Burschen tönen in die Flecken, Dörfer und Thäler hinaus, hier sind es die Pfleger, Verwalter, Pfarrer und noch so Manche, die wieder dazu blasen, oft noch aus einer ganz schrilleren Tonart, als die ursprünglich angegebene war, zuletzt kommen noch Aufsätze unter das Volk, wie allenfalls die Beilage der Allgemeinen Zeitung vom 7. Juni in ihren „Wiener Fragmenten“ brachte, und auf welche aufmerksam zu machen die Herrn von bekannter Färbung nicht ermangeln, — und der böse Nachhall des „guten Tones“ bleibt nicht aus. Wir wissen wie die De= putation der akademischen Legion in Tirol, wie manche der braven Kämpfer für Freiheit und Recht, wenn sie in den Ferien in die Heimath kommen, empfangen wurden, . . . . wie gesagt: Jeden gut und billig Denkenden muß es schmerz= lich ergreifen, zu erfahren, wohin falsche öffentliche Dar= stellung, rücksichtslose nicht immer würdig gehaltene An= griffe, mit Jungrimm verbreitete böse Nachreden, Aufhetzun= gen der erbärmlichsten Art führen, wohin sie noch führen können; und mit wahrer Herzensfreude las ich des braven Reichenbach „Ein Wort für die Wiener Studenten“ in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung von 25. und 26. Juni „Der Aufsatz war mir zu weitläufig“ erhielt ich von Eini= gen zur Antwort, die ich fragte, ob sie ihn gelesen, wäh= rend ich überzeugt bin, daß sie dreifach so weitläufige „Schmähungen über die Wiener Studenten“ mit Vergnü= gen zweimal durchbuchstabirt hätten. Nun für diese und jene, welche die „Allgemeine“ gar nicht, dafür unsere „Zwanglosen Blätter“ lesen, will ich hier einen gedrängten Auszug des Reichenbachischen Aufsatzes geben, und es sollte mich doppelt freuen, wenn dadurch recht Viele bestimmt würden, das mit Umsicht und Verständniß geschriebene „Wort für die Wiener Studenten“ nachträglich zu lesen. „Die Studenten sind revolutionär.“ — Was ist denn eigentlich Revolution, und wer ist revolutionär? Derjenige ist es unstreitig, der seine Ge= walt zum Umsturz der gesetzlichen Ordnung mißbraucht! Wem fällt dieses leichter: der Regierung oder dem Volke? — Der Regierung. Sie hat in der Regel immer alle Gewalt in ihren alleinigen Händen, — das Volk hat keine, oder erlangt sie nur in seltenen Augenblicken. Und hat unsere Regierung ihre Gewalt niemals zur Mißachtung der gesetzlichen Ordnungun= seres Landes mißbraucht? — Das ist die Fra= ge.... !? Für jene, welche die Gegenwart nicht verstehen, son= dern überall verleumden und verschwärzen wollen, aus tau= senden nur einige Beispiele: Die deutsche Bundesakte hat allen Deutschen, also auch den Oesterreichern, Volksvertretung zugesichert. Die bisherige österreichische Regierung hat nicht nur keine Volksvertretung geschaffen, sondern sogar die altvor= handenen Provinzialstände=Versammlungen von Jahr zu

Jahr in ihren bestehenden Rechten gewaltsam geschmälert und sie so, nach und nach landesgesetzwidrig fast ver= nichtet. Nach unserem Toleranzgesetz sind gemischte Ehen christlicher Confession unbedingt zu trauen. Nach 70 Jahren fand die Geistlichkeit für gut, diesem Gesetze nicht mehr zu gehorchen, — die Partheien wandten sich auf ge= setzmäßigem Wege an ihre Obrigkeiten, und was thater diese, nähmlich unsere Regierung? — Sie gab keine Ant= wort. Sie hat zwei Gesetze zugleich gebrochen, einmal daß sie auf Klagen die schuldige Erledigung ver= sagte, das anderemal, daß sie sich an den Umsturz der ge= setzlichen Ordnung von Seite eines einzelnen Standes mit= betheiligte. Wir besaßen ein Censurgesetz wohl ein sehr drückendes, jedoch wir besaßen es, und zwar seit vielen Jahrzehnten. — Hielten sich unsere Censurstellen an dieses Gesetz? Nein; sondern an die geheimen Befehle des Gra= fen Sedlnitzky, als oberste Censurbehörde; .... auf die demüthige Vorstellung unserer Literaten an die Regierung, sie gegen diesen abscheulichsten Mißbrauch zu schützen, kam — keine Antwort; dafür eine Besoldungserhöhung der Censoren! (und eine Verstärkung, die Censurbehörde und neue Verationen). Genug der Beispiele der empörendsten Mißachtung der bestehenden Gesetze von Seite der gestürzten österreichischen Regierung. Je= der in seinem Kreise kennt deren noch mehr als genug, und nur der empörendste Preßzwang verbarg es bisher der Welt; — dabei erkühnte sich das Metternichsche Sy= stem das „Justitia regnorum fundamentum“ zur Devise anzunehmen, — diese Regierung wagte sich eine konserva= tive zu nennen, sie, die die Gesetze nur dann kannte, wenn sie sich ihrer zum eigenen Nutzen bedienen konnte, und aber über alle Schranken derselben aufs schamloseste hinwegsetzte, sobald sie es im Interesse einiger bevorzugten Adelsfami= lien fand; sie, die ihre maßlose Gewalt tagtäglich zur Un= tergrabung und zum nicht plötzlichen aber langsam stets fortschreitenden Umsturz aller bürgerlichen und po= litischen Freiheit — mißbrauchte, ja bis zum qual= vollstem Drucke steigerte; . . . . das Wort Conservatis= mus ist im Munde einer solchen Regierung eine starre Unwahrheit, — ein lügenhafter Deckmantel der Beraubung einzelner Stände wie einzelner Individuen zum unerlaubten Vortheil der Gewalthaber, . . .. das war die revo= lutionäre Regierung von oben herab! Die Regierung, die ihre Gewalt auf das Unver= antwortlichste zum willkührlichen Umsturz jeder im Staat vorhandenen gesetzlichen Ord= nung jeden Augenblick zu mißbrauchen sich nie und nirgend scheute! Die schon lange währende Revolution der k. k. österreichischen Regierung rief endlich das männliche Auf= treten der Wiener Studenten hervor. Es war der endliche Ausbruch der lang verhaltenen Verzweiflung; aber es war kein Aufruhr, es war ein sich zur Wehre setzen, — die Studenten verlangten nichts anderes als „Achtung vor den Gesetzen“ — Herstellung einer guten Lan= desvertretung und geregelte Preßfreiheit, —Beides zu for= dern waren wir nach Gesetz und Bundesakte berechtigt. Sie waren, als sie dieses verlangt, unbe= waffnet, ihr Auftreten der revolutionären Regierungskekheit gegenüber war also im eigentlichen Sinne des Wortes nicht und nirgends revolutionär, —es war eine War= nung gegen die Staatsgewalt sich zu mäßi= gen, und in die Schranken der Gesetze zurück zutreten. Man antwortete hierauf brutal genug mit Flintenkugeln, — auch wieder ein gesetzwidriger Mißbrauch der Gewalt, — nur das Blutvergießen durch die Regierungstruppen war revolutionär, nicht die ursprüngliche Haltung der Studenten. Man darf auch nicht sagen, daß aus dem, was anfangs Selbstvertheidigung war, späterhin Revolution geworden sei. Wie freudig dankbar waren die Studenten, als die Regierung ihnen auf ihre Forderungen Versprechungen machte, die genügsamen jungen Männer, sie waren zufrieden mit dem, daß die Regierung versprach, die Versprechungen zu halten, welche uns schon seit 30 Jahren durch die Bun= desakte gegeben worden. In der That, unsere Studenten waren sehr genügsam; keine Revolution, so weit die Welt= geschichte reicht, hat je die Bescheidenheit so weit getrie= ben, wie die Wiener, — jeder muß es einsehen, der die Hergänge mit der Geschichte der letzten 60 Jahre vergleicht. Und wie benahmen sich dann unsere Regierungsmän= ner, nachdem die Versprechungen geleistet waren? Durfte man ihnen trauen . . ..? Man erwartete die Einberu= fung des österreichischen Parlamentes, aber Wochen um Wochen, ja Monate vergingen undes erschien nicht einmal ein Wahlausschreibung . . . . dafür ein Preßgesetz, das wieder allen Elementen der Bedrückung die Thore öffnete, — end= lich ein Verfassungsedikt, statt einer mit dem Lande in Uebereinkommen abgeschlossenen, einer von oben gegebenen Constitution, . . . . man gab, was man nicht empfangen wollte; spielte das Zuvorkommen, um damit soviel für die privilegirten Stände zu bergen, als nur immer möglich war, schob eine erste Kammer ein, welche die Landesvertretung dem Belieben der bevor= rechteten Stände in die Hände lieferte. War das nicht ein neuer Bruch der gegebenen Verheißungen? War das nicht wieder ein Mißbrauch der Gewalt zum Bruche des Gesetzes? War es also nicht abermals ein Handlung revolutionären Charakters von oben herab? Und war es den Studenten zu verargen, wenn sie nun aufs Neue gährten, wenn sie von Verrath sprachen, wenn sie sich in Komités vereinigten, berathschlag= ten, beschlossen, petitionirten? Und war es ihnenzu verargen, daß sie endlich, als ihre Petitionen unbeantwortet blieben, auf= kochten, sich zum Widerstande schaarten, waffneten und den 15. Mai machten, wo sie in Sturm geriethen und mit Gewalt Ant= wort und Recht begehrten? Wer hat sie dazu gebracht, etwa ihr aufrührerischer Charakter? Keineswegs; — man hat sie methodisch hingetrieben .... Der 15. Mai war

nachdem man von oben in die reaktionäre Bahn von allen Seiten einzulenken im Zuge war, der nothwen= dige Ergänzer des 13. März, es mußte gezeigt werden, daß der 13. Mai kein ephemeres Meteor, sondern ein fi xes Gestirn war das am Horizont der österreichischen Völ= kergeschichte aufstieg und das Geltung und Achtung gebot, . . . . die Studenten mußten am 15. Mai die revolutionäre Staatsgewalt zur Rückkehr zur Gesetzlichkeit zwingen, — nenne man nun diese Handlungsweise wie man will, so viel ist sicher, daß sie keine regelmäßige ist, das konnte sie auch nicht sein, denn Regelmäßiges gibt es nichts wo ein Volk genöthiget ist seine Regierung zu zwingen, redlich und rechtschaffen zu werden und zu bleiben; und nennen wir sie Revolution, so ist ebenfalls klar, daß die Wiener Studenten keine Revolution von unten auf gemacht sondern, daß sie der Revolution von oben herab endlich das vom Volk längst heiß ersehnte Ziel mit kräfti= ger Hand und mit aufopfernden Patriotismus gesteckt haben. Daher billige Anerkennung und gebührenden Dank unserer achtungswerthen Universität! Und wer sind denn diese so vielfach und so gröblich verunglimpften Studenten? diese unbärtige Knaben, anma= ßende Bursche, die ohne Erfahrung die Staatsfragen zu beurtheilen, gar nicht die Fähigkeit haben, die in die Schule, nicht in den Rath gehören? — wer sind sie? sie sind das Organ der Gesammtintelligenz der gro= ßen Hauptstadt — der gesammten Monarchie! Die Mannschaft der Hochschule ruft das laut in die Strasse was die Nation denkt, fordert mit verwegenem Muthe, was diese sehnsüchtig aber furchtsam wünscht, und hat diese jugendliche Mannschaft frivole Begehren gestellt, ge= ringfügige jugendliche Wünsche vorangestellt, kindisch For= derungen ausgesprochen? war nicht jede Forderung, jeder Wunsch der des gereiften Mannes würdig — zeig die= ses nicht, wie viel weiser männlicher Einfluß hinter diesen jugendlichen Brausern steht, und wie sehr diejenigen sich täuschen, die da glauben in Wien habe es die Regierung nur mit einigen hundert unbärtigen Jungen zu thun. Diese Jungen sind die feurigen Herzen der dicht hinter ihnen stehenden kaltblütigen Köpfe. Und so entschieden als die Wiener Männer sind, so be= harrlich wird man die studirende Jugend finden. Und wenn die Warnungstage vom 15. und 26. Mai nicht ausrei= chen das vorgesteckte Ziel einer redlich vereinbarten konsti= tutionellen Verfassung zu erlangen, so werden neue, ähn= liche, immer ernstere zuverlässig nachfolgen — der Im= puls kömmt aus der Tiefe, nicht von der Ober= fläche." So spricht Reichenbach und ich sage, daß der 15. und 26. Mai noch nicht die letzten Warnungstage waren. Dem bösen Gezücht ist noch immer nicht der Kopf zertreten, es wühlt und wühlt, nagt und nagt, fort und fort an dem jungen Baume der kaum errungenen Freiheit; es hofft noch immer mit Regimentern, Bombenbatterien die vorigen Zustände von despotischen Absolutismus wieder herstellen zu können, und wählt sich hierzu Hülfen, wie sie sich finden, vor Allen sind unsere Studenten zu stürzen, ist die Uni= versität zu vernichten. Man spricht verächtlich von ihr, schilt sie einen nichtswürdigen Club, redet den Leuten Haß gegen sie ein, und steckt mit schwarzgelben Ingrimm eine Anzahl Philister an, deren Kurzsichtigkeit nicht weiter reicht als eben ihre rothe, dicke Nasenspitze. Ist den Studenten die Macht, die sie jetzt besitzen, entwunden, so ist schon viel gewonnen. Eine zweite Aufgabe für diese bekannte Parthei wird die Leitung*) des Reichstages sein. Mit Sehnsucht und Hoffnung blickt jeder Freund des Vaterlan= des seiner Eröffnung entgegen. Wien hat der Idee der Freiheit Anerkennung verschafft, — der Reichstag soll ihr Geltung verschaffen, sie verwirklichen. Er soll sie verwirklichen durch ein neues Staatsgrundgesetz, durch eine Constitution; verwirklichen in allen Einrichtun= gen — von der Verantwortlichkeit der Minister bis zum unbedingten Selbstbestimmungsrechte der kleinsten Dorfge= meinde. Der alte Schutt soll weggeräumt und Alles neu gestaltet werden. Der Geist der Freiheit soll alle Organe des Staatskörpers mit den belebenden Grundsätzen einer auf der breitesten Basis ruhenden volksrechtlichen Monarchie durchdringen. Aber wird der Reichstag diese Aufgabe lösen? Ich fürchte nein! Hat das Vaterland dazu seine besten Kräfte abgesendet? — nein! — Wir wissen die Umtriebe, welche einen Montecuccoli und andere seines Gleichen als Depu= tirte zum Reichstag bringen sollten, — es ist ihnen nicht gelungen; nun hat man einen andern Weg eingeschlagen, die Mehrzahl der Deputirten sind Bauern, — von den starrsten Bureaukraten (ich nenne nur einen Kreishaupt= mann in Bruck an der Muhr, Gr. Herberstein als Bei= spiel) selbst dazu vorgeschlagen. Die guten Leute von ihren Höfen weg erwarten über Robot und Zehentablösung gefragt zu werden, wie werden sie staunen über die Fra= gen die sie beantworten sollen. Wer wird ihr Leiter sein? wer wird sich an die Spitze stellen? ich sage der 15. und 26. Mai waren nicht die letzten Tage! Darum ihr wackeren jugendlichen Vorkämpfer ermüdet nicht, laßt euch nicht niederhetzen durch alle die Angriffe von allen Sei= ten; haltet fest zusammen; ihr habt noch eine gewaltige Macht im Rücken, — ihr habt eine große Bevölkerung für euch, die es weiß, daß ihr es seid, die uns nicht zur Beute des Despotismus weder von oben noch von unten werden laßt. „Möge des Schicksals Gunst der Studentenlegion im Verein mit der Nationalgarde Schutz und Bestand verleihen“ sagt Reichenbach, — „denn wehe uns, wehe ganz Oesterreich, wenn unter den jetzigen Be= wegungen jemals die Macht ihren Händen entwunden werden sollte, entweder versinken wir, wir die mittleren gebildeten Stände, in die tiefste Knechtschaft oder wir werden vom Pöbel zerrissen und zernichtet!" Sie sind die glücklichen Vermittler, darum Ehre und Preis unsern braven Wiener Studenten F. W. Arming. *) In den Staatskünsten unerfahrene Bauern und Leute aus den Vorzimmern der Erzherzoge werden ihr ihre Aufgabe sehr erleichtern D. R.

Neuestes. Aus Stettin, den 18. Juni wird der „Breslauer Zeitung“ gemeldet: „Ein gestern von Hamburg hier ange= kommener Schiffer bestätigt als Augenzeuge die Nachricht daß auf der Höhe von Cuxhafen 10 amerikanische Kriegsfahrzeuge, worunter ein Dampfer, ankern, welche Deutschlands Rechtsame gegen Dänemark wahrneh= men sollen.“ Erzherzog Johann ist vom Nationalparlamente zu Frankfurt mit sehr großer Stimmenmehrheit zum Reichs= verweser des deutschen Reiches erwählt worden. Den Reichs= verweser hätten wir — wo aber ist das deutsche Reich? In Paris haben Linie und Nationalgarde den Auf= stand ruhmreich besiegt. Nächstens Umständliches. Pfefferkörner. Gefälligkeit. Ein ganz kleiner Theil unserer Mitbürger, der unab= lässig bemüht ist der Freiheit und ihren Kämpfern auf seine Weise: das ist durch süßliche Verläum= dung und lächelnde Lüge zu Leibe zu gehen, hat folgende Anfrage in die Linzer Zeitung einrücken lassen. Wozu, geschätzte Feinde diese Unkosten? Wir sind jederzeit bereit eure Machwerke unentgeldlich in unseren Blät= tern abzudrucken. Wir wagen gar nichts dabei und unsere Leser, denen wir die Löwen der Reaktion so häufig vorführen, werden es uns Dank wissen, wenn wir ihnen von Zeit zu Zeit auch das drollige Gekläffe der kleinen Hunde vernehmen lassen. Hiemit folgt also diese schlaue Anfrage und wir fügen nur zu ihrem besseren Verständnisse bei, daß der verantwortliche Redakteur dieser Blätter Fürst Lamberg'scher Justizbeamter zu Steyr ist. Anfrage. In einer der Städte Oberösterreichs, welche einen eigenen Deputirten zum ersten österreichischen Reichstag schicken, soll ein Theil der Wähler den Grundsatz aufge= stellt haben: „kein Beamte (ohne nähere Bezeichnung und ohne alle Rücksicht auf Charakter und Gesinnung) dürfe zum Deputirten gewählt werden.“ An der Spitze dieser Partei soll aber ein selbst als Wahl=Candidat aufgetretener Beamte stehen, zwar kein Staats=, aber ein Patrimonial= Beamte, der daher als solcher manchen mit den Wün= schen des Volkes nicht ganz identischen Sonder=Interessen nicht wohl fremd sein kann, (?) und eher weniger als mehr freien Spielraum und Unabhängigkeit hat, als der konsti= tutionelle Staatsbeamte. Ist es so, wer erklärt mir diesen Zwiespalt der Natur? Naivität. Eine Böhmin, die in einer Kreisstadt Oberöster= reichs ihr Brod ißt, fragte eine aus Wien angekommene Frau: „Nicht wahr in den Mai und Märztagen ist in Wien ebenso geplündert worden wie dieses in den Juni= tagen in Prag geschehen ist?“ „O nein“ antwortete die Wienerin, „die Arbeiter schrieben an die Hausthoren: Heilig sei jedes Eigenthum, und keine Nadel kam abhan= den.“ „Ja ja“ —sagte die Böhmin — „in Prag haben auch nur die fremden Nationen, die sich dort aufhalten, sich am Eigenthum anderer Leute vergriffen“. Das ist vielleicht noch mehr als naiv. Wiener Tagsberichte. Wien am 30. Juni 1848 Die große Revue der Nationalgarden vor dem Erz= herzoge Johann fand richtig am 28. statt. Die Zahl der habei aufgestellten Garden wird verschieden angegeben, je denfalls waren es aber über 40,000 Mann. Se. kais Hohelt äußerten sich gegen unsern Oberkommandanten Pannasch sehr beifällig über die in so kurzer Zeit ange= eignete gute Haltung der Nationalgarde, was heute mit= telst Tagesbefehl bekannt gegeben wurde. Die Wahlen der Deputirten für den Reichstag sind noch nicht beendigt, weil sich noch immer Kandidaten den Prüfungen den Wahlmänner unterziehen. Jedenfalls werden hier nur befähigte Männer gewählt werden, es ist nur zu wünschen, daß sie auch das Herz auf den rechten Flecke haben, und sofort für ein einiges Deutsch= land handeln, wie sie vor ihrer Wahl dafür gesprochen. Mit einem Anzeiger Nr. 20. Welser Wochenmarkts=Getreidpreis. Steyrischer Wochenmarkts=Getreidpreis. Samstags den 1. Juli 1848: Mittwoch den 28. Juni 1848: Nach dem Mittel=Preis Nach dem Mittel=Preis der der Gattungen gefallen gestiegen Gattungen gefallen gestiegen Metzen Metzen kr. fl. fr. Fr. 1. fl. kr fl. fl. kr. tr. fl. 30 48 9 Weizen 31 9 56 Weizen 45 5 17 6 Korn 5 41 Korn 4 30 18 22 Gerste 5 16 ## 48 9 — Linsen 15 Jüdren 3 21 Hafer 12 20 Hafer Verantworlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Haas in Steyr.

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