kamen, versäumten wir nicht die zahlreichen — böhmischen Arbeiter mit ihren Familien, für — Nichtsthun, fast täg= lich zu versorgen. Es ist ein heilloses Unglück über uns hereingebrochen. In diesem Augenblicke ist es in Prag ruhig. „Die Ruhe eines Friedhofs.“ Das Standrecht hat seine rothe Fahne aufgepflanzt. Wenn wir dem rohen Uebergriff, das Gegenüberstellen der be= waffneten Macht nur billigen müssen; so ergreift uns aus höherem Standpunkte betrachtet, ein namenloser Schmerz daß es wieder Kampf und Feindschaft werden mußte zwi= schen Bürger und Bürger, dem Militär und dem Civile. Wochen, Monatelang ist es unser Streben gewesen, die beiden fruher fremdartig, später auch feindlich sich gegen= überstehenden Kräfte zu versöhnen und zu einem Bunde zu vereinigen, und nun dieser Riß, diese furchtbare Spal= tung! Bürgern zum Nationaldienste durch das Gesetz verpflichtet, mußten ihre Waffen niederlegen und so des stolzesten Vorrechtes einer Nation: Waffen tragen zu dür= fen, wieder beraubt werden. Das Militär mußte seine Feuerschlünde öffnen und Bürgerblut mußte fließen. Für diesen großen Schmerz, der jedes vaterländisch fühlende Gemüth im Innersten erschüttern muß, sind uns die Cze= chen verantwortlich. Es wäre denn, daß sie andere Mo= tive, als die uns bis jetzt bekannt gewordenen und die alle sie belasten, unserer Erkenntniß näher zu bringen im Stande sind. Die Stadt hat kapitulirt, und zwar die Waffen sämmtlich, mit Ausname der Nationalgarde abgeliefert, und auf allen Seiten die weiße Friedensfahne aufge= pflanzt. Die ganze Bürgerschaft und Nationalgarde sind in Parade mit klingendem Spiele ausmarschirt, ließen die Volkshymne spielen und riefen: „Hoch lebe das Kaiser= haus, Tod den Verräthern!“ — Soeben ziehen sie mit klin= gendem Spiele dem Militär entgegen, um es in die Stadt einzuführen. Die Studenten kämpften muthig für Zwecke, die ihnen im Grunde unbekannt waren, man fanatisirte sie von gewissen Seiten, und verließ sie in der Gefahr! — Gestern war ein Blutbad in Piechowitz, das dort sta= tionirte Militär verlangte von den flüchtigen Studierender die Waffen, welche sie abzuliefern verweigerten, dadurch entstand ein Kampf, und 36 Studirende blieben todt. Eine Masse von Emissären wurde eingefangen, denen wird es schlecht gehen. In der Stadt sieht es furchtbar aus. Alle Mühlen beim Brückenthurm sind bis auf dem Wasser= serspiegel niedergebrannt. Der Wasserthurm der Altstadt ganz zerstört durch Bomben, wie man das Wasser auf die Altstadt bekömmt, das weiß Gott! Viele Strassen und einzelne Häuser sehen grausam verheeret aus. Der Scha= den ist ein unberechenbarer. — Metternich möge sich nun die Früchte seines Sistems ansehen. Kriegsscene aus Italien. (Von einem Tiroler Schützen.) Sako, am 1. Juni 1848. Letzten Sonntag den 28. v. M. war Vormittags große Kirchenparade, wo wir insgesammt die General=Ab= solution von Pater Josef erhielten, du kannst dir vorstel= len, wie leicht uns darauf geworden ist, und wie sich der böse Feind geärgert haben wird, daß ihm so viele schöne Seelen entgehen sollten; Nachmittag um 4 Uhr marschirten wir mit 40 Mann Badnern und 8 Chevaurlegers, die die Ordonanzen verrichten sollten von hier ab, fuhren unter ungeheuerm Platzregen über die Etsch nach Jera, stärkten uns dort noch mit einigen guten Tröpfchen oder vielmehr Tropfen, worauf wir über das große Dorf Mori auf das Gebirge nach Brentoniko marschirten, dort wurden wir elendlich einquartirt und ich schlief auf 5 Strohhalmen, die auf dem Steinpflaster des Kornhauses sich hin verloren hatten. Andern Tags früh den 29. hellte sich das Wet= ter wieder auf, und wir bestiegen den Monte Baldo, ka= men auf schrecklichem Wege über Geschröffe und Abhänge auf die Gränzscheide, wo wir durch den himmlischen An= blick des unter unseren Füßen liegenden Gardesees über= rascht wurden. Unten war Riva und Tarbole vis a vis das schöne Dorf Limone zu sehen. Der See war zuerst ganz mit Nebel überzogen und wunderschön war es anzu= sehen, wie plötzlich die Sonne die Nebel zerstreute und die schönste blaue Farbe des Wassers unsere Augen entzückte. Von dem Joche aus zogen wir ins Feindes Land, das Ve= netianische ein. 5 Stunden brauchten wir hinunter zu stei= gen über Steingerölle. Als wir in die Nähe des Seeufers kamen, erblickten wir auf einmal ein verdächtiges Dampf= boot mit 3 Booten im Schlepptau. Bevor wir ersehern konnten, ob die Flagge 2 oder dreifärbig sei, krachte mitten unter unseren Meditationen ein 12 Pfünder und tanzte auf dem Wasser daher. Einige hatten sich unten in ein einzeln stehendes Wirthshaus begeben, wo sie die Hausleute die Hände ringend mit dem Ausrufe „O Jesu Maria tedeschi Briganti“ empfingen, gleich darauf streute ein Kartäschen= schuß eine Masse eiserner Kugeln von bedeutender Größe über das ganze Terrain hin, worauf auch die Dampfboot= besetzung mit ihren Gewehren herüberfeuerten. Unser Haupt= mann verboth zu feuern, indem er eine Landung erwirken wollte. So wechselten die Schüsse hintereinander und wir zählten 26 Kanonen und Kartätschenschüsse nebst ungefähr einigen 2—300 Kleingewährfeuerschüßen. Eine einzige Kugel traf den Badner Lieutenant Meyr in die Brust, durchriß den Rock, die vollgestopfte Brieftasche und blieb auf dem Hemde sitzen. Nach jedem Kanonenschuß schlugen wir all ein grimmiges Gelächter auf, 2 Brandenberger ließen sich trotz dem Verbothe das Schießen nicht nehmen und erleg= ten einen von den Insurgenten auf dem Schiffe, worauf es ein schreckliches Geschrei und Spektakel auf dem Schiffe gab, das sich nun umwandte und dem Gardasee entlang hinabfuhr. Daß viele der Unseren etwas blaß wurden, und rechtsum machten, kannst du dir denken, ich dachte gar nicht daran, daß es treffen könnte, und fand Eduard schon unten am Wasser zunächst an der gefährlichen Stelle. Was sich die Insurgenten dachten, warum wir nicht geschossen, weiß der Himmel, aber wenigstens wurden sie dichtig bla= mirt, und haben einsehen können, daß wir schießen könn= ten, wenn wir möchten. Ich für meinen Theil dachte mir, daß die Italiener Grobians sind, denn gleich mit Kanonen
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