schoßen, die ersten Barrikaden waren leicht zu nehmen, da sie sehr leicht gebaut waren und gar nicht vertheidigt wur= den, denn bei Ankunft des Militärs floh Alles, in einer offenen Kampf läßt man sich nicht ein, größtentheils wird aus den Fenstern geschoßen, alle einzelnen Wachtposten des Militärs wurden niedergemacht, wo es jedoch in Massen erscheint, wird der Platz sogleich geräumt. Die Bürger und Nationalgarde verhält sich größtentheils passiv die Swornost hat sich mit dem Proletariat vereinigt und läßt es ruhig geschehen, daß geplündert wird, was auch schon zu Hause des Zuckerbäckers Hermann am Roßmarkt, im Zappertischen Hause am Altstädter Ring und sonstwärts geschah. Das Militär benahm sich musterhaft, schützte wo es konnte, wird jedoch durch Grausamkeiten gereitzt, viele Offiziere sind theils todt, theils verwundet, das Mi= litär kampirt Tag und Nacht auf den Strassen und ist natürlich sehr erschöpft, da es auch nicht gehörig verpflegt wird, denn schon beginnt es auch den Bewohnern an Le= bensmitteln zu fehlen, als Fleisch, Milch u. s. w. Die zur Eisenbahn flüchtenden Reisenden dürfen es nicht wa= gen auch nur das kleinste Päckchen mitzunehmen auf die Gefahr, daß es ihnen entrissen wird, da der Pöbel schreit: Die Reichen flüchten sich, die Armen bleiben zurück! allen= falls in der Nacht darf man es wagen etwas Gepäck hinzuschaffen. Der Bahnhof ist vom Militär besetzt. Wie es auf der Kleinseite aussieht weiß man nicht, die Ketten= brücke ist ausgehoben, die steinerne Brücke verbarrikadirt daher auch schon vier Tage keine Briefe. Von Häusern sind stark beschädigt durch Kartätschenschüße: das Herzische Haus am Graben, wo Baron Billani wohnt, das Fiedle= rische und Suchische Haus, wo geplündert wurde, in der Obstgasse, in ersterem sollen 30 Swornostmänner verborgen gewesen sein. Reisende, die heute Nacht um halb 1 Uhr anlangten berichten, daß es Dienstag Nachmittag und Mittwoch Früh ganz ruhig in der Stadt war, die Leute hatten sich größ= tentheils in die Häuser zurückgezogen, man sah blos einige Swornostmänner und Militär auf den Strassen. Mittwoch Vormittag beschloß man eine Deputation an Windischgrätz zu schicken, das Militär möge die Stadt räumen, da Ruhe und Friede wiedergekehrt sei. Als Bürger und National= garden dieß hörten, erschienen sie wieder zahlreich auf den Strassen. Dies wurde von der Swornost benützt, sie be= rief rasch den Pöbel von Podskal und Wissehrad und schrie nun „wir sind Meister der Stadt, wir werden jetzt Bedin= gungen machen. Die provisorische Regierung muß fortbe= tehen, wir müssen ein eigenes Ministerium haben." Um halb 1 Uhr Nachts räumte das Militär die Stadt. Man vermuthet, daß die Swornost sich gestern früh des Tele= graphen bemächtigt haben, der schon lange ihr Augenmerk war. Auf dem Wege von Prag nach Ollmütz stehen an jeber Station Emissäre, bestehend aus Swornost und Technikern, umgeben vos 50 bis 100 Proletariern, die je= doch den Zug unangefochten vorüberziehen lassen; doch soll die Aufregung auf dieser Strecke gegen die Deutschen einen hoben Grab erreicht haben. Prag. Vom Telegraphen zu Kollin ist folgende Mittheilung an den Minister des Innern gelangt: Der von Prag um 6 Uhr Abends abgegangene Zug brachte nach Kollin die Nachricht daß die Beschießung der Stadt seit 11 Uhr der vergangenen Nacht eingestellt und die Capitulation eingeleitet sei. Die Barrikaden sol= len schon größtentheils weggeräumt, für das Militär zu= gängig und die Besetzung derselben zum Theile schon be= werkstelligt sein. Die Entwaffnung der Studenten und des Volkes mit Ausnahme der Nationalgarde begann. Der Commandirende verlangt 14 von ihm bezeichnet Personen als Geißeln. Der Brand in der Stadt ist gelöscht. Aus Salzburg. Am 13. Juni l. J. war ein Theil der Urwähler des k. k. Pfleggerichtes Salzburg im Stanzinghofe bei Aigen versammelt, um die Wahlmänner ihres Distriktes zu bestimmen. Unmittelbar vor Beginn der Wahl wurde dem Andreas Walkner, Besitzer des Len= zenrüplgutes zu Glas, folgender an ihn gerichteter und von außen mit der Bezeichnung „Hat Eile“ versehe= ner Brief überbracht. An Andreas Walkner Lenzenrüpl. Der Herr Kardinal Fürst Erzbischof wünscht, daß bei den Wahlen für den Reichstag in Wien vorzüglich bedacht genommen werde auf den Herrn Grafen Mon= tecucoli. Dieser war hier in Salzburg Kreiskommissär und Kreishauptmann, kennt das Land gut, weiß, was ihm Noth thut, und würde folglich unsere Angelegenheit auf dem Reichstage vertreten. Sprich mit Mehreren und unterredet Euch! Gott befohlen! Gnigl am 12. Juni 1848. (Fürst=Erzbischöfl. Pfarramt=Siegel.) Schindlauer, Pfarrer. Dieses Schreiben wurde von demjenigen, dem es zugekommen war, keiner Beachtung werth befunden son= dern einem andern Urwähler desselben Distriktes zur freien Verfügung übergeben. Kaum waren die Wahlen beendet und die Urwähler bereits nach Hause zurückgekehrt, so er= hält Andreas Walkner folgende neuerliche Zuschrift: An Andreas Walkner. Gib das Briefl, das ich Dir heute übersandte, dieser Person zurück, denn nicht Montecucoli, nein, nicht dieser, denn ich habe mich verschrieben, sondern Graf Alexander Meiszech, vormals Kreiskommissär in Salzburg, soll als Wahlkandidat für das Salzburger Flachland auftreten, und auf diesen möchte am Donnerstag bei der Deputirtenwahl Bedacht genommen werden. Nenne den Kardinal nicht, damit derselbe in keinen Ver= druß kommt. Gott befohlen! Gnigl am 14. Juni 1848. Schindlauer, Pfarrer. Dieß die nackte Thatsache eines Wahlumtriebes, des= sen authentische Nachweise im National=Kaffeehause zu Salz= burg von Jedermann auf Verlangen eingesehen werden können.
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