Zwanglose Blätter, Nr. 25, vom 11. Juni 1848

hat. Wir haben die Unverletzlichkeit der slavischen Natio= nalität garantirt. Haben dieß die Slaven in Bezug auf unsere gethan? Sehen sich die Slaven bedroht durch eine Einigung der Deutschen? Oder einigen sich nach dem Sinne der Slaven die Nationen nur dann, wenn sie fremde Völker unterjochen wollen? Wir Deut= sche wollen uns in Frieden zum Frieden einigen. Raum für Alle hat die Erde. Aber wir werden uns in der Ge fahr nicht verlassen. Ist jetzt Friede unser Wunsch, so ist dann Kampf unsere Pflicht. Schleswig=Holstein und sein Verhältniß zu Deutschland. Auf der Rhede von Kopenhagen liegen eine russische eine schwedische und eine norwegische Eskadrille (ein klei= nes Schiffsgeschwader als Theil der Kriegsflotte.) Die erste Abtheilung der schwedischen Flotte ist bereite nach Karlskrona ausgelaufen, ebenso das erste und zweit Gar= deregiement an Bord des königl. Kriegsdampfschiffes Thor vom Stockholm abgegangen. Die schwedischen Prinzen Gustav und Oskar und der russische Prinz Konstantin sind in Kopenhagen. Vom Frieden keine Rede. Die schleswig=holsteinische Sache wird von Tag zu Tag verwickelter. Daran sind einerseits die fremden Ein= mischungen, anderseits ist die traurige Halbheit der Ka= binette Schuld. Anfangs war Rußland aufgefordert wor= den, im Vereine mit England als Vermittler aufzutreten, hatte jedoch jede Einmischung in diese Angelegenheit ab= gelehnt; England dagegen schien Anfangs mehr zu Gun= sten Dänemarks zu handeln, während es neuerdings sich klar für die deutsche Sache erklärt. Entschiedener spricht sich das vereinte Skandanavien aus, und Rußland, welches jede Einmischung abgelehnt hat .. . .? Rußland tritt drohend genug auf, worüber aber auch Preußen so fürchterlich er= schrocken ist, daß es seinen braven General Wrangel schleu= nigst den dänischen Boden räumen läßt, — ihn abstehen heißt von den Verheißungen, von der Kriegskontribution von allem, wozu ihm seine Siege das Recht gegeben; . . . . das ist kein Waffenstillstand, — das ist feiges Zurückziehen . . . . die besiegten Dänen dagegen benehmen sich als Sieger, sie geben die deutschen Schiffe nicht heraus, die sie gewonnen, räumen nicht Alsen, sondern besetzen selbst noch schnell genug den von den Preußen verlassenen Theil des Herzogthums Schleswig und vereinen in Jütland ihre und der Schweden Truppen, . . . . die russischen werden nicht mehr lange ausbleiben. (Fortsetzung folgt) Neuestes aus Wien. Die bürgerliche Artillerie in Wien hat die Weisung erhalten, die jüngst übergebenen Kanonen zu untersuchen, und wird nächstens ein Probeschießen mit denselben auf der Simmeringer Haide abhalten. Ueberdies können wir folgendes Faktum verbürgen: Der Baron Sardagna erfuhr am 30. Mai um 2 Uhr, daß man beabsichtige, der Natio= nalgarde alte Dreipfünder vom Stubenthore auszuliefern. Alsogleich leitete er die nöthigen Schritte ein, um die Aus= lieferung neuer Kanonen zu bewirken, indem er sich aus= sprach, daß nur dadurch das Vertrauen der Bevölkerung gewonnen werden könne. Am 6. Juni erschien auf der Universität Hr. Johann Täuber, Oberbeamter der Herrschaft Sickards und versi= cherte, daß alle Beamten seiner Umgebung, wenn sie bis= her sich nicht so freisinnig geäußert hätten, wie sie es füh= len, und wie es die Zeit fordert, nur dadurch allein die Schuld daran trügen, daß sie im Dienste von Kavalieren nicht unabhängig auftreten konnten, ohne Gefahr zu lau= fen, angenblicklich brodlos zu werden. Sie haben beim Mi= nisterium so eben die Bitte eingereicht, vom Staate aus angestellt zu werden, um als selbstständige Männer fortan leben und wirken zu können. Bis dahin wolle man auf Treue und Glauben annehmen, daß kein Zug in ihrem Herzen sei, der zur Reaktion führen könnte. Prof. Füster erwiederte: „die alte Intelligenz, als welche er die Beam= tenwelt bezeichnete, wird von der jungen Intelligenz, der Universität, in Zukunft nicht mißverstanden werden, und er reiche in ihrem Namen dem ehrwürdigen Sprecher die Hand. Was muß man aber von jenen Beamten halten, die im Dienste von Kavalieren stehen die ihrer politischen Richtung als wahre Eh= renmänner keinen Zwang anlegten, und die dennoch der neuen Zeit und ihren Kämpfern feindselig entgegentreten? Eine Gratzer Deputation überreichte vom Ausschuße der Bürger, Nationalgarde und Studenten eine Riesenad= resse mit vielen tausend Unterschriften, die ihren innigsten Anschluß an die Errungenschaften der Wiener an den Tag legte. Der Sprecher der Deputation gab die Versicherung, daß wenn die Wiener je in die Gelegenheit kommen soll= ten, ihre Hülfe in Anspruch zu nehmen, 30000 bewaffnete Steirer bereit stehen, ihnen Beistand zu leisten. (Stürmi= scher Beifall von den Gallerien). Dr. Fischhof beantwor= tete die Adresse. Eckardt las die Adressen an die Ober= Oesterreicher vor, welche sehr humoristisch und witzig, mit vielem Beifalle angenommen wurde. Wir wünschten, der junge Herr hätte sich seinen Humor und seinen Witz auf eine andere Gelegenheit aufgespart, und ihn nicht dort verschwendet, wo es sich darum handelte, einem edlen, frei= heitsliebenden und ernsten Volke, wie die Ober=Osterreicher, in so ernster Angelegenheit zu antworten. Wien am 7. Juni 1848 Die Stimmung gegen Pannasch den Kommandanten der Wiener Nationalgarde ist sehr gut. Gestern legte er in seiner Adresse an die Nationalgarde sein Glaubensbekenntniß ab, und sprach zugleich aus, daß wir genug errungen hätten und nun auch nicht weiter gehen dürften, und soviel ich die Stimmung

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