ständnisse des 15. Mai, selbst das Eine, daß sich sei Er= richtung der Nationalgarde von selbst verstanden hätte: daß das Militär im Innern nur dann einzuschreiten habe, wenn die Nationalgarde sein Einschreiten verlangt. Am 26. Mai rückte auf Befehl des Ministerrathes ohne Wissen der Nationalgarde das Militär auf die Universität um die aka= demische Legion zu entwaffnen. In demselben Augenblicke fiel die Bürgerkrone vom Haupte der Minister und ver= zagte, zweifelnde Kahlköpfe beugten sich, wie Mohnköpfe im Sturme dem heranbrausenden Unwillen des betroge= nen Volkes. Das Ministerium versprach nun wieder eine Menge, was es früher widersprochen hatte, und wird in wenig Tagen wieder vieles widersprechen, was es heute versprach. Das Staatsschiff ist durch die unsichere Hand des Steuermannes, der Wind und Wogen nicht kennt, neuerdings in so heftige Schwankungen gerathen, daß die Passagiere sich kaum auf den Beinen zu erhalten vermö= gen. Neapolitaner rufen in solchen Nöthen den heil. Ja= nuarius an, Spanien den heil. Jakob von Compostella Franzosen den heil. Michael, wir rufen nach Männern, gebildet von unserer Zeit für unsre Zeit. Die Zeit regiert — das ist ein alter Satz; aber sie verwaltet nicht! Diesen neuen Zusatz möge ein neues Ministerium wohl bedenken! Die Stimme der österreichischen Abgeordneter in Frankfurt über die Abreise des Kaisers. In Frankfurt einigten sich am 25. Mai die österrei= chischen Mitglieder der Nationalversammlung über eine energische Petition an Se. Majestät den Kaiser um die Rückkehr desselben nach Wien. Das Aktenstück lautet: Euere Majestät haben sich bewogen gefunden, Ihre Haupt= und Residenzstadt zu verlassen. In vollem Vertrauen, daß Ew. Majestät bei der bewährten Gesin= nung eines jeden in Wien lebenden Oesterreichers nichts für Ihre geheiligte Person zu besorgen haben, und in der innigsten Ueberzeugung, daß die Entfernung Ew. Majestät von der Residenz, dem Zentrum unserer konstitutionellen Gesammtmonarchie, entschiedenes Unglück von unabsehba= ren Folgen für Oesterreich und das gesammte Deutschland herbeiführen werde, fühlen sich die unterzeichneten, zur deut= schen Reichsversammlung abgeordneten Oesterreicher ver= anlaßt und verpflichtet, Ew. Majestät in tiefster Ehrfurcht zu bitten, zur Beruhigung Ihrer getreuesten Unterthanen in Ihre Residenz Wien zurückzukehren. Frankfurt a. M., 24. Mai 1848 (Folgen die Unterschriften.) Zugleich wurde beschlossen, nachstehende Adresse an die Bürger Wiens abzusenden Bürger Wiens! Wir Abgeordnete Oesterreichs zu konstituirenden National=Versammlung in Frankfurt haben eine Petition an Se. Maj. unsern konstitutionellen Kai= ser übersendet, ihn zur Rückkehr in seine Haupt= und Re= sibenzstadt zu bewegen. Wir sind überzeugt, daß Se. Ma= jestät in Eurer Mitte sich vollkommen sicher befinden werden Frankfurt, den 25. Mai 1848. (Folgen die Unterschriften). Bei den Debatten, die sich bei dieser Gelegenheit entspannen, sprach man sich abermals mit größter Entschie= denheit gegen die Camarilla aus, die es unbe= kümmert um den Frieden der Monarchie in ihrer Verblendung gewagt hatte, Sr. Maj. dem Kaiser unbegründete, bei der bewährten Treue und Anhänglichkeit der Residenz ganz haltlose Besorgnisse vorzuspiegeln. Wir hät= ten gewünscht, (so schreibt man aus Frankfurt) daß ein recht zahlreiches Publikum den höchst interessanten Debat= ten beigewohnt hätte. Hoffentlich werden beide Aktenstücke die heilsame beabsichtigte Wirkung nicht verfehlen, und Se. Majestät bewegen, in ihre Residenz zurückzukehren. Von einer gefährlichen, republikanischen Partei, welche in Wien bei den letzten Ereignissen thätig gewesen sein soll, wollte die Versammlung nichts hören. Gleichwie aus diesem Vereine unserer Deputirten er= heben sich täglich aus allen Kreisen des Inn= und Aus= landes Stimmen, die vor der in stiller, partheiloser Zukunft zu Gerichte sitzenden Geschichte eine volksfeindliche Cama= rilla, sammt ihrem mit vollen Säcken und einträglichen mü= helosen Anstellungen versehenen schleichenden Anhange, als die Urheber des unheilvollen Schrittes anklagen, der das österreichische Kaiserthum an die äußersten Marksteine sei= nes kräftigen Bestandes gerückt hat. Hört man die ver= einzelten Stimmen, welche die geheime Abreise des Kaisers als das Klügste, was er in diesen Tagen thun konnte lo= ben und den Bestand und somit die Einwirkung einer Ca= marilla hartnäckig in Abrede stellen, so erinnert dieses un= verkennbar an eine strafrechtliche Untersuchung, in der alle Zeugen übereinstimmend aussagen, und nur die Schuldigen beharrlich läugnen. Die Zehentfrage. „Die Theoretischen — die verstehens, könnens aber nicht machen.“ „Die Praktischen — die verstehens nicht, könnens aber machen.“ „Die Theoretisch=Praktischen — die verstehens auch nicht, könnens aber auch nicht machen.“ Düsseldorfer Blätter. Von dem ständischen Ausschuße in Linz sollen ehe= stens die Zehentverhältnisse des Landes, die Ablösung be= treffend, in Verhandlung genommen werden. — Da es uns sehr erwünscht sein kann, die verschiedenen Absichten ken= nen zu lernen, um daraus das Geeignetste zu wählen, so lege ich auch die Meinigen vor, indem ich es den Beur= theilern überlasse, mich nach vorstehendem Motto in die erste, zweite oder dritte Klasse zu setzen. Das Patent vom 31. Dezember 1848 erklärt im Ein= gange: „Es sind Sr. Majestät in Betreff der Zehente Wün= sche bekannt geworden, sowohl von Seite der Berechtigten als der Verpflichteten, nach welchen dieselben den jetzigen Kultus=Verhältnissen nicht mehr angemessen seyen.“ Von diesem Gesichtspunkte aus begibt sich nun die Staatsver= waltung der politischen und Taxrechte, welche einer freiwilli= gen Ablösung bisher im Wege gestanden sind um eine solche leichter möglich zu machen. Leider haben diese Erleichte= rungen nur wenige Ablösungen von Privat=Eigenthümern gar keine von geistlichen Besitzern zur Folge gehabt. Auf solche Weise wurde das Patent als eine Halbheit von Seite
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2