schwerlich, da alle Thorwachen ausschliessend von derselben die Burg gemeinschaftlich mit dem Militär und nur das Kriegsgebäude als militärisches Institut nur von Solda= ten besetzt wird. Alles was sonst unsre Stadt betrifft, steht ohnedieß in der Zeitung, nur die Abtragung der Barrikaden stand nicht darin, daher ich dieß dir heute berichte. Sogar Fiaker stehen heute auf dem Stefans Platze, ein Beweis daß man schon ziemlich passiren kann. Wien am 29. Mai 1848. Die Barrikaden stehen nur noch bei der Universität. Obristlieutenant Pannasch, dramatischer Dichter hat einst= weilen das Oberkommando über die National=Garde. Graf Hoyos ist von der Universität entlassen, von der National= Garde in seinem Hause stark bewacht. Er, so wie Gr. Bräuner, Montecouculi und Dittrichstein die Professoren Hye und Endlicher werden der unglückseli= gen Regierungs=Maßregel vom 26. d. beschuldigt, und werden vor ein Volksgericht gestellt. Zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung und als Garantie ihrer eigenen Sicherheit fordert das neu zu= sammengetretene Comité der Bürger und National=Garde auf Anrathen Pannaschs ausser den bereits in Besitz ha= benden 6 Kanonen im bürgerl. Zeughaus noch 30, wel= che das Ministerium zu verabfolgen ohne Einwilligung des Kaisers ausser Stand zu sein sich erklärt, doch soll von demselben bereits der Bericht dieserhalb an den Kaiser ab= gegangen sein. Hier geht allgemein die Rede, der Kaiser wäre nicht mehr in Innsbruck, nach einigen befinde er sich in Wels nach andern in Botzen. In Innsbruck soll ihn eine dem Grafen Bombelles dargebrachte Katzenmusik vertrieben haben. Ausser auf den Wachen sieht man gar keinen Soldaten auf den Gassen, und die Kaßernen sind bis auf ein kleines Thor gänzlich geschlossen. Die Arbeiter kehrten heute wieder ruhig zu den öffentlichen Arbeiten zurück. Außer den Preß= burger Studenten sind auch noch die Ollmützer und Brün= ner hier angelangt. In Brünn sollte ebenso die Aufhebung der akademischen Legion so wie hier am 26. Statt haben. Die Sontagsblätter berichten: Briefe aus Ober= österreich liegen uns vor, welche die staatsverbrecherischen Wühlereien des Baron Hohenbruck erst in ihrer ganzen Ab= scheulichkeit zeigen. Wäre der elende Verräther nicht längst schon gerichtet, wir würden auf's Ernsteste dazu auffor= dern; da er aber sein frevelhaftes Spiel an der eisenfesten Gesinnungstüchtigkeit des Volkes so glänzend verloren hat, so wollen wir ihm nichts mehr nachtragen; denn wir haben es nie mit der Person, sondern stets nur mit der Sache zu thun. Einen Brief aus Kremsmünster wol= len wir aus freundschaftlicher Rücksicht für den Einsender ignoriren.*) Wenn er indeß die An= sicht der Wienerpresse, daß die Abreise des Kaisers eine Entführung war, mit sehr vernachlässigter Wahl des Aus= druckes abfindet, so müssen wir doch darauf antworten, und jedenfalls bemerken, daß wir in Wien, über das, was unter uns vorgeht, ein für allemal kompetenter sind, als Kremsmünster, und daß wir von dorther keine Correktionen Braver Einsender! annehmen, am wenigsten in so cruder Weise. Wenn das Landvolk gegen die Studenten aufgebracht ist, so können wir diese Verirrung, und diesen Undank gegen die Begrün= der der Freiheit, welche allen Ständen zu gute kommt, nur innig bedauern; und wir wünschen sehr, daß irgend eine populäre Schrift, wie die Castellis in der Märzwoche in genügender Anzahl über das ganze Land verbreitet und die wahre und richtige Auffassung der Studenten=Tenden= zen darin in treuer, faßlicher Sprache dem verführten Vol= ke insinuirt werde. In einem Briefe aus Innsbruk vom 23. Mai, der in der Wiener=Zeitung abgedruckt steht, wird der Wunsch ausgesprochen „der Kaiser möge noch lange in Innsbruk bleiben.“ Als gastfreundliches Compliment wollen wir das hingehen lassen, soll es aber eine patrioti= sche Aeußerung sein, so danken wir höflich für solchen Pa= triotismus. Erwiederung. Hr. S. R. hat sich die Unkosten gemacht einen offe= nen Brief an die Redaktion dieser Blätter über den Um= stand drucken zu lassen, daß in Nr. 11 dieser Blätter ein Stückchen seines Aufsatzes ausgeblieben ist. Er spricht aus diesen Anlaß von einer Anwendung des Sedlnitzkyschen Systems die Gedanken zuzuschneiden und findet es befremd= lich, daß kurz vor der Wahl zum deutschen Par= lamente dieses Stückchen die Veröffentlichung vor den Augen der Redaktion nicht verdiente. Um allfälligen und vielleicht beabsichtigten Verdächtigungen meiner, dem hochge= borenen H. Verfasser etwa nicht sehr wohlgefälligen Person mit Einmal im Vorhinein zu entkräften, diene die Anfüh= rung des leicht zu beweisenden Umstandes, das Nr. 11 der "Zwanglosen Blätter“ während meiner Abwesenheit in Wien redigirt und gedruckt wurde und weder mein Hr. Mitredakteur, noch der Buchdrucker Hr. Haas von mir die Weisung hatte, auch nur eine Zeile des erwähnten Aufsatzes auszulassen. Beide Herrn werden nicht anstehen dieses öffentlich zu bestätigen und zu erklären, aus welchem Grunde obiges Stückchen ausgeblieben ist. Uebrigens be= daure ich herzlich, wenn dieser Umstand etwa die Wahl des Hr. S. R. zum Deputirten nach Frankfurt verhindert hatte, und falls er als Reichstand nach Wien gewählt zu werden wünschte, gebe ich ihm mit Vergnügen das Zeugniß, daß er zwar bei Verlesung der Konstitutionsbewilligung auf dem Stadtplatze zu Steyr sehr laut jubelte, seither aber als ein sehr ruhiger Staatsbürger sich bewiesen hat. Al. J. Schindler, Redakteur der Zwanglosen Blätter. Ich bestätige in Aufforderung unseres verantwortli= chen Redakteurs, daß er mir vor seiner Abreise bei Ueber= gabe der Redaktion der „Zwanglosen Blätter„ durchaus nicht die Weisung gab, auch nur Eine Zeile aus den mit S. R. unterzeichneten „Betrachtungen und Wünsche“ auszulassen; aber ich muß auch erklären, daß die Drucklegung der Fortsetzung jenes in N. 2 erschiene= nen Aufsatzes von einer Zeit zur Andern verschoben wurde, weil derselbe, vielleicht ungerechter Weise, bei unse= rem Lesepublikum nicht den wünschenswerthen Anklang fand, welches doch ein junges Tageblatt zu berücksichtigen hat. Daß ich aber den Schluß des einmal begonnenen in Et= was abkürzte, dürfte um so leichter zu entschuldigen sein, da die in der gestrichenen Stelle gemachten Vorschläge durch inzwischen erlassene Gesetze bereits realisirt worden waren. F. W. Arming, Mitredakteur der „zwanglosen Blätter." Dasselbe bestätigt auch Johann Haas. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Vertag von Sandböck und Haas in Steyr.
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