der Völker so reichlich zu Theil werden, recht= fertigt jetzt das Vertrauen derer, die es euch so unbedingt zollten, und sagt es wahr und offen dem Kaiser, für wen die treuen Bür= ger und Studenten Wiens die Waffen ergrif= fen und gegen wen! In den Märztagen sang ein Wienerdichter (Her= mannsthal) ein Lied vor des Kaisers Haus „in dem er gefangen gesessen„. Jubelnd wiederhallte es aller Orten. Auch von der Burg in Innsbruck, in der der Kaiser jetzt sitzt wird noch manches Lied gesungen werden, der eherne Mund der Geschichte wird sich öffnen wahrlich nicht zum Ruhm derer die den Kaiser durch die Nacht der Verläumdung in dieses Haus geführt haben. Aler. J. Schindler. Pfefferkörner. In ganz Tyrol haben sie vergessen a. die Constitution, b. die Aufhebung der Jesuiten, Liguorianer und Ligourianerinnen kundzumachen. Regierung, Kreisämter dazu eine Menge Leute, die doch die Wienerzeitung lesen, haben darauf vergessen. Schau! Ist diese Vergeßlichkeit vielleicht eine Wirkung der freien Alpenluft, die man un= serm Kaiser zur Erholung genießen lassen wollte!? Sonderbares Zusammentreffen. Unter dem unvergeß= lichen Kaiser Josef vergaß man auch in Tyrol das Toleranz= patent kundzumachen. Briefe. Salzburg. In einer Volksversammlung, in der man die Abreise des Kaisers verkündigte, trug man darauf an, in Linz einen Provinziallandtag zu berufen, der aus Abgeordneten von Österreich, Salzburg, Kärnthen, Steiermark, Tirol und dem deutschen Theil Böhmens zusammengesetzt werden solle und bis zum Zusammentritte des Wiener Reichstages in Wirksamkeit bleiben mußte. Man wollte die Regierung mit einem Wort nach Linz verlegen und Wien ganz unbeachtet lassen. Dagegen widersetzte sich Hr. Prof. Reyer, indem er auf's Wärmste für Wien sprach. Da sprang der Erzbischof von Salzburg (Fürst Schwarzenberg) auf und rief mit großer Heftigkeit: Ich bin auch ein Wiener, aber ich bekümmere mich nicht mehr um die Wiener! Darüber werden sich die Wiener schon zu trösten wissen; aber wir tragen darauf an, das man Hrn. Prof. Reyer, der sich Wiens so warm angenommen, eine Dankschrift schicke. — Graf Bombelles (!!! war bei Sr. Maje= stät in Salzburg. Er hatte den Rath gegeben, daß die von Linz in der Nacht angekommenen Abgeordneten, welche den Kaiser nach Linz zurückhaben wollten, den Anschluß der deut= schen Provinzen an die Czechen und die übrigen Slaven betreiben sollten (?). Prag. Graf Thun hat eigenmächtig, ohne Auf= trag des Wiener Ministeriums wegen Dringlichkeit der Verhältnisse einen Landtag für Böhmen zum 7. Juni einberufen und eine Deputation ladet Se. Majestät ein, denselben persönlich zu eröffnen. — Aus Wiesenberg wird gemeldet, daß für die Prager Nationalgarde in der dortigen Fabrik 300000 Gewehr bestellt sind. Sonderbar! da wäre ja die Prager=Nationalgarde stärker als die ganze Bevölkerung von Prag mit Weibern, Kin= dern, Ammen und den „dort sich aufhaltenden“ Deutschen zu= sammengenommen?! Neuestes. Von Pillersdorff ist ein Schreiben in Druck erschei= nen, welches die Wiener und namentlich die Studenten von den abscheulichen Verläumdungen reinigt, die gegen sie ausgestreut wurden Die Studenten wollen Wien für dieses Studienjahr verlassen. Das ist wohl gethan. Sie haben ihre Pflicht für das Vaterland in den heißesten Tagen erfüllt — wenn sie den verdienten Dank nicht gewonnen, so ist das der Lauf der Welt. Die Zeit ihrer Abwesenheit wird für alle Partheien reich an heilsamen Lehren sein. Denn es bleibt für jeden der politisch wirken will unumgänglich nothwen= dig, von Zeit zu Zeit auch mit den Bewohnern der Pro= vinzen in unmittelbaren Verkehr zu treten? Die Erlasse des Ministeriums in Pest und die Adresse den Gräzer enthalten sich aller Schmähungen der Wiener welche diese gewiß auch nicht verdient haben. Die Gräzer= Adresse protestirt gegen jede Körperschaft die sich eine po= litische Diktatur anmassen will. Wir unterschreiben diesen Protest. Mit einen Ergänzungesblant Nr. 8. Es wird immer lauter, daß am 15. Mai in der Burg Dinge bewilligt wurden um die heraußen niemand bitten wollte. Auch sollen etliche, die wegen Ausrufen der Re= publik verhaftet wurden, gestanden haben, sie seien dafür bezahlt worden und nannten als die Geldspender Leute die durchaus keine Republikaner sind! Siehe oben von den gemachten Revolutionen. Erklärung aus Losenstein. Um irrigen Gerüchten zu begegnen, die sich von hier= aus auch weiter hin verbreiten konnten, erklären wir ein Faktum von Gestern ganz der Wahrheit getreu. Unser Herr Pfarrer brachte wir wissen nicht warum, Sonntags einen Priester aus Linz, in welchem mehrere Weibspersonen hier den Jesuiten P. Gregor, Prior von Freinberg, erkannten. Um weitere Unannehmlichkeiten zu beseitigen, hat das hiesige Distrikts=Kommissariat mittelst eines Schreibens den Pater Gregor verständiget, daß es sehr rähtlich wäre, sich ehemöglichst wieder zu entfernen. — Das Alles ging ganz den ruhigen Gang, und ebenso erfolgte auch heute Früh dessen Abreise. Losenstein am 23. Mai 1848. Mehrere Gardisten. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Haas in Steyr.
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