Zwanglose Blätter, Nr. 21, vom 28. Mai 1848

Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Nro. 21. Steyr am 28. Mai 1848. Ist der Kaiser frei, so sind wir auch frei Was wir sprechen, wird er dann vernehmen; Mild wird der Kaiser sich seinem Volk, Das Volk sich dem Kaiser bequemen. Herrmannsthal. Neues Licht in einer dunklen Begebenheit! Ich wollte es wäre in meine Hand gegeben den Strom des Lichtes nur einen Tag lang zu lenken — er müßte sich mir erhellend über alle Anfänge und alle Verzweigungen der verruchten Unternehmung ergießen, die in der Entfüh= rung unseres angestammten Kaisers aus der Burg seiner Väter ihren Schlußstein, aber — Dank sei es dem Edelmuthe und der Rechtlichkeit der Wiener und der Provinzen — kei= neswegs den erwünschten Erfolg fand. Die Mitglieder der Rückschrittsparthei stehen da ihre Adelsbriefe, Anstellungs= dekrete, Bankaktien und Staatspapiere in den Händen und sind erstarrt über die Ehrlichkeit und Klugheit des bürgerli= chen Volkes (So nennt man dort oben uns, die wir mit unseren Händen und unserer Geistes=Arbeit uns und die Unsrigen ernähren). Arme Reaktionäre! Ihr habt viel Geld und viel Schlechtigkeit an die Spekulation die am 15. Mai begann und am 17. Abends glänzend enden sollte, gewendet. Die Spekulation ist mißglückt, euer Geld ist beim Teufel — ich wünschte eure Schlechtigkeit wäre es auch. Ihr wolltet den Werth eurer Adelsbriefe, Anstel= lungsdekrete und wie eure Papiere alle heißen mochten, auf jene Höhe des Werthes treiben, auf der sie zu Zeiten Kaiser Albrecht I. standen, der die Bürger von Wien, die sich gegen die Verletzung der ihnen gegebenen Privilegien zu Wehre gesetzt hatten, zwang in Bettelhemden und blo= ßen Füssen in seiner Residenz auf dem Leopoldsberge zu er= scheinen, wo ihnen ihre Privilegien unter dem Hohngeläch= ter übermüthiger Schranzen zerrissen vor die Füße gewor= fen wurden. Ihr habt an der Börse verspielt für alle Zukunft, ihr habt Bankerott gemacht für alle Zeiten, die Geschichte wird eure Namen auf die schwarze Tafel schrei= ben. Aber tiefer noch als eure Papiere fielen, wurzelt in dem Herzen des Volkes die Überzeugung, daß es von euch lein anderes Gefühl als Geringschätzung, keine andere That kein Lug und Trug zu erwarten hat. Verkriechet euch hinfort in eure glanzberaubten Palläste weidet eure bressirten Augen durch den Rest eurer Tage an mo= dernden Standarten, verblichenen Wappenschildern, verroste= ten Schwertern die edlere Ahnen von ruhmreicheren Far= then brachten, als die euren waren. Welket so gemieden von einer Welt, gemieden von der Menschheit deren hei= ligen Kraft und Würde ihr nie begreifen konntet der Ver= gessenheit entgegen, die ihren farblosen Mantel aus Staub und Spinneweben über euer ruhmloses und aller Ehrwür= digkeit beraubtes Dasein breiten wird. Aber ich will die romantischen Klänge, die mir aus den Tagen meines Dichterlebens bis in diese neue Sturm= und Drang=Periode treu geblieben sind, nicht an den Pforten eurer Gruft verschwenden, an die Niemals ein dank= barer Enkel hinknien wird. Das aber sag ich euch laut: Was ihr immer gegen die Freiheit des Vaterlandes unter nehmt, und stünden hinter jeden von euch zwanzigtausend Kosaken, — es führt euch in jene Gruft! Immer deutlicher erkennt man jetzt die Fäden des ver= derblichen Netzes, das so heimlich gestrickt, so weit hin ge= spannt war aber leider nicht fest genug hielt. Das auf= gereitzte politisch=junge Volk fiel hinein, aber seine gesunde Kraft durchbrach es und klüger gemacht für alle kom= menden Fälle kehrte es in den grünen Wald der Freiheit zurück. Jetzt kennt es seine Jäger, die Hornsignale und die Netze nur zu gut. Uns fängt man nur Einmal. Das Zweitemal fangen wir die Andern. Es kommen oft kleine Thatsachen vor, aus denen man große, folgenreiche Schlüsse ziehen kann. So sagte der Baron Hohenbruck zu einem allgemein geachteten Manne in Steyr schon ein paar Wochen vor seiner, wenn ich nicht irre, am 14. d. M. angetretenen Reise nach Wien: er werde um diese Zeit nach Wien reisen — er sei dorthin beru= fen. — Zu dem Beamten des Kreisamtes aber, der in sei= ner Abwesenheit seine Stelle zu vertreten hatte, sagte er am Tage vor seiner Abreise: er reise nur nach Enns. Am 19. Mai kommt er in Linz an und predigt im Redou= tensaale den Bürgerkrieg. Nach einem Privatbriefe der uns vorliegt erklärte er die Wiener als Verräther an dem Kaiser, trug an: sämmtl. Provinzen sollten übereins= kommen, die Errungenschaften des 15. Mai (vielleicht auch des 15. März) zurückzugeben, da man sie dem Kaiser ab= gezwungen habe, da man ihm das Bajonnet an den Hals

setzte, weßhalb er geflohen, ohne Geld ohne Schutz, ohne Wäsche u. s. f. Man müsse die Studenten entwaffnen, die Universität schließen, den Reichstag aufschieben bis nicht wenigstens 60000 Mann Militär in Wien sei. Es sei den Ministern gelungen die Flucht des Kai= sers bis am 13. Morgens 7 Uhr zu verheimlichen. (Welch eine Unwahrheit, da sie den Erklärungen der Mi= nister gemäß, die bereits in aller Hände ist, selbst ihner verheimlicht worden war!). Der Ausgang des Baron Ho= henbruck ist bekannt und soll hier nicht nocheinmal erzählt werden. Sein nachheriges Benehmen als Emissär und der Umstand, daß er schon ein paar Wochen vor dem 15. Mai wußte, daß er an diesem Tage in Wien zu sein habe, berechtigen wohl zu dem Schlusse, daß die Par= thei zu der er gehört, wissen mußte, daß an diesem Mai tage in Wien etwas vorgehen wird das in ih= ren Kram taugt. Diese Parthei wußte, daß eine Re= volution ausbrechen wird, sie wußte, welchen Hauptstreich die Camarilla bei dieser Revolution, die mit zum ganzen Streiche gehörte, ausführen will; ja es waren sogar schon die Zeichen verabredet, die denen von Wien abwesenden Partheigliedern das Gelingen des Streiches anzeigen sollten. Am 19. Mai saß im Gasthaus zum Schiff auf dem Seeplatze in Gmunden eine sehr hochgeborne Gesellschaft beisammen. Man nannte mir davon die Familien Dietrich= stein, Lichtenstein, Sándor (die Gräfinn ist die Tochter Met= ternichs). Sie erkundigten sich von Viertelstunde zu Vier¬ telstunde ob denn noch immer auf der Post kein gelber Brief gekommen sei. Endlich kam der höchst ersehnte gelbe Brief, die Gesellschaft las ihn und bestieg dann in fröh= lichster Stimmung das Dampfschiff und fuhr über den See hinauf nach Ischl. Diesen gelben Brief hätte ich lesen mögen. Die Farbe war jedenfalls trefflich gewählt. Ich votire der ganzen Parthei eine gelbe Fahne, denn gelb ist die Farbe des Hasses und des Neides. Drei Stunden nach Eintreffen des Briefs kam ein Gmundner Bürger an und erzählte den Kaiser in Lambach speisen gesehen zu haben. Ist es nicht auffallend, wenn jemand ein zugetrof= fenes Ereigniß gar so genau vorher weiß, mit Sicherheit so viele Maßregeln für den Fall des Geschehens trifft? Schlüsse für den vorliegenden Fall daraus zu ziehen, überlasse ich ganz meinen Lesern. Ich bemerke nur, daß gemachte Revolutionen dem Kenner der Geschichte nichts Neues sind d. h. solche Revolutionen zu denen eine Par= thei ihre Gegenparthei verleitet, um dann einen Vorwand zu haben, sie statt mit den Waffen des Geistes, die ihr nichts anhaben konnten, mit dem Schwerte von Eisen zu be= kämpfen. Alex. Jul. Schindler. Einem der Herren die dem Kaiser zur Abreise riethen, ist man bereits auf der Spur, ein Anderer hat seine Schuld schon ein gestanden! Das Ministerium des Inneren hat Nachstehen des veröffentlicht: „Die öffentl. Blätter enthalten eine Bekanntmachung welche der Kreishauptmann*) von Salzburg Graf Cho= rinsky, über einer Auftrag des im Gefolge unseres gnä= digsten Kaisers reisenden Grafen Bombelles erlassen hat, und welche verschiedenartige Beurtheilung findet. Wenn gleich die näheren Umstände dieser Veröffent= lichung dem Ministerium nicht vorliegen, so genüget doch die Bemerkung, daß der Monarch in einem konstitu= tionellen Staate nur durch seine Minister seine Gesinnungen über politische Gegenstände aus spricht, und wenn eine dem a. h. Hofstaate angehörige Person sich zu Erklärungen über öffentliche Ereignisse ver= anlaßt findet und ihre Veröffentlichung einem Regierungs= organe überträgt, eine solche Veröffentlichung immer nur als den Ausdruck der persönlichen Gesinnun= gen der Person, von welcher sie ausgeht (hier der Graf Bombelles), angesehen werden kann. Jene Bekanntmachung des Chorinsky ist bekannt. Der „Volksfreund“ charakterisirt den Grafen Bom= belles mit folgenden Worte: „Bombelles ist der schwärmerische Freund der Jesui= ten und Liguorianer — und leider auch der Hausfreund des kaiserlichen Hofes und der Erzieher unsers Erbprinzen Franz Josef. Graf Bombelles ist unter Metternich der linke Flügel der Tyrannei gewesen, jetzt ist er das Cen= trum der Rückschrittsparthei und hat dazu den Hof in Be= schlag genommen, wird ohne Verweilen zu Innsbruck die Reste der Metternich'schen Regierung und den Adel um sich versammeln, wird zur Bildung eines neuen Ministeriums drängen und den Rath geben, sich den Slaven in die Arme zu werfen.“ Wenn man den Spuren die der Fuß dieses Grafen Bombelles in den Sand drückt fleißig nachgeht, sollte man da nicht endlich einen Mann einholen der uns unsern Kai= ser entführen half. —? Der Andere der seiner Schuld an der Abreise des Kaisers geständig ist, ist der Graf La= zansky. Er kam am 20. d. M. von Wien nach Prag und sprach im Nationalausschusse von der Rednerbühne als Augenzeuge von den das Leben und die Sicherheit des Kaisers drohenden Gefahren, von denen im Vorbeigehen gesagt außer der Reaktionsparthei niemand etwas weiß. Ferner erzählte der Graf er habe am 15. Mai den Mini= ster Pillersdorff in der Burg begegnet und gefragt: wie lange dieser es noch dulden werde, daß der Monarch und sein Haus in Wien dem Verderben entgegenstürzen: worauf ihm Pillersdorff geantwortet habe: er halte den Kaiser und sein Haus in Wien für sicher und un= gefährdet. Hierauf habe er, Graf Lazansky, den Erzherzog *) Schon wieder einer. Die Kreishauptleute sind brav.

Franz Karl gebeten, das Ansehen der Dynastie zu wahren sich aus Wien zu entfernen und auch den Kaiser bestim= men die treulose und undankbare Hauptstadt zu verlassen. Das ist das Geständniß des Anderen. Das Ministerium. Wenn nur endlich einmal das kleinliche Wirthshaus= Lamentabel über die Errungenschaften des 15. Mai auf= hören würde. Haben denn die guten Leute, die gar nicht müde wurden, vor jedem Regierungsrathe sich zu bücken, mit Einmal den Respekt vor einem Ministerpräsidenten ver= loren? Das wäre schrecklich — da ginge Österreich in Deutsch land auf! Pillersdorff zeigt sich durchdrungen von der Nothwendigkeit dessen, was am 15. Mai gegeben wurde und er hält es mit aller Energie aufrecht, aufrecht gegen über dem Wankelmuthe undankbarer und kurzsichtiger Geld= brozen, gegenüber den Übergriffen einer Camarilla, die in ihrer angestammten Volksverachtung um jeden Preis mit Umgehung des in der Luft der Freiheit neugebornen Mi= nisteriums und aller konstitutionelle Volksrechte, wieder den alten Zustand, wie er vor den 15. März war, zurückzufüh= ren sucht, damit sie ihre despotische Allmacht, ihre reichen Besoldungen, ihre Zehenten, Robothe und dergleichen nicht verlieren. Am 22. Mai hat das Ministerium den Handelsmini= ster Dobblhof nach Innsbruck geschickt, um als konstitutio= neller Rathgeber bei der Person des Monarchen zu ver= weilen, und alle nicht konstitutonellen Einflüße von der Person des Kaisers abzuwenden. Hierüber werden die alten Zöpfe die Augen aufsper= ren, aber meine Herren es kann nicht anders sein, wenn die Constitution nicht ein leerer Schall sein soll. Auch Ungarn hat in der Person seines Ministers des Auswärtigen Fürst Paul Esterhazy ein konstitutionelles Organ nach Innsbruck abgesendet, welches den Kaiser vor den Einflüsterungen der Camarilla zu bewahren die Macht hat. Das Manifest des Kaisers vom 20. Mai. Der ämtliche Theil der Wienerzeitung vom 25. d. M. bringt das Manifest des Kaisers an seine Völker, in dem er ihnen Aufschluß gibt über seine heimliche Abreise aus Wien und ihnen die Art und Weise wie er es zukünftig mit den konstitutionellen Rechten seiner Völker zu halten Willens ist, kund gibt. Es ist dieses Manifest von keinem der verantwortli= chen Minister, noch von einem anderen konstitutionellem Organe stylisirt, auch von keinem verantwortlichen Mini= ster mitgefertigt. Der Kaiser findet diesen außerordentlichen Vorgang, wie er sich im Kabinetsschreiben (nicht Hand= chreiben!!) von 20. d. M. an Pillersdorff ausdrückt da= durch gerechtfertiget, daß das Außerordentliche der Umstände und ihre Dringlichkeit nicht zuließen, das Manifest vorläu= fig mit den Ministern zu berathen. Ob nicht doch von 16. Mai Morgens bis 17. Mai spät Abends, während welcher Zeit die Ruhe gar nicht gestört war, in den Gassen Wiens sich nur mehr der gewöhnliche Verkehr und durchaus nichts Außerordentliches mehr bewegte und nichts als die Ein= flüsterungen einer Volksfeindlichen und die konstitutio= nellen Freiheit hassenden Camarilla den Kaiser drängten, sich nicht Zeit gefunden hätte dieses Manifest sammt der Reise, deren naturliche Folge es sein mußte zu berathen? — Diese Frage zu beantworten liegt in der Pflicht des Mi= nisteriume. Der Kaiser erklärt die Wiener für treubrüchig, eine Erklärung die ihnen nach den Märztagen, in denen sie doch auch nichts anders als eine Revolution gegen Bureau= kratie und Camarilla machten, nicht gegeben worden ist. Der Kaiser erklärt, er habe nur die Wahl gehabt sich im Stillen in die Provinzen zurückzuziehen, oder sich den Aus= weg mit Hülfe der treuen Garnison „nöthigenfalls,“ zu erzwingen. „Nöthigenfalls,“ das heißt wenn es nothwendig gewesen wäre. Es steht aber nicht geschrieben, daß es nothwendig gewesen ist! Wir schöpfen daraus neuerdings die beruhigende Überzeugung, daß der Kaiser nur einer Möglichkeit aus dem Wege gegangen ist und es ist durchaus nicht die Schuld der Wiener, wenn dem Kaiser von seiner nächsten Umgebung eine Möglichkeit als eine drohende Wirklichkeit geschildert worden ist. Aber auch manchen andern Trost kann ein Staats= bürger, dem seine konstitutionelle Freiheit höher gilt als Gut und Blut, aus dem Manifeste schöpfen. Viele lebten schon der angenehmen Hoffnung der Kaiser werde eines Tages von Innsbruck aus alle seit den Märztagen gemach= ten Bewilligungen wiederrufen und die Zeit der Cersur, der Vielherrschaft der kleinen und großen Beamten, der Willkühr in Einhebung des Zehents u. dgl. werde auf den Flügeln von Cirkularien wieder niedersinken auf die gesegneten Fluren des Vaterlandes. Ihr Herren es ist doch noch ein himmelweiter Unterschied zwischen eurem Willen und dem Willen un= seres Kaisers! Dieser spricht: „Mir ist der Gedanke fern, die Geschenke welche ich meinem Volke in den März= tagen gemacht habe und deren natürliche Folgen zu= rückzunehmen und zu schmälern.“ Das ist die Sprache des unvergeßlichen Kaisers der Märztage! In den Märztagen hat er uns versprochen, die Reichsstände einzuberufen und mit ihnen unsere Constitution zu berathen. Eine na= türliche Folge dieses Versprechens ist, daß es auch gehal= ten werden wird und somit bleibt nach des Kaisers Wort die ohne Beirath der Volksvertreter erlassene Verfassungs= Urkunde vom 25. April d. J. aufgehoben und wir bekommen unsere Constitution durch die berathenden Reichs= stände und den Kaiser gemeinschäftlich. Dank dir o Kaiser! Am 15. März gab der Kaiser durch sein Ver= sprechen dem Volke ein weißes Blatt Papier. Darauf hatte das Volk seine Wünsche zu schreiben. Der Kaiser setzt nach wohlwollender und weiser Prüfung seinen Namen darunter — und jetzt wurde aus dem weißen Blatte die Constitution. Aber ach — auf das weiße Blatt schrieben hohes Beamtenthum und Hofadel ihre Wünsche, brachten es dem Kaiser und machten ihm glauben; „daß seien die Wün= sche des Volkes, und so entstand die Constitution vom 25. April, die unter so beklagenswerthen Umständen auf= gehoben wurde Die wahren Wünsche seines Volkes kann der Kaiser aber nur durch die Reichsstände, die natürlichen Volksver= treter, erfahren, und um die Zusammenberufung derselben in Wien bitten wir dich mit erho= benen Händen, gnädiger Kaiser! Vertraue deinen Ministern, die jetzt das Vertrauen deines Volkes haben, nicht den glatten Zungen deiner Höflinge, die das Volk nicht kennen und nicht lieben. Ihr hochgebornen vielbegabten Prin= zen Johann und Stefan denen die Sympathien

der Völker so reichlich zu Theil werden, recht= fertigt jetzt das Vertrauen derer, die es euch so unbedingt zollten, und sagt es wahr und offen dem Kaiser, für wen die treuen Bür= ger und Studenten Wiens die Waffen ergrif= fen und gegen wen! In den Märztagen sang ein Wienerdichter (Her= mannsthal) ein Lied vor des Kaisers Haus „in dem er gefangen gesessen„. Jubelnd wiederhallte es aller Orten. Auch von der Burg in Innsbruck, in der der Kaiser jetzt sitzt wird noch manches Lied gesungen werden, der eherne Mund der Geschichte wird sich öffnen wahrlich nicht zum Ruhm derer die den Kaiser durch die Nacht der Verläumdung in dieses Haus geführt haben. Aler. J. Schindler. Pfefferkörner. In ganz Tyrol haben sie vergessen a. die Constitution, b. die Aufhebung der Jesuiten, Liguorianer und Ligourianerinnen kundzumachen. Regierung, Kreisämter dazu eine Menge Leute, die doch die Wienerzeitung lesen, haben darauf vergessen. Schau! Ist diese Vergeßlichkeit vielleicht eine Wirkung der freien Alpenluft, die man un= serm Kaiser zur Erholung genießen lassen wollte!? Sonderbares Zusammentreffen. Unter dem unvergeß= lichen Kaiser Josef vergaß man auch in Tyrol das Toleranz= patent kundzumachen. Briefe. Salzburg. In einer Volksversammlung, in der man die Abreise des Kaisers verkündigte, trug man darauf an, in Linz einen Provinziallandtag zu berufen, der aus Abgeordneten von Österreich, Salzburg, Kärnthen, Steiermark, Tirol und dem deutschen Theil Böhmens zusammengesetzt werden solle und bis zum Zusammentritte des Wiener Reichstages in Wirksamkeit bleiben mußte. Man wollte die Regierung mit einem Wort nach Linz verlegen und Wien ganz unbeachtet lassen. Dagegen widersetzte sich Hr. Prof. Reyer, indem er auf's Wärmste für Wien sprach. Da sprang der Erzbischof von Salzburg (Fürst Schwarzenberg) auf und rief mit großer Heftigkeit: Ich bin auch ein Wiener, aber ich bekümmere mich nicht mehr um die Wiener! Darüber werden sich die Wiener schon zu trösten wissen; aber wir tragen darauf an, das man Hrn. Prof. Reyer, der sich Wiens so warm angenommen, eine Dankschrift schicke. — Graf Bombelles (!!! war bei Sr. Maje= stät in Salzburg. Er hatte den Rath gegeben, daß die von Linz in der Nacht angekommenen Abgeordneten, welche den Kaiser nach Linz zurückhaben wollten, den Anschluß der deut= schen Provinzen an die Czechen und die übrigen Slaven betreiben sollten (?). Prag. Graf Thun hat eigenmächtig, ohne Auf= trag des Wiener Ministeriums wegen Dringlichkeit der Verhältnisse einen Landtag für Böhmen zum 7. Juni einberufen und eine Deputation ladet Se. Majestät ein, denselben persönlich zu eröffnen. — Aus Wiesenberg wird gemeldet, daß für die Prager Nationalgarde in der dortigen Fabrik 300000 Gewehr bestellt sind. Sonderbar! da wäre ja die Prager=Nationalgarde stärker als die ganze Bevölkerung von Prag mit Weibern, Kin= dern, Ammen und den „dort sich aufhaltenden“ Deutschen zu= sammengenommen?! Neuestes. Von Pillersdorff ist ein Schreiben in Druck erschei= nen, welches die Wiener und namentlich die Studenten von den abscheulichen Verläumdungen reinigt, die gegen sie ausgestreut wurden Die Studenten wollen Wien für dieses Studienjahr verlassen. Das ist wohl gethan. Sie haben ihre Pflicht für das Vaterland in den heißesten Tagen erfüllt — wenn sie den verdienten Dank nicht gewonnen, so ist das der Lauf der Welt. Die Zeit ihrer Abwesenheit wird für alle Partheien reich an heilsamen Lehren sein. Denn es bleibt für jeden der politisch wirken will unumgänglich nothwen= dig, von Zeit zu Zeit auch mit den Bewohnern der Pro= vinzen in unmittelbaren Verkehr zu treten? Die Erlasse des Ministeriums in Pest und die Adresse den Gräzer enthalten sich aller Schmähungen der Wiener welche diese gewiß auch nicht verdient haben. Die Gräzer= Adresse protestirt gegen jede Körperschaft die sich eine po= litische Diktatur anmassen will. Wir unterschreiben diesen Protest. Mit einen Ergänzungesblant Nr. 8. Es wird immer lauter, daß am 15. Mai in der Burg Dinge bewilligt wurden um die heraußen niemand bitten wollte. Auch sollen etliche, die wegen Ausrufen der Re= publik verhaftet wurden, gestanden haben, sie seien dafür bezahlt worden und nannten als die Geldspender Leute die durchaus keine Republikaner sind! Siehe oben von den gemachten Revolutionen. Erklärung aus Losenstein. Um irrigen Gerüchten zu begegnen, die sich von hier= aus auch weiter hin verbreiten konnten, erklären wir ein Faktum von Gestern ganz der Wahrheit getreu. Unser Herr Pfarrer brachte wir wissen nicht warum, Sonntags einen Priester aus Linz, in welchem mehrere Weibspersonen hier den Jesuiten P. Gregor, Prior von Freinberg, erkannten. Um weitere Unannehmlichkeiten zu beseitigen, hat das hiesige Distrikts=Kommissariat mittelst eines Schreibens den Pater Gregor verständiget, daß es sehr rähtlich wäre, sich ehemöglichst wieder zu entfernen. — Das Alles ging ganz den ruhigen Gang, und ebenso erfolgte auch heute Früh dessen Abreise. Losenstein am 23. Mai 1848. Mehrere Gardisten. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Haas in Steyr.

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