vor, bei, und nach der Deputirtenwahl nach Frankfurt am 25. April zu Papier zu bringen, mit der Bitte an das verehrliche Wahlkomité, diese Schrift zu hinterlegen, um für jeden Fall spätre Mißdeutungen und Entstellungen, die ich durchaus nicht von den geehrten Herren Wahlmännern ohne Ausnahme, wohl aber von andrer Seite möglich denke, zu verhüten. Vor Allem bemerk' ich auf mein Ehrenwort, daß ich mich im Wahlbezirk Steyr bei Niemanden um seine Stimme bewarb, und auch nicht Einen der Herren Wahlmänner direkt oder indirekt darum anging. Eine Äusserung zu dem mir befreundeten Wahlmann Arming „daß ich gerne nach Frankfurt ginge,“ geschah viele Tage vor der Urwahl, aber schon am anderen Tage nach dieser Aeußerung sagt' ich zu Arming: „da ich wohl kaum gewählt würde, so soll er von meinem Wunsche zu Niemanden Notiz nehmen." Auf die freundliche Aufforderung des Regierungsraths und da ich erfuhr, daß mehre Hiesige sich als Kandidaten gemeldet hatten, ließ ich mich am Sonntage (23. April) auf die Kandidatenliste setzen. Bei der Versammlung der Wahlmänner von Steyr, zu denen ich selbst gehörte, so wie bei der Wahl selbst wirkte ich eifrigst für Professor Redtenbacher, ein Umstand, der mit Hinblick auf meine eigne Kandidatur vielleicht sonderbar erscheint, sich jedoch daraus erklärt, weil ich Anfangs ein so gütiges mich innigst erfreuendes Vertrauen von so vielen Seiten bei meiner Zurückgezogenheit nicht hoffte, später aber bei der Wahl selbst mit meinem Antrag auf Redtenbacher, der mir als ein ausgezeichneter Mann dem Rufe nach bekannt war, konsequent bleiben wollte. Bei der Wahlvornahme um meine Ansicht befragt, erklärte ich, daß ich mich in die Wortspielereien: Bundesstaat? Staatenbund? nicht einlassen könne, daß ich von dem innigsten Anschluß Österreichs an das übrige Deutschland unsre alleinige Rettung und die Konsolidirung unsrer zerrütteten Verhältnisse erwarte ohne unter diesem Anschluß das Aufhören eines selbstständigen Oesterreichs zu verstehen, daß ich überhaupt nur eine organische Entwicklung Deutschlands und Österreichs mit Beobachtung des Rechtsbodens und der gegebenen historischen Verhältnisse zu dauerndem Heil führend glaube, daß ich in allen gewaltsam und vorschnell nivelliren wollenden Maßregeln, vor allem in den republikanischen Bestrebungen nur dem Keime der Monarchie und des bedauerlichsten Bürgerkriegs erblicke, daß mich überhaupt nur meine beste Ueberzeugung von den wahren Interessen meines Vaterlands Österreich in Wort und Meinen bestimmen werde, daß aber den Ergebnißen der gemeinschaflichen Berathung und Debatte durch eine vorzeitige Meinungsäußerung nicht vorgegriffen werden könne. Diese Ansichten sprach ich unverholen aus, und erhielt als Deputirter 9, als erster Ersatzmann 86 (87?) als zweiter Ersatzmann 6 (5?), in Summa 102 Stimmen. Zum Deputirten wurde mit 90 Stimmen Professor Redienbacher erwählt. Auf die mir andern Tags gemachte Mittheilung einer Adresse des Wahlkomite's an Professor Redtenbacher, erklärt ich mich mit deren Abfassung nicht einverstanden, ja ich bemerkte selber als Ersatzmann die Wahl nicht anzunehmen, falls der Brief in der schroff vorzeichnenden Form hinausginge, obgleich die in dem Briefe niedergelegten Ansichten für mich keineswegs wie immer verpflichtend sein konnten, da meine Wähler meine Ansicht zum Voraus aus meinem eigenen Munde hören und ihre Wahl darnach bestimmen konnten. Der Brief wurde ganz umgeändert. Dennoch glaubte Professor Redtenbacher die Wahl nicht annehmen zu können, so ferne das Wahlkomite nicht unbedingt von den in seiner Zuschrift vom 26. April ausgedrückten Voraussetzungen abginge. Für mich aber lag keine Veranlassung vor, von der ehrenhaften und mich zu innigem Danke verpflichtenden Wahl Gebrauch zu machen. Dieß von Anfang zu Ende die Sachlage, welche mir die Herren Wahlkomiteglieder, die übrigen Herren Wähler und das ganze Publikum bezeugen werden. Steyr am 8. Mai 1848. Kamillo Wagner Zu Nro. 17 dieser Blätter. Eines der „Streiflichter auf die hierortigen Wahlen in die Frankfurter=Nationalversammlung“ kömmt auf die Behauptung zu stehen: „daß das politische Glaubensbe- „kenntniß., welches man von dem zu wählenden Deputir- „ten allgemein und mit der größten Entschiedenheit for- „derte, darin bestand: er müsse eher zehnmal öster. „reichisch, als einmal deutsch gesinnt seyn.“ Da ich nicht nur selbst Wahlmann war, sondern auch Ersatzmann des Deputirten bin,*) so finde ich mich zur Erklärung veranlaßt, daß weder ich selbst (in meiner erstern Eigenschaft) von den zu wählenden Vertrauensmännern eine potenzirte oder größere, als eben die einzig wahre Liebe zu Oesterreich in Deutschland gefordert habe, noch aber (während meiner Candidatur) von irgend einem Wähler eine andere als meine eigene Ueberzeugung von mir erlangt worden ist, nämlich: der Vertreter des deutsch=österreichischen Volkes dürfe das Baumateriale zum deutschen Bundespallaste nicht aus den Trümmern unsers Kaiserstaates ziehen wollen; es müsse vielmehr allen seinen Bestrebungen die Idee eines durch Deutschland gestärkten einigen freien und konstitutionell=monarchischen Oesterreich zur Folie dienen. Rudolf Riegler Herr Riegler! Ihre Zeilen habe ich mit aller Bereitwilligkeit auf genommen. Bei dem was sie bezüglich der andern Wahlmänner behaupten, erlaube ich mir jedoch Sie aufmerksam zu machen, daß die schönen Worte, die sie ihnen in den Mund legen, ausser dem Denk= und Bildungskreise der überwiegenden Mehrzahl derselben liegen, und es wär daher nöthig gewesen die schlichten schmucklosen Worte dieser Leute, die mir noch recht gut erinnerlich sind herzusetzen. Die einzige wahre Liebe zu Oesterreich in Deutschland (!) müssen Sie erst definiren, und dann *) Was soll hier der Ersatzmann? das Resultat der Wahlen ist ohnehin bekannt. D.R.
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