Zwanglose Blätter, Nr. 15, vom 7. Mai 1848

ten; allein die Herren Gelehrten wußten es schon (ja die wissen immer mehr als der Hr. F. G.) diese krochen jetzt aus ihren Schlupfwinkel und Klubs hervor, bemächtigten sich so der Re= gierung, und der große König und seine eben so braven Minister mußten fliehen.“ Laßt uns ein schallgewaltiges Gelächter über das Haupt des offenen Briefschreibers ergießen, liebe Freunde, und ihm herz= lich die Hand schütteln für die frohen Augenblicke, die er uns verschafft hat. Dank, lausend Dank. Nun wollen wir wei ter lesen. Der Hr. F. G. rathet uns, uns fest um unsern guten Kai= ser zu schaaren. Das isi ein braver Rath und beweist daß Hr. F. G. ein guter Bürger wenn auch ein schlechter Briefschrei= ber ist. Warnend weist er nach Frankreich hin. Welches Elend! welche Verwirrung! Und Alles weil die Herren die obenan sitzen das Gesindel nicht mehr be= zahlen können!!! Damit es bei uns nicht ebenso werde, räth Hr. F. G. den Studenten fleißig zu ihren Professoren in die Schule zu ge= hen, zu denselben Professoren, die er mit fortjagen wollte. Nu, da werden sie was Schönes lernen. Gehen sie doch nicht so un= vorsichtig mit unserer Jugend um, mein Hr F. G. Denken Sie was dem großen König durch die Herren Gelehrten wider= fahren ist und er war doch ein größerer Politiker als Sie. Zum Schluß sollen die Gelehrten noch gelehrter werden. Das wäre schon recht, aber ich fürchte sie werden dann nur noch verschmitzter und kriechen dann noch behender aus ihren Schlupf= winkeln hervor, wenn irgendwo ein großer König und seine eben= so braven Minister sich durch Weisheit und strenge Sitt= lichkeit unmöglich gemacht haben. Die armen Herren Gelehrten haben heut zu Tage einer sehr schlimmen Stand. Bald will man sie aus dem Lande ja= gen, weil sie gescheidter sind und mehr wissen als die anderen Leute, bald werden sie aufgefordert noch gelehrter zu werden, und Niemand bedenkt, welch einer Gefahr sie ihre Person dadurch aussetzen würden. Übrigens habe ich doch noch Hoffnung, daß die Gelehrten ruhig im Lande bleiben und den rechten Mittelweg zu treffen wissen werden. Sehr dan= keswerth ist Hr. F. G's am Ende des offenen Briefes ausge= sprochener Entschluß „das Regieren getrost den mehr dazu Berufenen überlassen zu wollen.“ Möge er doch in Zukunft mit dem Schreiben offener Briefe es ebenso halten. „Dazu helfe uns Gott und unser Muth“ *). *) Worte des offenen Briefes Offene Correspondenz der Redaktion Hr. J. A. W—r in S—n! Sie haben uns zu Anfang des vorigen Monats einen Auf= satz eingesendet, in dem sie die Fahne der Wahrheit und des Rech= tes wehen ließen, um einen billigeren Preis des ordinären Rollen= tabakes zu erzielen. Sie sprechen die Meinung aus, daß durch eine solche Preisherabsetzung die Ruhe des leidenden Volkes (sic.) hergestellt werden würde. Zuletzt mahnen Sie zur Wachsamkeit und jubeln über Constitution und Preßfreiheit. Glauben sie wirklich, daß solche Aufsätze der Druckerschwärze werth sind? Glauben Sie denn wirklich, daß die Verbesserung des Loses der arbeitenden Klasse mit der Herabsetzung des Rollentabak=Preises beginnen müsse? In den ersien Tagen dieser Woche schickten Sie einen uns unbekannten Herrn zu uns, der einen Aufsatz aus Ihrer Feder gegen die Besprechung des Bauernstandes in Nr. 6 d. Bl. zur Aufnahme übergeben sollte. Ihre Entgegnung mein Herr wim= melte von Unwahrheiten. Wo steht in Nr. 6 daß dem Gewerbs= mann kein Glas Bier, kein Stück Braten vergönnt sei? Wie konnten Sie sich erfrechen in Ihrer Entgegnung gegen den Ver= fasser des sogenannten Bauernartikels den bestimmten Vorwurf auszusprechen: er sei vom Bauernstande bestochen!? Pfui mein Herr! Die Entschuldigung in dem Briefe mit dem Sie uns heimsuchten, es könne bei jener Beschuldigung von einer persönlichen Beleidigung gar keine Rede sein, wiegt gar nichts. Wir gratuliren Ihnen zu der Rhino= ceroshaut, die sie nach solchen Äusserungen über Ihr Ehrgefuhl gespannt zu tragen scheinen. Über Ihre übrigen Bemerkungen, „daß wir unsere Mitarbeiter mit einer im Dunkel lauernden Censur mörderisch überfallen,“ „Daß nur in Wien das deutsche (!) Herz lauter und lauter schlage.“ „Daß wir gegen freisinnige Auf= sätze eine spanische Inquisition in sensu strictiori uben,“ erlauben wir uns den Mantel der christlichen Barmherzigkeit zu breiten. Und damit Gott befohlen. Mehreren Bürgern Gmundens. Eine mehrwöchent= liche Abwesenheit des verantwortlichen Redakteurs in Wien ist die Ursache, daß Ihr geschätzter Aufsatz liegen geblieben ist. Jetzt durfte seine Mittheilung wohl verspätet erscheinen. Wer von uns hat bis heute nicht schon 1000 Beweise, daß die Bureau= kratie der neuen Ordnung der Dinge nicht gewogen ist? Übri= gens bitten wir Sie uns in Zukunft Ihr ehrendes Vertrauen nicht zu entziehen. Hr. C. Anselm. B. in S. Sie schreiben uns: „Ich kann meinen konstitutionellen Gefühlen keine weiteren Schran= ken setzen, in die mich Zeit und Leidenschaft der Poesie verfloch= ten, lege daher vertrauungsvoll am Fusse des Altars Ihrer geisti= gen Omnipotenz beiliegende 4 Gedichte u. s. w.“ Wie nimmt sich das gedruckt aus? Wenn wir nun erst die 4 Gedichte drucken wollten! Italien. Die untreu gewordenen Truppen oder einzelne Theile derselben gehören, sämmtlich dem Lombar= disch=Venetianischen Königreiche an. Selbst über diesen in den Annalen der k. k. Armee unerhörten Abfall, dem allein die jetzige Lage der Italienischen Armee zuzuschreiben ist, glaubt der Feldmarschall Graf Radetzky den Stab nicht unbedingt brechen zu können. Die Treue der Engel — sagt er — hätte wanken müssen, wo solche Mittel der Verführung angewendet würden, wie es gegen diese Truppen der Fall war. Weiber und Geld, die Religion und ihre Sacramente, gelenkt durch den Papst und seinen Clerus, alle Waffen des Himmels und der Hölle wurden gegen diese Truppen gerichtet. Dennoch ha= ben sich einige derselben treu erhalten. Jedenfalls wird die Ge= schichte einst ein strengeres Urtheil über die Treulosigkeit der Fürsten, als über den verführten Soldaten fällen. In dem Berichte mit welchem der genannte Feldmar= schall die vorbemerkten Eingaben an das Kriegs=Ministerium geleitete, bezeichnet derselbe auch jene Individuen, welche sich in den verschiedenen dortlandes Statt gefundenen Kriegsereig= nissen besonders ausgezeichnet haben, und einer Anerkennung im hohen Grade würdig sind. Steyrischer Wochenmarkts=Getreidpreis. Donnerstag den 4 Mai 1848 Weizen 10 fl. 48 kr.; Korn 7 fl. 20 kr.; Gerste 5 fl. 55 kr. Hafer 3 fl. 12 kr (Mit einem Ergänzungsblatt Nr. 4.) Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler: Mitredakteur des nichtpolitischen Theiles F. W. Arming Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr

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