Zwanglose Blätter, Nr. 14, vom 4. Mai 1848
tärs Baron Koller, so wie der Lords Brougham und Aberdeen. Wir wollen die Verehrung der beiden ed= len Lords gegen ihren staatsmännischen Collegen, den sie bald Leidensgefährten zu nennen berechtiget sein dürften, keineswegs einer Kritik unterziehen. Derlei ist Geschmackssache. Wie kann aber unser Gesandte am großbritannischen Hofe als solcher dem Man ne eine Aufwartung machen, der flüchtig vor de Rache eines betrogenen Volkes, eines betrogener Hofes, sagen wir es mit einem Worte: eines durch seine Schuld an den Rand des Ab= grund geführten Staates, des Vater= landes des Hr. Grafen Dietrichstein in Londons Mauern ein Asyl für sein schuldbeladenes Haupt sucht! Ist das etwa in den Instruktionen des Grafen vorgezeichnet? (1. Mai.) Die Wienerzeitung, welcher die Ehre gebührt als jenes Blatt genannt zu werden, das die Begriffe Bundesstaat und Staatenbund ohne der nöthigen kla= ren Verständigung in eine politisch=ungebildete Men= ge geworfen, in dem Augenblicke, der die entschieden= ste Einigkeit forderte, Zwietracht gesät, und der Bu= reaukratie eine Bresche eröffnet zu haben durch die diese zu Gunsten ihrer alten Selbstherrschaft auf die getheilte Menge zu wirken im Stande ist, wirft im Abendblatte vom 28. April eine wo mög= lich noch ungeschicktere und unpassendere Frage auf „Osterreich oder Deutschland voran?“ Wie sollen wir diese sogenannte „große Frage“ verstehen? Wir bitten die kaiserliche königliche pri= vilegierte Redaktion der Wienerzeitung um Erläu= terungen. Soll diese Frage etwa die zu unserer Selbsterhaltung so nothwendige Einigkeit Deutsch= ands' befördern? Soll sie im deutschen Parlament Vertrauen für unsere Deputirten wecken? Sympa= thien für unsere Regierung? Der kleine Mann der diese große Frage stellte, hat sich, vielleicht ohne es zu wissen, den kaiserlich russischen St. Annaorden in Brillanten verdient. In demselben Aufsatze, den wir hier behandeln, kommt auch der Satz vor: „Die Hyperdeutschen finden immer weniger An= klang.“ Auch um die Definition des Begriffes Hy= perdeutsch wird hier gebeten. Neue stes. In Krakau erhob sich am 27. April das Volk im Aufstand gegen die österreichische Regierung Barrikaden wurden errichtet und es entspann sich ein Strassenkampf. Der Commandant Castiglion F. M. L. wurde am Kopfe verwundet und über= gab das Commando dem General=Major Moltke, welcher die Stadt aus dem Kastelle bombardirt und sie so noch an demselben Abende zur Kapitu= lation zwang. Von beiden Seiten fielen nicht we= nige Opfer. Unsere braven Truppen schlugen sich aufs Beste. Die Wienerzeitung vom 30. April berichtet daß der Kriegsminister Zanini über sein wieder= holtes Ansuchen vom Kaiser seines Amtes entho= ben und an seine Stelle der Graf Baillet La= tour ernannt worden sei. Allerdings ein alt ari= stokratischer Name, älter als des Herrn Zanini's der zu Anfang dieses Jahrhunderts noch als Hand= lungskommis in Krems lebte, sich dort der Land= wehre anschloß und aus ruhmvollen Felddiensten die goldene Leibbinde des Generals zurückbrachte. Zanini genoß des Rufes seiner Stelle durch Cha= rakter und Kenntnisse vollkommen gewachsen zu sein, eines Rufes, der bezüglich aller seiner Collegen nicht aus jedem Munde tönte. Warum dankte der Mann ab? Ist er krank geworden oder war es ihm sonst nicht möglich Kriegsminister zu bleiben? Die Presse ist frei. Aufklärung in dieser höchst wichtigen Angelegenheit. (1. Mai.) Erklärung! Der unterzeichnete Wundarzt erklärt sich bereit, den warhaft Dürftigen des zweiten Armenbezirkes wie bisher so auch fernerhin, seinen Beistand mit gleichzeitiger Verab= reichung der nothwendigen homöopathischen Arzneien ohne aller Vergütung zu leisten. Schweikofer. Mit einen Anzeiger Nr. 9. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur des nichtpolitischen Theiles F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2