Zwanglose Blätter, Nr. 13, vom 30. April 1848

für seine Unterlassungen dem Lande verantwortlich sei, dafür von der Jezt= und Nachwelt gerichtet werde und daß diese sturmbewegte Zeit einen unge= wöhnlichen Thatenschwung erheische. Wenn aber sein Wille an unkonstitutionellen retrograden Ele= menten Hemnisse findet, dann gilt es offen aufzu= treten, dem Lande die Feinde der Krone zu zei= gen und sich auf dessen Beistand zu stützen. Ein Volk, das auch nur Eine Stunde frei war, kann nie wieder Sklave werden und Osterreich wird für seine junge Freiheit wie Ein Mann aufstehen. Wer aber heute noch an Rußlands Hilfe glaubt ist nicht blos ein Vaterlandsverräther, sondern auch ein Thor. Sir Robert Peel trat einst von der Bildung eines Ministeriums zurück, als seine Be= dingung: Entfernung der whigischen Frauen aus der Umgebung der brittischen Herrscherin, auf Wi= derstand stieß und das Land zollte seinem festen Auftreten allgemeinen Beifall. Ganz Österreich ist dagegen von der Ueberzeugung durchdrungen, daß sein geliebter Herrscher auch der Hort seiner Freiheit sei. Dr. Joh. Swoboda. Pfefferkörner. Am 20. April ist dem Traunkreisamte von der Re= gierung die Eröffnung zugekommen, daß Graf Ficquelmont zum Hofkriegsrathspräsidenten ernannt worden; .... es ist gut, wenn dem ganzen Lande immer sogleich die ver= antwortlichen Minister bekannt gemacht werden. Leute, welche man in Wien nicht liebt, liest man unter den Abgereisten, — und die man wünscht unter den Angekommenen, .... auch ein coup d' etat. Frage und Bitte. Wir lesen in der Wiener=Zeitung von verschiedenen milden Spenden der Stifter Mölk, Klosterneuburg, u. a. — wird Kremsmünster, Florian, Seitenstetten u. a. nicht ihrem Beispiele folgen? — dann bitten wir, unser Steyr nicht zu vergessen. Es gibt hier viele Arme, durch die Zeitumstände hart gedrückte Arbeiter, — es gibt hier auch eine Nationalgarde, welche uniformit und armirt werden soll, .... und für die Nachbarstifter wäre es vielleicht nicht unzweckmässig, durch milde Gaben sich die Bewohner von Steyr zu verpflichten. Eine Frage sine ira et studia. Sowol in der Residenz als in der Hauptstadt Linz sind sehr viele Häuser, vorzüglich aber die öffentlichen und ärarischen Gebäude mit dem deutschen Banner geschmückt. Warum entbehren manche derartige Gebande zu Steyr, an denen bei früheren Anlässen zu festlicher Zierde keine Sparsamkeit bemerkt werden konnte, noch immer, selbst mit Uebergehung besonderer hiezu auffordernder Feierlichkeiten, dieses gerngesehenen Ausdruckes der Theilnahme an der all= gemeinen Gesinnung? Am 25. l. M. war zu Folge einer improvisirten Sammlung in der Bierhalle des Herrn Roman v. Jäger der Betrag von 3 fl. 34 kr. W. W. zu Gunsten eines durch Krankheit und Familienverlust in wahrhaft dürftige Lage versetzten hiesigen Gewerbmannes aufgebracht worden, welche Unterstützung sogleich des andern Morgens ihrer Be= stimmung zugeführt, und mit Thränen der Freude und Dankbarkeit empfangen wurde. Briefe. Verehrtester Hr. Redakteur! Gestern am 25. wurde in Efferding die Wahl für Frank= furt vorgenommen. Als Kandidaten waren vorgemerkte: Dr. Groß, Pfleger in Dietach, Schilcher von Puchberg, Krako= witzer von Wels, Baron Handl, Ritter v. Hartmann, Camillo Wagner und zuletzt auch mein Name. Nach Ablesung der Liste äußerte Hr. Schneider, Pfleger in Engelszell: "Nachdem keiner dieser Kandidaten geeignet sei die Interessen Öster= reichs in Frankfurt zu vertreten, so schlage ich den Hrn. Ba ron Hann, P. Beda Piringer, und Hr. Kopal vor." Da von sämmtlichen andern Aspiranten keiner personlich zugegen war, so nahm ich das Wort und stellte dem Hr. Sch. zur Rede, wie er über Männer, welche er gar nicht zu kennen scheine, so höchst beleidigend absprechen könne und daß er im Namen dieser meiner Freunde dafür zur Verantwort= lichkeit gezogen werde. Was mich anbelangt, so scheint er nicht zu wissen was ein Kaufmann ist. Ohne meine Per= son voranzuschieben die er gar nicht kennt, scheint er sich an dem Charakter gestossen zu haben. Im vergangenen Jahre ist ein sicherer Hansemann, Kamphausen ec. in dem Land= tage zu Berlin gesessen und heute hatten sie einen Platz am Ministertische. Die Zollvereinsfragen, welche ohne Zweifel im Frankfurt am Main zur Sprache kommen, fordern eben so tüchtige Geschäftsleute als die Rechtsfragen Advokaten ec. Nur kommt der Fall, daß statt der ungeeigneten Män= ner ein Benediktiner P. Beda Piringer, ein sehr gelehrter Mann, gewählt wird, der aber nach der Meinung Verschie= dener, als Conventual, nicht sui juris, also kein selbständiger Deutscher ist! Wie kömmt dieß, daß eine Camarilla von Pflegern, welche es dahin brachte, daß protestantische Bauern einen kath. Klostergeistl. wählten, nicht an diese Einwen= dung dachten, während sie die erste Ansicht ihres Herrn Col= legen Schneider beklatschten? Ihnen bestens empfehlend zeichnet Neumarkt den 26. April 1848. A. Wurm. Mit einem Anzelger Nr. 8. Trotz der Anzeige, daß alle literarischen Beträge für die „Zwanglosen Bläter“ an die Redaction und Franco einzusenden sind, kommen solche doch noch immer uns zu. Wir wiederholen deßhalb diese Anzeige, und ersuchen Alles, was für die Zwanglosen Blätter bestimmt ist, an die Redaction, Hrn. Alex. Jul. Schindler und F. W. Arming zu senden, nur Inse= rate (Anzeigen), die in den Anzeiger aufgenommen werden sollen, an uns zu adressiren. Franz Sandbök & M. Haas. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindter, Mitredakteur des nichtpolitischen Theiles F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

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