Zwanglose Blätter, Nr. 12, vom 27. April 1848

Diözesan=Synoden und Provinzial=Concilien. In Böhmen ruft ein frommer und bescheide= ner katholischer Priester mit Hinweisung auf den Kirchenrath zu Trident Sess. XXIV und in der Besorgniß, daß, nachdem sich das in seinem gan= zen schönen Vaterlande entwickelte geistige höhere Streben in einem Stande, welcher nach seiner hohen Bestimmung das "Licht der Geistesblinden" und das "Salz der Erde" sein soll, noch immer nicht zeigen will, und die nöthigen Reformen wieder von Außen kommen dürften die Bischöfe zur Ab= haltung von Diözesan=Synoden und Pro= vinzial=Concilien auf, damit in den ersten die Bischöfe die Bitten des Klerus entgegen neh= men und die religiösen Bedürfnisse des Landes kennen lernen, in den Provincial=Conci= lien aber der Metropolit und Landes=Primas mit den Bischöfen und tüchtigsten Priestern des Landes berathen und beschließen könne, was den religiös=sittlichen Interessen des Volkes, was dem Gesammtklerus, insbesondere dessen Erziehung und Bildung Noth thut, und an der Zeit ist. Sollte in diesen Aufruf nicht auch die Geist= lichkeit Oberösterreichs, nicht jene des ganzen Kai= erstaates einstimmen? — oder thut es nicht Noth? — Ein Sturm brauste über die Völker dahin, der kindliche Glaube der Vergangenheit ist weg geweht, —es bildete sich wie im Verstande so im Herzen der Gläubigen ein neuer Katechismus und Rom? — ......... Drum auf ihr würdigen Aerzte! steiget nieder in die tiefsten Tiefen eurer Wissenschaft; unsere heilige Mutter, die Kirche blutet aus Todeswunden, — helfet, rettet, so lang es noch möglich ist! D. 10. Auch einige Worte über Volksbewaffnung. In einer Nummer des Linzer=Volksblattes ver= wirft ein Hr. H. den kurzen gezogenen Kugel= stutzen als gänzlich unzweckmäßig und will bei der zu errichtenden Nationalgarde nur die Flinte mit Bajonnet eingeführt wissen. Ohne im Geringsten Jemand nahe treten zu wollen, der mit Zuversicht auf die Bajonnette hin= blickt, will ich es versuchen, für den geliebten Stutzen ein Wörtchen einzulegen. Man kann die von Herrn H. vorgeschlagene Bewaffnung, für die Nationalgarde der Städte, als die zweckmässigste gelten lassen. Indessen muß Hr. H., ungeachtet seiner ent= schiedenen Vorliebe für die Muskete, dennoch ein= gestehen, daß es Schade wäre wenn man die Geschicklichkeit, welcher die meisten Gebirgsbewoh= ner und überhaupt die Oberösterreicher in großer Anzahl sich oft in einem sehr hohen Grade in Behandlung des gezogenen Kugelstutzens rühmen können, unter den Kommißgewehren ungenützt ver= kümmern ließe. Hr. H. macht als Hauptargument gegen den Stutzen geltend, daß das Laden desselben so lang= sam von Statten gehe. Hr. H. möge sich ein Bischen auf unseren Schießstätten umsehen. Rebst der nöthigsten sorg= lichsten Genauigkeit, wird er bei vielen geübten Schützen eine bewunderungswürdige Schnelligkeit im Laden zu beobachten Gelegenheit finden. Man nehme nun an, daß die Leute fleißig geübt würden man nehme an, daß sich jeder Schütze die auf seinen Stutzen bemessene Quan= tität Pulver, das Pflaster ausgeschnitten vorrichte, so möchte sich eine Geschwindigkeit des Schießens aus gezogenen Gewehren ergeben, die sich zu der bei Musketen verhält wie 1: 2. Dieser eine Schuß ist aber noch auf eine Distanz von 200 Schritten in der Regel ein tödt= licher. Das gilt vom Pürzstutzen. Mit einem langem Scheibenrohre legt man besonders im Aufliegen noch auf 400 Schritte sei= nen Mann ganz nett ins Gras. Man erinnere sich der hohen Achtung, welch die Franzosen für die Tyrolerschützen im innersten Herzen bewahrten. Man bedenke, welchen hohen Werth in so vielen Wechselfällen eines Kampfes für den Einzelnen und für das Ganze ein gewißen Schuß haben kann. Dann eine Gebirgsgegend mit ihren Schluchten, Engpässen, Klippen, Baum= stämmen, Verhauen, hinter welchen die schwarzen

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