Zwanglose Blätter, Nr. 10, vom 20. April 1848

tern ihrer eigenen Freiheit und Sicherheit bestellt sehen, er will die National=Garde, und das ist die Constitution. Wollt Ihr nun wissen, was die Constitution nicht ist? — Eine neue Einrichtung in einem so großen Reiche wie die österreichische Monarchie braucht Zeit und Rath. Der Kaiser hat verspro= chen, das Werk nach allen Kräften zu beschleuni= gen. — Wer ein altes Haus bewohnt, wird es nicht einreißten, bevor das neue unter Dach steht. Wenn nun Jemand Euch glauben machen will das mit der kaiserlichen Verheißung der Constitu= tion jedes bisberige Band des Gehorsames gelöst sei, kein früheres Gesetz mehr zu Recht bestehe, ein Jeder in seinen Wünschen zur Selbsthilfe grei= fen könne, so saget ihm, daß dieser Rath einen Abgrund des Verderbens berge, und daß dieß die Constitution nicht sei. Die Steuern und Abgaben sind eine Noth= wendigkeit, sie bestehen in allen Staaten der Welt. Daß sie möglichst erleichtert, daß die Lästigsten da= von gegen minder Lästige und Zweckmäßigere ver= tauscht werden — wer mehr als der durch die Con= stitution berufene Körper der Abgeordneten des Volkes selbst wird auf dieses Ziel losarbeiten! Allein auch dieser zarte und verwickelte Gegenstand braucht Zeit und Rath, und bis die Steuern und Abgaben neu geregelt werden, müssen dieselben nach dem gegenwärtigen Systeme einfließen. Wenn Euch Jemand glauben machen wollte, daß Ihr von nun an keine Steuern mehr zu zahlen habt, oder daß Ihr eigenmächtig und vorgreifend einzelne Gattungen derselben aufheben könnt, so saget ihm, daß dieß der Bankerott des Staates wäre, und daß dieß die Constitution nicht sei. Die Privatrechte sind heilig, die der Reichen wie die der Armen, die der Herren wie die der Bauern. — Eine Umgestaltung der unterthänigen Leistungen und Giebigkeiten liegt im Interesse bei= der Theile. Unter dem Einflusse der Constitution wird sie schneller zur Reife kommen, und eine Verbesserung Eurer Lage wird nicht ausbleiben. — Wenn Euch aber Jemand sagen sollte, daß Ihr ohne weiters aller Verpflichtungen gegen Eure Herrschaften und Urbarsherren entbunden seid, so saget dem Versucher, daß jeder Frevel gegen ein Privatrecht eine Drohung gegen alle anderen Privat= rechte ist, und somit auch gegen Eure eigenen, und das die Rechtlosigkeit die Constitution nicht ist Nehmt diese meine Worte zu Herzen. — Be= wahret sie in ihrer Reinheit, die reichen kaiserli= chen Zugeständnisse, und bewahrt zugleich im tie= fen Grunde des Herzens das Euch selbst ehrende Gefühl des Dankes für den großmüthigen Geber, der, was andere Völker stufenweise in langen Zwi= schenräumen und in der Schule harter Prüfungen errungen, Euch mit Einemmale aus dem Schatze seines Vaterherzens geschenkt hat. — Seine That ist vollbracht, sein Ruhm vollendet. — Der Eurige ist erst zu erwerben, er besteht darin, daß ihr Euch des kaiserlichen Vertrauens und seiner Gaben würdig zeigt. — Ihr werdet es. Clemens Wenzeslaus Nepomuk Lotharius Fürst von Metternich (Schluß.) Wir wollen einen kleinen Rükblik in der Ge= schichte machen. Im Rovember 1814 wurde zu Wien der große europäische Congreß eröffnet, um in ganz Europa eine neue Ordnung herzustellen Es waren persönlich zugegen der Kaiser, die Kö= nige, die meisten größeren und kleineren deutschen Fürsten, — die größten Staatsmänner der dama ligen Zeit waren hier beisammen: Metternich Hardenberg, Castlereagh, Resselrode, — auch Tal= eyrand — und dieser Talleyrand der unter allen Regierungen gedient, unter der Republik, unter Napoleon, und jetzt wieder unter den Bourbons und den mit ihnen zurükgekehrten Jesuiten, dieser alte diabolische Talleyrand, der Repräsen= tant des besiegten Volkes, gab den Siegern sei= nen Rath, er verstand es den Freiheitsrausch in Deutschland niederzuschlagen, und die Fürsten da= vor zu warnen: "Ihr wollt Verfassungen" sagte er — "hütet euch davor. Das Verlangen nach Con=

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