Zwanglose Blätter, Nr. 10, vom 20. April 1848

werden wir sie überstehen, — aber fort mit diesen kleinlichen, böswilligen Menschen, welche sich bemü= hen den bösen Saamen auszustreuen — fort mit ihnen, wir wollen ihnen kein Gehör geben, — wir Nationalgarden, ob nun mit Czako oder Hut, mit grauen oder blauen Rock bekleidet, — Einig= keit sei unsere Losung! Steyr, am 17. April 1848. Vom provisorischen Commando der Nationalgarde. Schoenthau. Was ist Constitution und was ist sie nicht.*) An das Volk! Der Kaiser hat den Ländern seines weiten Reiches eine Constitution zugesichert. — Dieser Verheißung hat der einmüthige Jubel aller Völ= ker von einem Ende der Monarchie zum andern geantwortet. — Es muß was herrliches sein um dieses kaiserliche Geschenk einer Constitution. Nicht Euch will ich dessen Bedeutung erklä= ren, die Ihr vieler Menschen Länder, vieler Staa= ten Formen gesehen habt, sondern Euch anderen gilt meine Rede, Euch, die Ihr den Sorgen der Heimath mehr, als der Weltbühne zugewendet, von unklaren Hoffnungen trunken, vor dem neuen, unverstandenen Worte steht, begierig die Schätze zu heben, die es birgt. In jedem Staate, was auch die Form sei= ner Regierung sei, gibt es ein Ding, dem alle unterthan sind — das Gesetz. — Wer macht das Ge= setz? — Bisher war es der Wille des Kaisers allein, ein väterlicher Wille zwar, der die Gerech= tigkeit zum Ziele und die Liebe zum Führer hatte aber dennoch der Wille eines Einzigen, zu dessen Ohr die Wünsche des Volkes nicht immer drin= gen konnten. — Was thut er nun, euer Kaiser? — Er ruft Euch zu: Schickt mir die Weisesten un= ter Euch, wählt sie selbst nach der freien Einge= bung Eures persönlichen Vertrauens. Diese Män= ner sollen sich zu bestimmten Zeiten um mich ver= *) Verfasser dieses Aufsatzes ist der Gouverneur des Küsten landes. sammeln, und nur was ich mit ihrer Zu= stimmung beschließe, soll Gesetzeskraft haben. Das ist die Constitution. Der Staat ist ein großes Hauswesen und braucht Einkünfte, um so größere, je mehr Ver= besserung er einführen, je mehr er für das Beste wirken soll. — Diese Einkünfte sind die Steuern. Die Abgeordneten des Volkes selbst werden in Zu= kunft die Größe und Art der Steuer bestimmen. Sie selbst werden wachen, daß diese gerecht ver= theilt, und auf die zweckmäßigste Art eingebracht werde. — Sie selbst werden alle Jahre den Haus= halt des Staates prüfen, so wie jetzt Eure Ge= meinde=Räthe den Haushalt der Gemeinde prüfen, und offen vor aller Welt Augen wird alljährlich dargelegt werden, wie der Staat die Steuer ver= wendet, die Ihr ihm zahlt. Das ist Consti= tution. Die Regierung, die auf diese Weise Hand in Hand mit dem Volke geht, braucht nicht den Tad= lern den Mund zu verschließen. Die Oeffentlich= keit und die Herrschaft der Wahrheit sind eins und dasselbe. Was kein noch so künstliches Sy= stem der Controle vermag, das wird ihr Sonnen= blick vermögen. Darum hat der Kaiser das Wort und die Schrift freigegeben. — Das ist die Con= stitution. Ihr wollt in Friede und Sicherheit die Früchte Eures Fleißes genießen. — Gegen die äußern Feinde, gegen die fremden Eroberer schützt Euch das tap= fere Heer, der starke Arm des Kaisers. — Gegen die Ruhestörer im Innern macht der Kaiser Euch selbst zu Wächtern. — Er will die Bürgern zu Hü=

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