Zwanglose Blätter, Nr. 9, vom 16. April 1848

dem Grafen die österreschische Fürstenwürde für sich und seine Nachkommen. Frankfurt, Freiburg Basel, Langres und Chaumont waren nun Zeu= gen der diplomatischen Thätigkeit des Fürsten von Metternich. Während des Congresses zu Chatil= lon leitete er die Verhandlungen im Hauptquar= tiere Napoleons, ging dann nach Paris, wo es ihm gelang, diesen zum Frieden zu bewegen, zu Fontainebleau wurde der Tractat unterzeichnet. Bei einer hierauf unternommenen Reise berührte er Oxford und wurde von der dortigen Hochschule zum Doktor ernannt. Bei Eröffnung des Con= gresses zu Wien (3 Okt. 1814) übertrugen die ver= sammelten Minister einstimmig dem Fürsten den Vorsitz bei den Verhandlungen; dann unterhan= delte er als österr. Bevollmächtigter den zweiten Pariserfrieden am 20. Nov. 1815, hierauf zu Mai= and 1816 den Vertrag mit Baiern. Jetzt, nach der Befreiung Deutschlands, erhielt er von seinem Kaiser das Schloß und die Domaine Johannes= berg, — berühmt wegen seines trefflichen Rhein= weines, mit 50 tausend Gulden Einkünften, von Napoleon im Jahre 1807 dem Marschall Keller= mann verliehen zum Geschenke und der König beider Sicilien ernannte ihn zum Herzoge von Portella, mit 60tausend Ducati Einkünfte. Im Jahre 1817 begleitete er die dem Kronprinzen von Portugal vermählte Erzherzogin Leopoldine nach Livorno und übergab sie dem brasilianischen Ge¬ sandten, — 1818 war er österr. Bevollmächtigter auf dem Congreß zu Aachen, im Jahre darauf führte er den Vorsitz bei dem Congreß zu Karls= bad; ebenso leitete er 1820 zu Wien die Vervoll= ständigung der Bundesakte, und erhielt 1821 den Titel eines k. k. Haus=, Hof= und Staatskanzlers, als welcher er einer Einladung des Königs von England Folge leistete und Se. Majestät in Han= nover besuchte. Im Jahre 1824 übernahm er das Präsidium der Ministerkonferenzen für innere An= gelegenheiten. Auf einer Reise nach Paris im Jahr 1828 verlor er daselbst seine erste Gattin. 1826 erhielt er vom König von Spanien den Herzogs= titel und wurde zum Grand von Spanien erster Klasse ernannt; im Jahre 1829 verlor er seine zweite Gemalin, eine Baronesse Leikam, — wor= auf er seine dritte Ehe mit einer Comtesse Czichi einging Fürst Metternich ist Ritter aller ersten europ. Orden, mit Ausnahme des englischen Knieband= ordens — er galt bis zur jüngsten Zeit für den größten Staatsmann, — es wurde von ihm mit höchster Achtung gesagt, daß er mitten unter den großen Ansprüchen der Gegenwart gleichwol der Zukunft niemals vergessen, an den innern Ange= legenheiten, der Herstellung der Finanzen, so wie der Verbesserung in allen Zweigen der Verwal= tung den lebendigsten Antheil genommen, und un= ter den großen Elementen des Staates und Krie= ges auch vaterländische Wissenschaft und Kunst eifrigst befördert habe .... und plötzlich, überra= schend schnell war sein Sturz! — was die Ursache?.. (Forts. folgt.) Zur Geschichte des Tages. Die beabsichtigte Ueberbringung der heiligen rö= mischen Reichsinsignien an den Bundestag in Frank= furt durch die dorthin gesendete Deputation der Wiener findet nicht Statt. Diese Deputation der Wiener (die Provinzen sind ja doch nicht vertreten) ist bereits ohne Insignien, aber begleitet von un= sern heißesten Segenswünschen nach Frankfurt am Main abgereist. In der Nacht von dem 5. auf den 6. April brachten in Wien mehrere hundert Menschen dem Erzbischofe und den berüchtigten Liguorianern eine Katzenmusik, wobei kräftige Reden an das Volk gehalten wurden. Die Folge davon war, daß die meisten Patres=Liguorianer sich am Morgen den 6. Aprils aus dem Staub gemacht hatten und der zurückgebliebene Rest am Nachmittag desselben Ta=

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