Zwanglose Blätter, Nr. 9, vom 16. April 1848

7.) Vorläufig kann die Nationalgarde nur in Ortschaften, und zwar in Städten, Märkten und Dör= fern mit einer Bevölkerung von mehr als 1000 Einwohnern errichtet werden. 8.) In jeder Gemeinde, wo nach 7., die Nationalgarde ins Leben tritt, besteht für alle Angelegenhei= ten der Nationalgarde, welche nicht eigentliche Kommandosachen sind, ein Nationalgarde=Verwal= tungsrath, zu dessen Obliegenheiten insbesonders die Bildung der Nationalgarde auf Grundlage der Stammregister über die für den activen Dienst einzureihende Mannschaft, die Uniformirung, Rüstung und Bewaffnung gehört. Vorsitzender dieses Rathes ist der Nationalgarde=Kommandant des Ortes. Ein Administra= tions=Organ und mindestens 5, höchstens 11 Nationalgarden, aus den verschiedenen Dienstgraden von ihnen selbst gewählt, sind die Beisitzer. 9.) Der Nationalgarden=Verwaltungsrath hat sich in allen Angelegenheiten, welche seinen Wirkungs= kreis überschreiten, unmittelbar an den Landes Chef, jener in Wien an den Minister des Innern zu verwenden. 10.) Die für die Zwecke der Nationalgarde nothwendigen Auslagen, in so weit als solche von den ein= zelnen Mitgliedern der Garde nicht aus Eigenem bestritten werden können, hat eben so wie alle aus öffentlichen Rücksichten erforderlichen Gemeindeausgaben die Gemeinde zu bestreiten. Clemens Wenzeslaus Nepomuk Lotharins Fürst von Metternich. (Fortsetzung.) Schon hatten die Monarchen und Feldherrn von Rußland und Preußen und der Kronprinz von Schweden den künftigen Feldzugsplan entworfen und darin auch Österreich seine Rolle angewiesen, als Metternich noch persönlich nach Dresden ging, um Napoleon sicher zu machen, denn es war erst am Anfang des Waffenstillstandes. Napoleon ahnte etwas von dem, was vorging. Er sagte dem Gra= fen geradezu: "seit ihr vermitteln wollt, seid ihr nicht mehr auf meiner Seite." Er hoffte, Öster= reich durch die Verdopplung seiner Versprechun= gen zu gewinnen, suchte auch Metternich durch die Furcht vor der künftigen Uebermacht Rußlands zu schrecken; da er aber sah, wie dieser schlaue Diplo= mat durch feine Wendungen ihm entging, frug er plötzlich: "nun, Metternich, wie viel hat Ihnen England gegeben, damit sie diese Rolle gegen mich spielen?" — Er blickte ihm dabei scharf ins Angesicht — Metternich sprach kein Wort entgegen und er= trug mit unerschütterlichem Gleichmuth den tödtli= chen Haß sprühenden Blick, — Napoleon ließ den Hut fallen, um zu sehen, ob ihn der Graf auf= heben würde, — dieser that es nicht, und der Krieg war entschieden. Zwar veranstalteten noch beide Theile einen Friedenskongreß, — aber nur zum Scheine, — denn jeder wußte, daß die Friedens= palme erst jenseits der Schlachtfelder wuchs. Die Kunst, mit welcher Metternich von der Allianz mit Napoleon zur Neutralität, zur Vermittlung und endlich zur Allianz gegen Napoleon überging, wird für alle Zeiten als ein diplomatisches Mei= sterstück anerkannt bleiben; das "Manuskript von St. Helena" enthält das glänzendste Geständniß, mit welcher Geistesmacht Metternich in den großen Angelegenheiten Europas gewirkt habe. Der Waffenstillstand war zu Ende, das Frie= densgeschäft noch nicht begonnen; da verfaßte Met= ternich in der Nacht vom 10 zum 11 August die Kriegserklärung Österreichs gegen Frankreich, und am Morgen des 11. überschritten die russisch=preußi= schen Heere die böhmisch=schlesische Grenze. Am 9. Sept. 1815 unterzeichnete er in Töplitz die Qua= drupel=Allianz, wodurch jene feste Verbindung zu Stande kam, durch welche Österreich in dem gro= ßen Kampfe den Ausschlag gab. Am Abend der Völkerschlacht von Leipzig ertheilte Kaiser Franz

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