Zwanglose Blätter, Nr. 8, vom 13. April 1848

poleon, die französischen Adler verloren den Ruf der Unüberwindlichkeit, und — Österreich war ge= rettet; ebenso war er auch der Leiter des Helden= jahres 1809, welches das Jahr 1815 möglich machte. Fast gleichzeitig mit der Schlacht von Wa= gram kam Graf Metternich aus Paris in Wien an, ging dann nach Komorn in des Kaisers Hof= lager und leitete die Friedensverhandlungen zu Un= garisch=Altenburg mit dem franz. Minister Cham= pagny. Dieses Friedens erste Folge war Napo= leons Vermählung mit Marie Louise von Öster= reich, — wieder war das schwer bedrohte Vaterland gerettet, ihm eine unschätzbare Zeit gewonnen, Metternich begleitete die Erzherzogin zur Vermäh= lungsfeier nach Paris, und übernahm dann die Führung der auswärtigen Angelegenheiten als Staatsminister; — und er verstand die gewonnen Zeit zu benützen. — Osterreich rüstete sich, ohne sich jedoch sogleich mit den Alliirten zu verbinden; diese sollten es empfinden, daß sie ohne Öster= reichs Beitritt gegen Napoleon doch nichts aus= richten könnten. Als es aber an der Zeit war als die Völker gleich furchtbaren Wetterwolken am Horizonte heraufzogen, da unterzeichnete Metter= nich einen Vertrag mit Rußland und Preußen, worin sich Osterreich verpflichtete, Frankreich den Krieg zu erklären, falls Napoleon nicht bis zum 20. Juli (1813) die ihm vorzulegenden Friedensbedingun= gen annehmen sollte. (Forts. folgt.) Zur Geschichte des Tages. Nach einem aus Lemberg eingetroffenen Pri= vatbriefe soll durch jene Stadt ein russischer Cou= rir gekommen sein, der an das Wiener Cabinet die Anfrage zu stellen hatte ob Rußland, das in= zwischen (das heißt ohne die Antwort abzuwarten) in Galizien einzurücken beabsich= tige, von Österreich als Freund oder als Feind be= handelt werden würde. Da dieser Courir nun schor seit mehreren Tagen in Wien eingetroffen sein muß, warum veröffentlicht der Minister des Aus= wärtigen über dieses wichtige Ereigniß keine Mit= theilung an das Volk? Dieses Benehmen erfährt die verschiedenartigsten Auslegungen, davon ein= zelne eine höchst beunruhigende Gemüthsstimmung in der Masse hervorzubringen im Stande sind. Niemand bezweifelt, daß die durch die Bewegung der Märztage gestürzten Staatsmänner an ein Bünd= niß mit Rußland gedacht haben, die Prälimina= rien dazu waren vielleicht schon vollendet und nur die eingetretene Umwälzung hinderte den völligen Abschluß des Bündnisses. Jetzt schickt der Kaiser von Rußland einen Boten an das Cabinet mit der Anfrage ob das junge Bündnißpflänzchen der Sturm glücklich überdauert habe, ob die etwa frü= her verabredete Besetzung Galiziens ungefährdet Platz greifen könne, ob man das junge Pflänz= chen in Eintracht fortbegießen und zu einen ge= waltigen Baum emporpflegen will, der endlich durch seine breiten russisch=grünen Aeste den erwünsch= ten tiefen Schatten auf unser theures Vaterland werfen wird. Aber Gottlob, das Pflänzchen hat den Sturm nicht überdauert, es ist verdorrt, wenn auch noch ein grünes Blatt daran zu finden wäre. Es ist verdorrt und wehe dem Gärtner, welcher der Wiederbelebung dieses giftigen Krautes auch nur einen Schein von Thätigkeit wid= men wollte. Nach einem Anschlage an unsern Strassen= ecken wollen die Herren Stände von Ober= österreich auch den Bauernstand zum nächsten Land= tage beiziehen. Das ist ein ganz schlechten Ausdruck. Der Bauernstand wird und muß bei dem nächsten Landtage erscheinen, weil er zur Volksvertretung gehört, nicht weil sich die Her= ren Stände entschlossen haben ihn beizuzie= hen. Die oberösterreichischen Stände sind am

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