Zwanglose Blätter, Nr. 8, vom 13. April 1848
Nr. 84, vom 20. März heißt: "Wir sind weit entfernt das von ihm repräsentirte System in Ver= theidigung zu nehmen, aber eines moralischen Ekels können wir uns nicht entnehmen, wenn wir sehen daß anmassende, sonst ganz talentlose Leute, die der Gunst des Fürsten alles was sie sind verdan= ken, nunmehr sich gerade als seine wüthendster Feinde gebärden und sich nicht entblöden in tollen Schmähschriften ihre Undankbarkeit, ihre Gemein= heit vor den Augen der ganzen Welt zur Schau zu stellen" — wenn uns dieses auch nie treffen kann, da wir wirklich nie der Gunst des Fürsten irgend etwas zu verdanken hatten, so wollen wir uns doch jetzt alles Schmähens enthalten, und hier einfachen Wortes erzählen, was sein erreignißvoll= es Leben bis zur Gegenwart Merkwürdiges bie= tet, — eine merkwürdige Erscheinung in der Welt= geschichte ist Metternich jedenfalls. Metternich stammt aus einer sehr alten Familie. Kaiser Heinrich II. hatte einen treuen Diener Namens Metter der hoch in seiner Gunst stand. Aus Neid ahmte Jemand Metter's Handschrift nach und schob ihm einen hochverräthe= rischen Brief unter, den er dem Kaiser zeigte. Dieser aber sprach: "Nein, solche schwarze That hat Metter nicht gethan" — daher soll der Name kommen. Im 10. Jahrhundert gab es Freiherrn von Metternich, und damals hatte sich diese alte rheinländische Familie in sechs Linien ge= theilt, von denen jetzt nur noch die jüngere, die Linie zu Winneburg=Beilstein, welche seit 1679 die reichsgräfliche und seit dem 30. Juni 1803 die reichsfürstliche Würde führte, vorhanden ist. Die Reichsgrafenschaften Winneburg und Beilstein sind jedoch längst nicht mehr im Besitze des Hauses Metternich, da sie nebst vielen andern unmittel= baren reichsritterschaftlichen Herrschaften jenseits des Rheins im Jahre 1805 durch den Luneviller Frieden an Frankreich kamen. Die dafür verlie= hene Standesherrschaft Ochsenhausen in Schwa= ben mit 22 Dörfern, 14 Meiereien, 6000 Ein= wohnern und 70tausend Gulden Einkommen, er= hielt den Ramen Fürstenthum Winneburg, wurde aber von Metternich im Jahr 1825 an den König von Würtemberg verkauft, zu dessen unmittelbaren Domainen sie seitdem gehört, dafür kam er in den Besitz der Herrschaften Katzerow, Biela, Kraschau, Plaß, Königswarth in Böhmen, Kaje= lain, Witzomerczig, Brzesowitz und Kowalowitz in Mähren, der Domaine und des Schloßes Johan= nesberg im Rheingau, und des Gutes Hersberg am Bodensee. Metternich war am 15. Mai 1775 zu Koblenz geboren. Er studirte zu Straßburg seit 1778, und bis 1794 die Rechte zu Mainz, machte dann eine Reise nach England, ging nach Wien wurde Gesandter im Haag und vermählte sich 1705 mit der Gräfin Eleonore von Kaunitz (gest. 19. März 1825 zu Paris) einer Enkelin des berühm= ten Ministers. Sein ausgezeichnetes Talent für Diplomatie erwies er zuerst auf dem Radstsdter= Friedenskongresse, als Gesandter des westphälischen Grafen=Collegiums, und wurde daher 1801 von dem österreichischen Hofe zum Gesandten in Dres= den und im Winter 180¾ in Berlin ernannt, wo er besondern Antheil an der Schilderhebung Preu= ßens hatte. Es gebührt ihm der Ruhm hier Öster= reich, Rußland und Preußen durch einen Tractat gegen Napoleons auf Universalmonarchie hinstre= bende Pläne gewaffnet zu haben. Er erhielt da= für das Großkreuz des Stefansordens. Die Schlacht bei Austerlitz und der von dem preußi= schen Gesandten Haugwitz in Wien unterzeichnete Vertrag vereitelten zwar die Früchte jenes Trac= tats; aber Metternich ging 1806 als Bothschafter nach Paris, wo er sehr wirksam für Osterreich war. Was er 1805 in Berlin mit mehr Glück als irgend ein Anderer vor ihm begonnen hatte, setzte er 1808 mit Scharfblick und seltener Be= harrlichkeit fort. Spanien erhob sich gegen Na=
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