Zwanglose Blätter, Nr. 7, vom 9. April 1848

sind. Wir denken hier nicht an Pillersdorf, dem unsere Hoffnung treu bleibt, wenn auch das Preß= gesetz den Anfoderungen des Tages nicht entsprach. Die Mängel dieses Gesetzes soll der Staatsrath verschuldet haben. Wohl möglich. Aber um Got= teswillen gebt uns ein Ministerium von Heute, keines von Ehegestern wo noch Bertha spann. Was soll man davon denken? Graf Fi= quelmont, der Freund und Schüler Met= ternichs steht jetzt an der Spitze unseres ver= antwortlichen Ministeriums, des Ministerium dessen Aufgabe es ist, die letzten Spuren des al= ten Systemes durch zeitgemässe Institutionen zu verdrängen. O setzt doch die Herren alle mit ihren 50. Dienstjahren, ihren großen Erfahrungen und den großen brillantenen Ordenssternen in den wohlverdienten Ruhestand. Bezeigt ihnen eure vollste Zufriedenheit mit ihrer Dienstleistung; ihr konntet damit zufrieden sein — wir leiden nicht. Gesellt sie zu dem unter allgemeinem Jubel jubi= lirten Staatsrath und gebt ihnen eine die konsti= tutionelle Bewegung nicht beirrende Stellung, wie ihr sie diesem versprochen habt. Alte Herren trin= ken gern ein gutes Glas Wein und damit sie sehen, wie sehr wir ihnen ein heiteres Alter gönnen, so schlagen wir zu ihrem Aufenthalte das Schloß Jo= hannisberg sammt seinen Kellern und Weinberger vor; der bisherige Besitzer wird wohl wegen hart= näckiger Steuerweigerung bereits abgestiftet wor= den sein! Dort mögen sie ein fröhliches Convent bilden: fröhlich, unschädlich und harmlos, wie nie früher, sollen sie beisammen sitzen und plaudern und schmunzeln, und trinken, und einnicken in glücklicher Vergessenheit, während von den Zinnen des Schlos= ses stolz das schwarz=roth=goldene Banner weht. So wird wahr werden, was in dem alten Studentenliede geschrieben steht: Beim großen Faß zu Heidelberg Da sitze der Senat, Und auf dem Schloß Johannisberg Der hochwohlweise Rath! 8. Schwarz=roth=gold. Wenn wir die schwarz=roth=goldenen Bänder an unsern Männern und unsern holden Frauen und Mädchen sehen, so kommen wir zu der natürlicher Frage wozu diese Farben und Abzeichen des längst aufgelösten deutschen Reichs? Wozu überhaup solche Abzeichen, die am Ende nur Tändelei und Spielerei der Eitelkeit sind? Die Frage ist nicht ungeschickt, so lange wir bei den Bändern nur eben an die Bänder denken oder an das selig entschla= fene heilige römische Reich, schläfrigen Angeden= kens. Die schwarz=roth=goldene Kokarde welche jetzt an den entferntesten Punkten des großen Deutschlands überall getragen und gesehen wird, soll uns mahnen, daß wie ein neuer Frühling, all, überall wo die deutsche Zunge herrscht, deut= sches Selbstbewußtsein auferwachte. Die schwarz roth=goldene Fahne, welche in Wien wie in Ber= lin, in München und Frankfurt, in Mainz und Köln weht, ist uns ein freundliches Zeichen, daß unter einem Banner die lange sich entfremdeten deutschen Völkerstämme sich sammeln und einander die Hände reichen. Richt dem vermorschten alten deutschen Reiche, wie es war, sondern der jugend= lichen neuen Vereinigung aller deutschen Volk= stämme gilt dieses Zeichen, in was immer für einer Form diese Vereinigung sich ausprägen möge. In diesen Farben sei nicht blos unser Stolz, Deutsche zu sein, die Hineigung zu unserem Stammsgenossen, der Wunsch der in= nigsten Verbrüderung in jeder Hinsicht, sondern auch die Ueberzeugung ausgesprochen, daß unsre Wohlfahrt von dem Festhalten am Grundsatz deut= scher Einigkeit und an deutscher Gesin= nung bedingt sei. Deutsche Gesinnung aber heißt: Redlich, treu, freimüthig, besonnen, und wo es zur ernsten That kommt, thatkräftig und beharr= lich sein. Z.

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