Zwanglose Blätter, Nr. 7, vom 9. April 1848

Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Nro. Steyr am 9. April 1848. 7. So lang es noch Elemente der Reaktion unter uns gibt, muß es auch Elemente der Gährung geben. Wienerzeitung vom 6. April 1848. Betrachtungen und Wünsche. Die Ministernoth. Die Verantwortlichkeit scheint der Gesundheit der neuen Minister Österreichs durchaus nicht zu= träglich zu sein. Kübek ist Krankheitshalber für immer aus dem Staatsdienste getreten und der provisorische Minister=Präsident Graf Kolo= wrat ist (wie die Wienerzeitung vom 4. April mel= det) wegen eines heftigen Unwohlseins welches den unverschieblichen Gebrauch einer Kur dringend heischet, von der provisorischen Lei= tung des Ministerrathes provisorisch in Gna= den losgezählt worden. Es ist nur zu bedauern, daß man in Tagen, denen das Definitive so sehr noth thut, so vielseitig mit Provisorien experimen= tirt. Provisorischer als Graf Kolowrat ist wohl noch nie ein Staatsmann auf Gottes Erde gewe= sen, so weit man Gränzpfäle bemalt. Zuerst ist er provisorisch Minister=Präsident und jetzt ist er es vollends provisorisch nicht! Er ist also pro= visorisch nicht — provisorischer Minister= Präsident. Ich weiß gar nicht wie ich das aufschreiben soll. Die Sprache hat gar kein Be= hältniß für diesen Begriff. Statt eines Mannes der das Schiff stolz und sicher durch Sturm und Brandung führt, steht ein Begriff am Steuer= ruder der sich selbst aufhebt. Es ist ein Etwas provisorisch vorhanden, während es provisorisch nicht vorhanden ist. Genug des Spieles. Der Tag ist zu ernst. Es gehe jeder heim in sein Haus dessen verzär= telter Körper das frische Wehen der Morgenluft nicht vertragen kann, hülle sich in die welthisto= rische Flanelljacke des Staatshämorhoidarius und filosofire sich die Wirklichkeit vom gekränkten Her= zen, auf dem sie drückend lastet. Uns aber, denen es hier aussen im Freien behagt, so wild uns auch der Sturm umbraust, uns gebt Männer zu Füh= rern, die ihn bestehen können und findet ihr keine in euren Bureaux, die ihr noch immer für eure Schatzkästlein zu halten scheinet, so sagt es offen, vielleicht wissen wir Jungen Rath. Springt einmahl um etliche Diäten Klassen herunter, vielleicht sitzen da die Rechten oder vielleicht weilen sie gar in den Reihen derer, denen ihr gar keine Diäten, oft kein Fußbreit Vaterland gestattetet und die dennoch leb= ten ein wirkungsreiches, ehrenvolles und gesegne= tes Leben. Die Unhaltbarkeit des jetzigen Ministeriums beweist nicht (wie mancher im Aktenstaube gemäste= ter Griesgram meint, dem die neue Sonne den Schweiß aus allen Poren treibt) daß es uns an den rechten Leuten fehlt, sondern sie beweist nur, daß diese unhaltbaren Minister nicht die Rechten

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