Zwanglose Blätter, Nr. 6, vom 6. April 1848
Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Nro. Steyr am 6. April 1848. 6. Sohn, übe Treu und Redlichkeit Bis an dein kühles Grab! Hölty. Oertliches. Verflossenen Samstag am 1. April fand auf Veranstaltung einiger Mitglieder der National= garde*) ein feierliches Requiem sammt Libera für die am 15. März in den Strassen Wiens gefal= lenen Vorkämpfer der Freiheit statt. Ein ge= schmackvolles mit Fahnen und Waffen, den Em= blemen der Bürgerbewaffnung, der Universität, der Constitution und dem Wiener=Stadtwappen geschmücktes Castrum erhob sich reich beleuchtet im Mittelschiffe der Kirche. Die Nationalgarde hielt Wache und bildete Spalier. Die Offiziere *) Warum nicht des Magistrates? alter ego. und Führer, nicht minder die Lokalbehörden, wohn= ten der ernsten Feier bei, die durch ihre ergrei= fende Bedeutung einen tiefen Eindruck in den Her= zen der Anwesenden zurück ließ. Hiermit sei auch der beste Dank unserem hochwürdigen Stadtpfarrer und Ehrendomherrn Josef Plersch ausgesprochen, der durch Auf= wand von Würde und kirchlichem Schmuck die Feier aufs Schönste zierte. Ueberhaupt hat dieser würdige Priester seit den Tagen der neuen Frei= heit jene Geradheit und biedere Gesinnung wie= derholt bethätiget, die ihm längst unsere Ach= tung erworben haben. Betrachtungen und Wünsche. 6. Der Bauer. Der Kaiser verspricht in seinem denkwürdigen Patente vom 15. März d. J. die Stände seiner sämmtl. Kronländer zur Berathung der Constitu= tion des Vaterlandes zusammenzuberufen. Sowohl in diesem Patente als in den seither erfolgten be= sondern Ausschreibungen an die Stände der ein= zelnen Provinzen wird hervorgehoben, daß die kon= stituirende (d. h. die das neue für Fürst und Volk gleichverbindliche Grundgesetz des Reiches bera= thende) Versammlung durch eine verstärkte Ver= tretung des Bürgerstandes vermehrt werden soll. Die Regierung sieht somit ganz wohl ein, daß den bis jetzt bestandenen Landständen, bei aller eifrigen Thätigkeit, die sie namentlich in den letzten zwei Jahren für das Wohl des ganzen Staates und der einzelnen Staatsbürgerklassen entwickelden, das entscheidende Vertrauen des Volkes darum ge= brach, weil sie nur eine vollständige Vertretung des Adels und der Geistlichkeit, eine höchst mangelhafte der Bürgerschaft durch die von der Regierung höchstabhängigen Bürgermeisten und Syndici und gar keine des Bauerstan= des (mit Ausnahme von Tirol) gewährten. Die Regierung sieht ferner ein, daß dem Bürgerstande
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