Zwanglose Blätter, Nr. 5, vom 2. April 1848

weiß darüber verlangen kann, ob das bewil= ligte Geld auch richtig zu dem ver= wendet worden ist, wozu es bewilligt wurde. Der konstitutionelle Bürger kann alle seine Wün= sche und Bedürfnisse selbst und unaufgehalten vor die gesetzgebende und entscheidende Gewalt im Staate bringen, der die Minister für ihre Handlungen verantwortlich sind. Diese entscheidende Gewalt im konstitutionellen Staate besteht aus dem Staats= oberhaupte (Kaiser), und aus den vom Volke aus allen Ständen erwählten Vertretern der Landesinteressen. Diese beiden Theilnehmer der einzigen Gewalt stehen unter einem vom Volke und vom Staatsoberhaupte gemeinschaftlich zu Stande gebrachten und für beide ganz gleich verbindlichen Staatsgrundgesetze, welches un= ter dem Namen Constitution begriffen wird. Wir meinen diese hier so kurz und deutlich als möglich dargestellten Hauptvortheile eines kon= stitutionellen Bürgers dürften uns wohl im Ver= gleich mit der früheren Zeit, Grund genug zur Ruhe und Zufriedenheit geben. Wenn auch der konstitutionelle Bürger Steuern zahlen und dem Gesetze und seinen Vollstreckern Folge leisten muß so wird er sich doch jedenfalls besser dabei befin= den, als wenn er durch die Verweigerung der Ab= gaben und des gesetzlichen Gehorsames einen Zu= stand der Dinge herbeiführt, in dem er in einem verwahrlosten Lande zwischen herren= losen Dingen und ungezähmten Leiden= schaften ein schutzloses Wesen sein würde. Pfefferkörner. Die Vertrauten. Eines der zahllosen Wiener Flugblättchen, als dessen Verfasser Severin von Schmitz genannt ist, widmet den Vertrau= ten eine nicht sehr erbauliche Betrachtung. Bekanntlich wurden mit diesem Namen die ge= heimen Polizeispione bezeichnet, die mit dem be= sonderen Vertrauen der Polizeihofstelle oder gar mit dem persönlichen Vertrauen ihres erhabenen Chefs beehrt waren. Der Verfasser des Flugblattes will die Armseligen durchaus für keine kaiserlichen Be= amten gelten lassen, und ganz richtig bleibt die Bemerkung daß ihre störende und verächtliche Exi= stenz gewiß nie im Sinne unseres jetzigen Kai= sers lag. Hr. Severin sagt in Bezug auf sie: "Darf ich die guten Menschen Engel nennen, wer kann es mir verwehren wenn ich zum Schufte sage: du Schuft!" Der Mann spricht gut Deutsch. Uebri= gens scheint Hr. Severin daran zu glauben, daß die Polizeispione noch immer nicht mit Stumpf und Stiel ausgerottet sind und auch hierin stim= men wir mit ihm überein, vielleicht ist unser Glaube in diesem Punkte noch fester als der seinige. Je= denfalls fühlen wir uns gedrungen, da er den Ge= heimen das schrille Glöcklein läuten will, bis sie in den letzten Zügen liegen, ihm dabei unsern hilf= reichen Arm anzubieten, der seine dürfte auf die erforderliche Länge nicht ausdauern. Die Gehei= men sind ein zähes Geschlecht. Wir haben ein= mal schon aus Eifer für die gute Sache den Fri= seuren ins Handwerk gepfuscht und das haben uns eine Menge Leute übel genommen, die nicht ein= mal Friseure sind, die somit unser Antrag gar nicht berührte. Dießmal greifen wir den Meßnern ins Geschäft — vielleicht verstehen sie uns besser und erhalten uns ihre werthe Freundschaft! Sedlnitzky verloren. Wo ist der vorige Polizeipräsident Sedlnitzky? Daß man diese Frage nicht mißverstehe. Wir wollen ihn durchaus nicht wieder haben. Aber wo ist er? Welch ein Wechsel des Geschickes! Der Mann der jeden unserer Schritte kannte, der den Aufent= halt eines Jeden von uns zu jeder Stunde wußte, den weiß jetzt keiner von uns zu finden! Das Unglück wäre um so größer wenn wir ihn such= ten, aber wir sind gewitzigt und lassen das blei= ben. Wir empfinden seinen Verlust, wie den ei= nes langwierigen Kopfweh's: — mit Erqui= ckung! Oeffentliche Anfrage. An welchen Medicinæ-Doctor haben sich arme Kranke hiesiger Stadt und Vorstädte mit dem unabweis= baren Anspruche auf unentgeldlichen ärztlichen Rath zu wenden? Steyrischer Wochenmarkts=Getreidpreis. Donnerstags den 30. März 1843. Weizen pr. Metzen 10 fl. 40 kr.; Korn 3 fl. 35 kr.; Gerste 6 fl. 32 kr.; Wicken 5 fl. 11 kr.; Hafer 3 fl. 34 kr. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur des nichtpolitischen Theiles, F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandbök und Haas in Steyr.

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