Zwanglose Blätter, Nr. 5, vom 2. April 1848

"Unbedingtes Vertrauen genießt der Minister des Innern v. Pillersdorf. Es ist zu wünschen daß fortdauernde Ruhe und Ordnung, wie sie die Osterreicher bis jetzt in einem nicht genug zu lo= benden Maaße eingehalten haben, diesem Mini= ster auch ferner die Möglichkeit frei lassen werden, seine Talente zum Wohle des Staates im reich= sten Maaße zu entfalten. Möge er nur in der ihm beigeordneten und untergeordneten Organen der Staatsverwaltung die gehörige Befähigung und den aufrichtigen Willen finden, das Beste für das Vaterland zu vollbringen. Für die Herhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit sorgt mit einer seltenen Aufopferung die Nationalgarde. Leider legt der Umstand, daß der einzelne Mann oft 3—4 Tage lang in einer Woche Dienst thun muß, dem, namentlich ärmeren Gewerbsmann, der dadurch seinem Verdienste sich entzogen sieht, schwere Opfer auf. Es ist bereits in Angriff genommen, solchen Garden für die Zeit ihrer aktiven Dienstleistung eine angemessene Geld= entschädigung aus den Staatsmitteln zufließen zu lassen." "Die Gesinnung der Wiener ist kräftig und entschieden; sie ist so geblieben, wie sie beim ersten Erwachen des Kampfes sich gezeigt hat. Der Wie= ner Verhalten, ihre Gerechtigkeit und Einsicht sind als nachahmenswerthes Beispiel allen Bewoh= nern des Kaiserstaates aufzustellen. Der allge= meinen Verachtung setzt sich derjenige aus, der jetzt daran denkt, dem in so viele kostspielige Drangsale verwi= ckelten Staat die Steuern und Abgaben vorzuenthalten, obwohl jedermann von der Nothwendigkeit einer Regulirung der Staats=Einnahmen und Ausgaben nach Maßgabe der neuen Verhältnisse überzeugt ist." "Gleichfalls zollt man den Obrigkeiten alle Ach= tung und allen Gehorsam und sieht auch den nothwendigen Veränderungen in ihrer Besetzung mit Beamten, in ihrem Wir= kungskreise und in der Art und Weise wie sie ihre Wirksamkeit auszuüben haben werden, mit Zuversicht und Wachsam= keit, jedoch ohne Aufreitzung zur Unordnung ent= gegen." Es ist nicht genug zu bedauern, daß so viele Leute sich von einem konstitutionellen Staate ein gar so verkehrte Vorstellung machen. Ja bei vie= len geht die Aeußerung geraderdings dahin: Nun dürfen wir keine Steuern mehr, oder nur so viel uns daran beliebt bezahlen, nun haben uns die Vorgesetzten und Beamten gar nichts mehr zu schaffen, nun muß Alles, was uns lästig ist gleich abgeschafft, Alles nach dem uns gelüstet, uns also gleich gegeben werden. Die so unbesonnen sich vernehmen lassen, wür= den es gar bald selbst am Schmerzlichsten empfin= den, wenn es so nach ihrem Sinne ginge. Ehre und Eigenthum würden keinen Augenblick mehr si= cher sein; die wildeste Verwirrung würde einreißen, der Staat wäre gar bald eine Wildniß ohne Würde und Sicherheit ohne Fruchtbarkeit und Erwerb, eine leichte Beute für fremde Feinde und Unter= jocher. Wer die Segnungen eines geordneten Staa= tes genießen will, der muß sich seinen Gesetzen mit einer heiligen Achtung fügen, und die Auslagen die dieser zu machen hat, gewissenhaft mit bestreiten helfen. Das aber hat der Bürger eines konstitutio= nellen Staates vor dem eines absolut regierten Staates voraus, daß er die Gesetze, die für ihn verbindlich werden, durch seine selbst=gewählten Ver= treter, die dabei seine wahren Bedürfnisse berück= sichtigen mit machen helfen kann. Daß er, wenn diese Gesetze für die veränderten Zeitum= stände nicht mehr passen, durch eben diese Ver= treter eine zweckmässige Umänderung derselben be= antragen und zu Stande bringen las= sen kann, daß ihm mirgetheilt werden muß, wie viel der Staat für das nächste Jahr Geld zu seinen Ausgaben benöthigen wird, daß er berechtigt ist durch seine Vertreter, das was an den Ausgaben unnöthig erscheint, schon im Voraus wegstreichen zu lassen, daß er am Ende jeden Jahres Rechnung und Nach=

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