Zwanglose Blätter, Nr. 4, vom 30. März 1848
rock gezwängt, um den leicht empfänglichen jugend= lichen Sinn dem Haslinger=Scepter gehorchen, um da Vaterland und Brüder vergessen zu lernen um weder Deutscher noch Slave, weder Ungar noch Italiener sondern eben nur Soldat zu sein eine in Kamaschen eingeknöpfte Maschine, die als blindes Werkzeug auf Kommando einer höheren Gewalt, und wäre diese auch nur der Korporal ihre Muskete in den dicht gedrängten Haufen ihrer unbewaffneten wehrlosen Brüder und Landsleut abzufeuern im Stande ist, — ja, die übermäßig großen stehenden Heere werden überflüßig werden das Vaterland dadurch Geld ersparen, der Hand= werker nicht seiner besten Arbeiter, der Bauer nicht seiner fleißigsten Knechte auf immer verlu= stig werden, — eben aber wird auch nicht ferner das Vaterland seine besten Söhne verlieren, indem sie — Soldaten geworden sind. Nun aber auch ohne Säumen ans Werk, — Graf Hoyos in Wien ist unser Kommandant, — in Wien ist wie natürlich das Gros der österreichi= schen Nationalgarde, aber jede Stadt, jeder Markt, jedes kleinste Dorf hat seinen Kontingent zur all= gemeinen Volksbewaffnung zu stellen, deren Auf= gabe es ist das Vaterland und den einzelnen Bür= ger gegen jede Gefahr, die dem Eigenthum, dem Recht und der Freiheit drohen könnte, zu schützen. In Steyr hatte sich schnell bei den ersten, wenn auch noch unentschiedenen Nachrichten über die Schilderhebung der Freiheit in der Residenz ohne Aufforderung der Ortsbehörden aus sich selbst und durch sich selbst ein Korps von beiläufig 250 Mann gebildet, dieses sich einen Hauptmann und die nö= thigen Führer gewählt, und es sich fürs Erste zur Aufgabe gestellt, die Sicherheit jeder Person und jedes Eigenthums in unserer Gemeinschaft zu schützen; jetzt aber ergehe der Aufruf an Jeden der bereit ist, aus Eifer für die gute Sache, aus Liebe zum Wohle seiner Mitbürger sich dem Dienste in der Nationalgarde zu unterziehen, sich durch eigenhändige Eintragung seines Namens in das beim hiesigen Magistrate zu diesem Ende vorge= richtete Buch hierfür zu erklären und verbindlich zu machen. Ist einmal die in Wien errichtete Nationalgarde vollständig organisirt und unifor= mirt, so werden wir uns ihr anschließen; wir sind aber von dem Patriotismus unserer Mitbürger voll= kommen überzeugt, so daß wir im Voraus schon der angenehmen Hoffnung leben, Stadt Steyr werde eine nicht unbedeutende Abtheilung der öster= reichischen Nationalgarde stellen. Betrachtungen und Wünsche. 4. Der König von Preußen, die deutsche Krone und unser Vaterland. Das waren Tage voll Kanonendonner, In= fanteriesalven, Kavallerieattaquen, voll Blut und Wunden. Der Wandersmann, der auf Wegen von denen kaum der Schnee geschmolzen war, zwi= schen den grünen Saatfeldern Frankreichs, Preu= ßens und Osterreichs dahin schritt, über derer einsame Flächen der tiefste Friede verbreitet war und nur die Lerchen in profetischer Begeisterung sangen, hatte weder Kunde noch Ahnung, das soeben in jedem der drei Reiche der entscheidenste Kampf geschlagen wurde, der je vaterländische Erde mit Blut befeuchtete. Wald und Feld, Berg und Thal lagen im tiefsten Frieden, die Holzaxt schallte in den einsamen Klüften, der Bauer trieb ernst aber friedlich sein Gespann, und auf den Strassen floß der Verkehr im alten Geleise dahin. Aber zwi= chen den prachtvollen Häuserfagaden der Residenz= Städte, wo bisher die fleißige Menge mit gebo= tener Lebhaftigkeit dem Erwerbe nacheilte, wäh= rend geputzte und gefallsüchtige Damen und Her= ren ihre nutz= und mühelosen Tagen durch leere
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