Zwanglose Blätter, Nr. 3, vom 25. März 1848

nister der ein Ehrenmann ist, wünschen, jedes= mal einem schweren Verdacht durch ungehinderte Offenlegung der Thatsachen begegnen zu dürfen. um niemals gezwungen zu sein, hinter der Decke zu spielen, Um ein solches verantwortliches Ministerium jedoch nicht bei jedem Schritte, den es unternimmt durch das Verlangen des Volkes um Nachweisun= gen und Eröffnungen, die oft nach der Natur des Geschäftes ohne Vereitlung desselben nicht mög lich sind, zum Nachtheile des nöthigen Fortschrit= tes aufgehalten zu sehen, ist es vor Allem noth= wendig, daß die Minister Männer sind, zu denem das Volk sein vollkommenes Zutrauen hat, und um dem ununterbrochenen Fortschritte des Vater= landes (der ihm in der nächsten Zeit so gebiethe= risch noth thut) nicht wie ein Stein des Anstos= ses im Wege zu stehen, ist es die Pflicht jeden Mannes von Ehre: Erstens wenn er vom Ver= trauen des Volkes nicht hinreichend überzeugt ist, eine Ministerstelle nicht anzunehmen, und Zwei= tens, sobald er als Minister ein entschiedenes Mißtrauen gegen seine Person im Volke wahr= nimmt, seine Stelle allsogleich niederzulegen. Denn jene Schlaraffentage der Beamten sind vorüber, wo mit dem Amte auch der Verstand gegeben wurde, wo der Höhere Geld und Ansehen einstrich und der Niedrigere in dessen Namen geduldig die Ar= beit verrichten mußte. Die öffentliche Stimme die, so oft sie sich gegen die üble Verwaltung oder Wirthschaft der höchsten Personen und Stellen im Staate, wenn auch noch so bescheiden aussprach hieß immer eine Rebellin, jedenfalls war sie höchst ungesetzlich; jetzt ist sie eine gesetzliche Macht und obendrein eine unwiderstehliche. Die Wahrheit dieser Behauptung haben die Ereignisse der letzten Woche in Italien, Frankreich, Deutschland und zu allernächst am Schlagendsten in unserm Va= terlande so klar bewiesen, daß kein Staatsmann je wieder daran ungestraft wird zweifeln dürfen. Seine Majestät haben die Mehrzahl dieser verantwortlichen Minister bereits ernannt. Die Ernannten sind durchaus Männer die im Staats= dienste, unter dem alten Systeme, alt geworden sind. Viele von uns haben theils persönlich mit ihnen verkehrt, theils kennen wir ihre Laufbahn ihre Charaktere, ihre Handlungen, ihre Bildungs= schule und was sie daraus behalten oder seither selbst= ständig an geistigen Errungenschaften sich erwor= ben haben, doch so genau, daß wir im Zusammen= halte mit der lautgewordenen Stimme der Mehr= zahl doch eine flüchtig andeutende Betrachtung darüber wagen dürfen, ob dieselben im Besitze des vollen Vertrauens des Volkes und würdig dieses unschätzbaren Besitzes auf der Ministerbank Platz nehmen. Zum provisorischen Minister=Präsidenten ist der frühere Staats= und Conferenzminister Graf Franz Colowrat ernannt. Ihn bekleidet der Ruf eines tüchtigen und rechtlichen Geschäftmannes; eine Parthei, die er sich fast ausschließlich aus einer einzigen Nation bildete und die er beinahe ungebührlich bevorzugte, versicherte oft, es sei nur dem starren Eigensinn Metternichs zuzuschreiben gewesen, daß Colowrat dem Volke nicht längst auf friedlicherem Wege zu freisinnigeren Institu= tionen verholfen habe. Die große Bürgschaft, daf dieser Staatsmann wohl begriffen habe was die Zeit gebietherisch fordert, gibt uns die bekannt gewordene Thatsache, daß er es war, der am 15 März d. J. von jeder weiteren Anwendung bluti= ger Gewalt, mit der einige verstockte Herzen so gerne noch das Volk heimgesucht hätten, auf das Entschiedenste abrieth und den Kaiser um schnelle Unterzeichnung der Constitutionsbewilligung mit den Worten bat: "Jeder Tropfen Blut, der von diesem Augenblicke an noch vergossen wird, wird zum Strome zwischen Eurer Majestät und dem Volke." Der zum Minister der Justiz ernannte Graf

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2