Zwanglose Blätter, Nr. 2, vom 21. März 1848
Daß ich Euch also weiter erzähle, die Landstände sind zum Kaiser gegangen, der gute Herr hat dadurch ein= mal g’hört, wie es in seinem Lande eigentlich ausschaut, der wird sich weiter nicht verwundert haben? Er hat eing'sehn wie die, die um ihn herum waren, unterm Hütel gespielt haben, denn das Hütel ist aufgedeckt worden, er hat sich auf die Seiten derjenigen geneigt, die ihm die Wahrheit gesagt haben und hat in Zeit von 3 Tagen alle Wünsche des Volkes erfüllt. Zuerst hat er befohlen, daß eine National=Garde errichtet werde, das heißt eine Wache, welche die Ord= nung und Sicherheit in der Stadt wieder herstellt. Er hat befohlen, daß Alle, die sich melden, Waffen aus dem Zeughause bekommen, und dadurch hat er klar gezeigt, daß er sich vor seinen Unterthanen nicht fürchtet. Hat auch nichts zu fürchten der gute Kaiser, denn, wenn's Volk auch ein wenig grantig worden ist, gegen ihn hats nichts gehabt, nur gegen seine Umgebungen. In zwei Tagen waren schon vielllicht 50,000 mit Gewehren versehen, und diese braven Leute haben sich mit den braven Bürgern vereinigt und sorgen jetzt für Ordnung und Ruhe in der Stadt und den Vorstädten. Hernach hat der Kaiser die Preßfreiheit bewilligt. Wißt Ihr, liebe Landsleute, was das ist? Das ist die vortrefflichste von allen Freiheiten. Sie besteht darin, daß man darf drucken lassen, was man will, und was man gegen Gott und sich selbst verantworten kann. Früher hat man Alles müssen an eine Stelle geben, wo die Herren, die dabei waren, verboten oder wegstrichen haben, was sie wollen haben; wenn man einen hohen Herrn g'sagt hatte du hast das und das nit recht gemacht! wegg'strichen, — wann man g’sagt hatt — die armen Bauern dort und dort werden von ihrem Verwalter zu stark druckt wegg'strichen! wenn man hätt die Regierung aufmerksam machen wollen, das ist da, und das ist wieder dort nicht gut, — wegg'strichen, kurzum ein solcher Herr hat Alles streichen müssen, was nur ein Bissel aufrichtig war, denn wenn ers nicht gethan hatte, so war er selber wegg'strichen worden. Das ist jetzt alles vorbei, man darf Alles drucken lassen, die Andern, die's lesen, werden hernach schon sehen, ob's g’scheidt ist oder nicht, und wenn er gar was schreibet, was wirklich abscheulich und niederträchtig war, so wurd man ihn schon beim Kopf nehmen. Aber die Wahrheit darf jetzt ein Jeder sagn, Fehler die begangen werden, und von denen kein Mensch frei ist, darf man einem Jeden, wann er auch ein Kreuzl im Knopfloch tragt, in Bart hinein sa= gen; bekannt darf ein Jeder machen, wo ihn der Schuh druckt, damits die lesen, die den Schuh ein wenig weiter machen können, damit er nimmer druckt. Ist das nicht was Köstlich's? Endlich hat der Kaiser auf Alles das noch den Gipfel darauf gesetzt, oder vielmehr die Unterlag, die Grund= feste, er hat eine Constitution bewilligt. Das Wort Constitution heißt nichts anders als ein Grundgesetz, eine Verfassung für das Land. Eine solche Verfassung macht aber nicht etwann nur Einer, wie er will, nein, bei der Verfassung einer solchen Verfassung müssen Leute von allen Ständen dabei sein, auch Mehre von Euch, meine lie= ben Landleute (versteht sich die gescheidtesten). ein Jeder muß aufrichtig sagen, was für seinen Stand das Beste wäre und alle diese Angaben werden hernach berathen, und darnach die Regierungsgesetze festgesetzt. Da wird zum Beispiel genau ausgemessen, wie viel eingenommen und ausgegeben werden darf, und wann die Minister etwas thun, was sie nicht thun sollten, so können sie zur Rechenschaft gezogen werden. Sagt mir: ist das nicht Wohlthat, daß man zum Himmel hinauf jubeln möchte, bis die Stern zum zittern anfangen? Und das waren die Wünsche, die das Volk g’habt hat, und um die es jetzt laut geschrien hat, und die hat uns unser Kaiser jetzt alle bewilligt. Er soll leben! hoch leben! lang leben! und jetzt allweil ruhig leben Wie Diejenigen, die so oben g'standen sind, gemerkt haben, daß es Ihnen auf d'Haut geht, und daß unser Volk auch einen Willen hat, und sich getraut, den Willen auszusprechen, was sie nie geglaubt haben, daß es mög= lich wäre, so haben sie ihre Bünkerln zusammen gepackt und sind abgefahren. Wir haben ihnen eine glückliche Reise gewunschen und haben nicht geschaut, was in den Bünkerln drin ist. Das, liebe Landsleute ist in Wien geschehen, das hat auch geschehen müssen, weils nicht anders gegangen wär, die Unruh war nicht zu vermeiden, da aber jetzt Alles g'schehn ist, was man gewunschen hat, so muß man auch wieder ruhig sein. Ihr lieben Leute auf dem Land habt gar nichts mehr zu thun, wir haben in Wien schon Alles auch für Euch gethan. Ihr müßt Euch nur nicht von dummen oder schlechten Leuten anplauschen lassen, und bedenken, wir wissen recht gut, daß der Bauer ein wichtiger Mensch ist, daß wir alle seinem Schweiße das liebe Brot verdanken, und daß also bei den neuern bessern Einrichtungen auch auf ihn gehöriger Bedacht genommen werden muß. Also ruhig mit Gott, unserm guten Kaiser und den braven Menschen, die jetzt so fest zusammen halten, wird Alles gut werden!
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