Zwanglose Blätter, Nr. 2, vom 21. März 1848

Aber man kann Jemanden sein Vertrauen nicht besser beweisen, als wenn man aufrichtig mit ihm redet, und so müssen auch die Gewerbsleute es nicht unterlassen, unter einander wohl zu erwägen, was Alles noththut, um ihr Geschäft zu heben, so daß es ihnen einen sichern und einen so großen Erwerb ab= wirft, daß er in richtigem Verhältniß mit der Arbeit und Mühe steht, die sie aufwenden müssen. Diese Blätter, wenn man ihnen anders dazu die nöthige Unterstützung und das erforderliche Vertrauen schenken will, werden sich es zu einer ihrer Hauptaufgaben machen, alle Wünsche des Gewerbstandes sammt ihren Gründen, nicht minder Darstellungen seines Zustandes und seines Bedürfnisses zur Spra= che zu bringen. Der Anfang zu einer glücklicheren Lage ist gemacht. Eine Schwalbe macht freilich noch keinen Sommer, aber die Schwalben sind gesellige Vögel und kommt nicht leicht Eine allein. Betrachtungen und Wünsche. 1. Das alte gute Recht hat einen vollständigen Sieg erfochten. Die Willkührherrschaft ist für immer von uns abgewandt und dieser segenreiche Zustand durch das Wort des Kaisers, durch den ausgesproche= nen Entschluß des Volkes gewährleistet. Zwei Dinge sind nothwendig, damit man den Sieg erringe: Erstens, daß man Muth und Kraft besitze; zweitens, daß man den Kampf im rechten Augenblicke auf= nehme. Beides war in den 3 März=Tagen zu Wien der Fall und die Kämpfer gehen jetzt mit Kränzen geschmückt, mit Ruhm bedeckt, geehrt und frei durch die Strassen der Kaiserstadt. Die Ueberzeugung und die Absicht, für die sie fochten, haben diese glücklichen Kämpfer jedoch nicht erfunden. Die Idee ist uralt, so alt, als das Menschengeschlecht, das anfangs frei aus der blumen= vollen Einsamkeit des Paradieses heraustrat, Thiere zähmte, sich kleidete, Hütten baute, dann Burgen, Städte, Tempel und Palläste und endlich von den Stärkeren geknechtet ward. Diese Knechtschaft abzu= schütteln und doch die Früchte der Civilisation mit der sie hereingebrochen war, für sich zu behaupten, daß war seit mehr als einem Jahrtausende die Aufgabe und der Plan der Weisesten und Edelsten aus dem Volke. Sie haben für die Verwirklichung dieses Planes, wie uns die Geschichte lehrt, in allen Reichen der Welt oft die Waffen ergriffen, aber mit wechselndem Glücke. Denn während manche Vöiker früh diese vernünftige Freiheit errangen, die sie mit Bildung, Sittlichkeit, Sicherheit und Arbeit, die ihres gebührenden Lohnes gewiß sein darf, beglückt, andern wurde das Joch, an dem sie unwillig schüttelten nur noch fester auf den Nacken geschnallt und ihre Führer verbluteten auf dem Schlachtfelde oder dem Richtplatze oder verseufzten ein trost= und hoffnungsloses Leben im finsteren Kerker, oder in der theilnamslosen Fremde. Auch die Kerker der Jetztzeit wölben sich über den Häuptern vieler solcher Unglücklichen und vielleicht seufzen auch in den Gefängnissen unseres Vaterlandes nicht wenige deren Verbrechen es lediglich war, den Absichten und Ansichten jener, die damals mit der Gewalt betraut waren, mit Wort und That aus Vaterlandsliebe entgegen gestrebt zu haben. Gewiß ist, daß nicht wenige edle Landsleute geflüchtet und verbannt in der Fremde leben, dort in schmerzlicher Ferne unter Aufopferung jeder Art daran arbeiteten, den Geist und die Erkenntniß im österreichischen Volke zu erweken, die jetzt so glänzend gesiegt haben, und sich täglich nach den wald= und rebenreichen Ufern der Donau mit der innigen Liebe zurück sehnten, die jeder Oesterreicher für sein Vaterland hat.

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