Zwanglose Blätter, Nr. 2, vom 21. März 1848

richten über die Schilderhebung der Freiheit in der Residenz ohne Aufforderung der Ortsbehörden aus sich selbst und durch sich selbst gebildet hatte. Denn alle Gutgesinnten der Stadt bezweifelten mit dem Muthe und mit der Hoffnung, die stets alle Theilnehmer einer gerechten Sache beseelen sollten keinen Augenblick, daß die Parthei der Freiheit in Wien den Sieg erkämpfen, die hemmenden Fesseln von den Händen des Volkes sowohl, als von den gütigen Händen des Herrschers mit einem eiser= nen Hammerschlage herunterschmettern wird. Aber die Betrachtung erfüllte die Gemüther mit gerech= ter Sorge, daß es nur allzuviele Menschen gebe, die aus Böswilligkeit oder Faulheit der gesetzlichen Ordnung und der Aufopferung und Arbeitsamkeit, die sie bedingt, feindselig sind. Solchen Leuten ist jede Gelegenheit im Trüben zu fischen erwünscht und sie finden leider nur zu oft eine nahmhafte Un= terstützung bei jenen, die trotz Fleiß und Aufopferung durch widrige Zeitverhältnisse in Noth gekom= men und der Welt gram geworden sind, der sie endlich einmal den Unmuth ihres gekränkten Her= zens fühlen lassen wollen. Um nun den schädlichen und möglicher Weise verheerenden Wirkungen der bösen Absicht einer= seits und unbesonnenen Ausbrüchen des Unwillens anderseits vorzubeugen, constituirte sich durch den freien Willen der Einwohnerschaft die nicht uniformirte Verstärkung des Bürgerkorps, und dadurch daß alle Einwohnerklassen der Stadt: Kaufleute, Adel, Handwerksmeister und Gesellen, Beamte in ihren Reihen sich eingefunden hatten, war für die Menge der beruhigende Beweis hergestellt, daß es hiemit nur auf den gemeinsammen Schutz der Sicherheit jeder Person und jedes Ei= genthumes in unserer Gemein schaft abgesehen ist. Mit klingendem Spiele und wehender Fahne zog die Schaar in die Stadt, voraus die Uni= formirten, darnach reihenweise die Verstärkung — Intelligenz, Arbeit und Besitz Hand in Hand, in Freud und Leid, von diesen Tage an, wohl für immer, für ein gemeinsames Interesse vereinigt. Hier schritt der Handwerker mit dem Arzte, der Handelsmann mit dem Beamten und alle trugen die Waffen für die Sicherheit des constitutionellen Staates. Die Mannschaft der Verstärkung trug weiße Bänder um den linken Arm, die Führer wei= ße Schärpen über der rechten Schulter. Weiße Kokarden sah man auf jeder Brust, in erfreulicher Mehrzahl auch das schwarzrothgoldene Band, die erinnerungsschweren stolzen und theuren Banner= farben des alten nun wieder neuvereinigten deutschen Vaterlandes. Vor dem Kreisamte überreichte die Baronin Hohenbruck, die Gemalin des hier amtirenden Kreishauptmanns, der Verstärkung eine mit grünem Kranze geschmückte Fahne von weißer Seide mit der goldenen Inschrift: Constitution. Sie sprach dazu einige herzliche Worte. Ehre und Dank Jedem der die Bedeutung der Zeit versteht und dem neuen Gange der Dinge seine Kräfte widmet. Hierauf begab sich die ganze Garde in die Stadtpfarrkirche in derer alterthümlichern weiten gothischen Schiffe sie sich unter Gewehr aufstellte und einem feierlichen Hochamte sammt Te deum beiwohnte. Einer Predigt, die vorausging, wäre, ohne deßwegen ihren religiösen Werth verkennen zu wollen, ein tieferes Eingehen auf die jüngsten Ereignisse und ihre Gründe und Folgen zu wünschen gewesen. Denn jeder von uns hebt nicht minder dankbar, als der sehr geachtete Redner seine Hände zum Lenker der Geschicke der Völker und Fürsten empor, dafür, daß seine schirmende Rechte ein Ueber= maß von Gräuel nicht zuließ und den schützenden Mantel der himmlischen Barmherzigkeit vor eines Kaisers Brust hielt, in der ein Herz schlägt, so gut und liebevoll als irgend eines auf dieser grü=

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