- 38 - auch an der gegen Nordwest gekehrten Aussenseite des Kirchleins ein aus Stein gehauener Menschenkopf (halb erhabene Arbeit) an der Mauer angebracht, von welchein allerlei Sagen sich erhalten haben. ■ Vom Kalvarlenberge und der in der Nähe gelegenen Villa PantschulitscliefF geniesst man eine wunderherrliche Aussicht. Eine Besonderheit für Traunkirchen ist die Abhaltung der Frohnleiclinains-Procession. In einer bedeutenden Anzahl grösserer und kleinerer Schüfe, welche bekränzt und festlich ge schmückt sind, voran ein grosses Schiff mit einem Zelte, worin die Geistlichkeit und die kirchliche Musik, bewegt sich die Procession unter lautem Gebet an drei Punkte des Sees, wo dann drei Evangelien gelesen werden, während die letzte Station am Haupt platze des Dorfes ist. Es ist ein äusserst frappantes, wohl nur an wenigen Orten des fiirstl. Landes heimisches Ilild, das sich dem etwas entfernteren, wo möglich auf einer Anhöhe postirten Be schauer bietet. Das Krachen der zahlreichen und kräftigen Pöllerschiisse mit dem herrlichen, donnerähnlicheu Echo, welches alle Berge zurückwerfen, gibt dieser Eeier eine eigenthümliche "Weihe. Wie beinahe jeder See seine Leander-Sagen hervorrief, so ist dies auch beim Traunsee der Fall. Nach den wohlbegründeten Ansichten des talentvollen und kenntnissreichen Jos. Th. Fischer, weiland Schullehrer in Traunkirchen*) scheint es erwiesen, dass im Nonnenkloster daselbst ein Eitterfräulein(wahrscheinlich während eines Fehdezuges des greisen verwitweten Vaters) bei der Aebtissin, einer nahen Vorwandten, verwahrt wurde. Ein junger Eittersmann, Namens Herzheimer, der schon vordem des Fräuleins Gegenliebe errungen, soll von der Karbach weg, wo eine Burg gestanden, zum Nonnenkloster, das sein Theuerstes umschloss, geschwommen sein. Aus dem Fenster des Fräuleins flimmerte ihm gemäss der ge troffenen Verabredung ein Lichtlein entgegen, als Wegweiser über die geheimnissvollen schwarzen Tiefen des heimtückischen Wassers. In einer stürmischen Nacht verlosch das freundliche Lichtzeichen der Liebe, und der kühne Schwimmer erlag dem Kampfe mit den Wogen, die grausam genug seinen Leichnam unfern des Klosters an den Strand warfen. Die Harrende soll — eine Beute der Ver zweiflung — durch einen Sprung vom Söller mit dem Geliebten im Tode sich vereint haben. Die Stelle, wo die Leichname ge funden wurden, heisst noch heute jAntlos-Orta **j und das Pelsstück der Jungfernsprung. Auf der Strasse gegen Ebensee zweigt, bei der Siegesbachmühle der Weg auf den Sonnstein ah, dessen Gipfel in zwei Stunden zu erreichen ist und den Touiisten mit einer herrlichen Auasicht über den senkrecht unter ihm liegenden See mit dem Pelsencap *) »Albuin aus Oesterreich ob ilerEnn.s". Linz, 1843. Antlo.s = entseelt. *4^
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