Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 10

Eteyrer Wochenblatt Seite 3 Neben der Förderung des Massensportes wird auch der Leistungssport betrieben. Wir wissen, daß ein Volk nur dann seinen Aufstieg macht, wenn es körperlich, geistig und kulturell geschult wird. Durch die Trennung der Stadt Steyr kann leider der Sportbetrieb nicht so ausgenommen werden, wie wir es vielleicht wünschten, da doch sämtliche Sportanlagen im Westteil der Stadt liegen. Jedoch dies soll kein Hindernis sein, nicht alle Möglichkeiten zu erschöpfen, die zur Gründung des österr. Turn- und Sportvereines erforderlich sind. Wir haben bereits vor einer Woche mit dem Bau eines provisorischen Sportplatzes begonnen und zwar neben dem Lager 5 im Münichholz. Es wird ein Spielfeld mit Leichtathletik-Anlagen geschaffen, die in allernächster Zeit fertig werden und dann wird der Fußball- und Leichtathletikbetrieb mit Schwung aufgenommen. Bei der Gelegenheit wollen wir alle Sportler aufrufen, sich an dem Bau des Sportplatzes zu beteiligen. Anmeldung in den österr. Turn- und Sportverein Steyr nimmt unsere Geschäftsstelle in der Bahnhofstraße 8, entgegen. — 8sx — I------ LokaSnaeHrtsyten--------> Unhaltbare Zustände In den letzten Monaten haben die Münichholzer berechtigten Grund über die Kehrrichtabfuhr Beschwerde zu führen. Nicht allein, daß der städtische Abladeplatz sich viel zu nahe bei den Wohnungen befindet, leeren auch noch viele Münichholzer ihre Abfalleimer vor die Häuser, in die Höfe und an den Waldrand. So befindet sich beispielsweise im Matteottihof, kaum 50 m von den Wohnhäusern, ein Kehrichtabladeplatz, der in der jetzigen heißen Jahreszeit einen furchtbaren Gestank verbreitet und eine Qual für die dortigen Bewohner ist. Dies ist nicht nur unstatthaft, sondern auch sehr gesundheitsschädlich. Abgesehen davon, daß dies das Stadtbild schwer verschandelt, wird die Fliegenplage zu einer Katastrophe. Diese Abfallplätze bilden für ganz Münichholz eine Gefahr, denn wie leicht können Krankheiten ausbrechen, die bei dem heutigen Stand unserer Ernährung einen guten Nährboden finden. Es wäre wirklich am Platze, wenn die Münichholzer mehr Rücksicht auf ihre Mitbewohner nehmen würden und die Stadtverwaltung ihren Abladeplatz weiter außerhalb des Stadtgebietes verlegte. Für diesen Zweck wäre in der Au, bei der Enns, genügend Platz vorhanden. —sa— Unsere Kindergärten in Steyr-Ost! Die ersten zwei Kindergärten in unserer Gemeinde wurden am 23. 7. durch den Bürgermeister Kahlig, im Beisein der Gemeinderätin Blöderer und der Beauftragten für Kindergartenwesen Frau Kramlinger eröffnet. In der kurzen Zeitspanne von vier Wochen haben unsere Kleinen unter der treuen Obhut der geprüften Kindergärtnerinnen Frl. Urbanek Sophie, Frl. Stockinger Herta in Münichholz und Frl. Förster Änna auf der Enns- leite schon mancherlei im frohen Spiel gelernt. Die freudestrahlenden Kinderaugen sprechen deutlich dafür, daß fich die Buben und Mädchen wohl und glücklich fühlen. In den großen, Hellen und sauberen Räumen wird ihrer Bewegungsfreiheit kein Abbruch getan. Täglich zur festgefetzten Zeit nehmen die Kinder ihr Jausenbrot ein und es ist erstaunlich, wie kameradschaftlich und ordnungsliebend fich dabei unsere Kleinchen benehmen. Im Gymnastiksaal regen und dehnen die Kinder ihre Glieder, also keine Angst, „Stubenhocker" werden nicht erzogen. Spaziergänge werden unternommen, Tiere, Blumen, Gräser, Bäume, Steine und Gewässer geben dabei Anregung, in der Kinderseele die Liebe zur Natur wachzurufen. Nach solchen Ausflügen oder nach Tisch ruhen unsere Kleinen behaglich auf ihren Liegestühlchen, nicht feiten macht dann das eine oder das Andere ein Nickerchen. In harmonischer Zusammenarbeit zwischen Leiterin und Hilfskindergärtnerinnen wird den Kindern täglich ein Garten der Kindheit geboten, in dem sie in ihrer Welt ungestört leben dürfen. Unsere lieben Tanten erkennen die kleinen Sehnsüchte und Wünsche ihrer Zöglinge und stillen sie, soweit es in ihrer Macht steht. Frohe freie und geistig rege Menschenkinder wollen sie künftig den Lehrern übergeben. Unsere Kindergärten unterstehen dem Gemeindewesen, von dem sie tatkräftige Hilfe und Unterstützung in allen Fragen und Nöten erhalten. Tätigkeit -es Arbeitsamtes Steyr-Ost. Als wir im Mai 1945 vom Bürgermeister der Stadt Steyr-Ost mit der Errichtung eines Arbeitsamtes betraut wurden, hatten wir mit Schwierigkeiten gerechnet, da uns nur geringe Mittel zur Verfügung standen. Durch die Angliederung an Nieder- österreich vermehrten sich noch dieselben. Der Amtsleiter erhielt den Auftrag, das Amt nach den Bestimmungen des Staatsamtes für foziale Verwaltung einzurichten. Die hiezu nötigen Unterlagen für die Einteilung der verschiedenen Berufsgruppen usw. fehlten. Dies hedeutete natürlich eine unvorhergesehene Mehrarbeit. Durch den Ernteeinsatz wurde dies alles noch erschwert. Nach knapp zwei Monaten wurden durch den Einsatz aller Kräfte des Amtes diese Schwierigkeiten behoben und ist das Amt heute allen Anforderungen gewachsen. Wenn wir manche Arbeitsgeber nicht ganz befriedigen können, so muß man berücksichtigen, daß uns viele Facharbeiter noch fehlen, die in der Gefangenschaft sind oder auf den Ueber- gang warten, bis die Brücke wieder passierbar ist. Zur Erntehilfe wurden 900 Männer und Frauen vermittelt. Für das Gewerbe der Steyr-Werke 1200 Personen. Bei den Bauern wurden mehr Personen eingesetzt, da die meisten von ihnen aus der Industrie stammen und folgedeffen nur Hilfskräfte für den Bauern fein können. Die schwierige Lage, in der sich die Arbeiterschaft befindet, bedingt durch die Ernährungslage, Beschaffung des Brennmaterials für den kommenden Winter, dies alles sind Dinge, die unsere Arbeit sehr behindert haben. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Bevölkerung oft nicht das nötige Verständnis hat für die Maßnahmen, die wir, um der Zeit gerecht zu werden, manchmal anwenden müssen. Die Nazi haben es so gehalten, daß sie selbst nichts taten und andere zur Arbeit antrieben. Wir schaffen jetzt für uns alle und was wir leisten, kommt uns selber und unserem geliebten Oesterreich zugute. Darum Bevölkerung von Steyr, hilf mit, wo Du kannst, denn je früher wir die Schwierigkeiten überwinden, denen wir heute allerorts begegnen, umfo früher haben wir wieder ein lebenswertes Dasein.

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