Seite L Sichrer Wochenblatt Die Lebensmittellage in Europa! Aus London 'wird berichtet: Das Problem der Lebensmittelversorgung der deutschen Bevölkerung ist äußerst schwierig. Das in Berlin geschlossene Kompromiß bedeutet noch nicht, daß sofort bedeutende Lebensmittelmengen der Hauptstadt zur Verfügung stehen werden. Im befreiten Prag hungern die Bewohner vielfach. Fleisch ist nur für eine schwache Mahlzeit in der Woche vorhanden, sonst lebt die Bevölkerung ausschließlich von geringen Mengen Kartoffeln und schwarzem Brotmehl. Prag braucht jedoch nicht nur Lebensmittel, sondern insbesondere Arzneimittel, Textilien und Maschinen. Die Transportbedingungen sind besonders schlecht. Die polnische Bevölkerung hungert. Viele Leute verkaufen ihre Kleider, um sich damit auf irgend eine Weise Lebensmittel zu verschaffen. Der Hauptgrund dieser Schwierigkeiten liegt in dem Fehlen der Transportmittel. Für die heurige Ernte fehlen landwirtschaftliche Maschinen. Auslandsmel-ungeu. Konferenz der Linksparteien in Frankreich. London: Das Sekretariat der Sozialistischen Partei inParis gibt bekannt, daß die Partei die Kommunisten, Radikalen, Republikanische Föderation und andere Parteien des linken Flügels zu einer gemeinsamen Konferenz eingeladen hat. Ziel der Konferenz ist die Beratung und Stellungnahme zu den Vorbereitungsarbeiten zur Schaffung einer neuen konstituierenden Nationalversammlung. Bodenreform in Sachfeu. Nach einer Meldung aus Moskau werden die großen Rittergutsbesitzungen in Sachsen zur Be- wirischaftung durch Kleinbauern aufgeteilt werden. ' Aus Spanien. London: General Franco wird heute eine Ansprache an die Falange halten. Man nimmt an, daß er die Falange auflösen wird. Verfolgung der Kriegsverbrecher in ganz Europa. London: In Paris gibt es ein Büro, das die Aufgabe hat, Kriegsverbrecher aufzuspüren und sie einem Kriegsgericht zu überstellen. Dieses Büro hat schon gute Arbeit geleistet. London: Aus Frankfurt am Main wird gemeldet: Im Bereich der Besatzungsbehörde sind bisher 70.000 Nazi in Haft. Es können jedoch nicht alle Nazi verhaftet werden, zumindest aber alle diejenigen, die eine höhere Stellung bekleidet haben. Die anderen werden streng im Auge behalten werden. Der Siegesmarsch -er Roten Armee Am 19. Juli hielt Major Botavsky der Roten Armee im Kaufhaus Kraus u. Schober in Münichholz einen Vortrag über den Kampf und Sieg der Roten Armee gegen Hitler und seine Verbündeten. Er schilderte, wie Hitler-Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion heimtückisch und unvorbereitet überftel. 170 deutsche Divisionen waren es, welche die Sowjetunion angriffen. Die Rote Armee mußte infolge der fehlenden schweren Waffen bis Leningrad und Moskau zurückgehen. Die ersten vier Monate des Krieges kosteten der Hitler- Armee 4,000.000, der Roten Armee 1,700.000 Mann. Der Rat der Volkskommissare erklärte auf seiner Tagung am 23. Februar 1942, daß die Rote Armee den Sieg erringen werde auf Grund der gerechten Sache, für die sie kämpft. Im Frühjahr 1943 begann der Vormarsch der Roten Armee an allen Fronten in 1500 Kilometer Breite. Stalingrad war der Anfang dieses Vormarsches und das Ende des Hitler-Regimes, das wir alle im Mai 1945 erlebt haben. 240.000 Tote und 120.000 Gefangene famt dem General Paulus kostete der deutschen Führung diese erste und entscheidende Niederlage. Das Jahr 1943 führte die Rote Armee von Kursk, der Wolga, dem Kaukafusgebirge bis zum Dnjepr. 1944 führte der Siegeslauf die Rote Armee vom Dnjepr bis zum Dnjestr, Weichsel, Kischinew, Jassy und dem Moldaugebiet. Damit waren Rumänien und Bulgarien frei. Auch das Baltikum, Reval bis Riga fowie Finnland wurden besetzt. Die ungarische Grenze wurde überschritten und die tschechische erreicht. Das Jahr 1944 war die Befreiung der Sowjetunion vom Feinde. Die Winteroffensive führte die Rote Armee von Warfchau bis an die Oder, von Sandomir nach dem deutschen Schlesien, von Süden bis in das Gebiet des Plattensees in Ungarn. Am 13. Februar 1945 wurde Budapest besetzt und am 25. April vereinigten sich die Sowjetarmeen an der Elbe mit den angloamerikanischen Truppen. Berlin wurde am 2. Mai 1945 genommen und damit war Hitler-Deutschland vernichtend geschlagen. Die siegreiche Rote Armee hatte ihren heroischen Kampf beendet. Nur im Bewußtsein für eine gerechte Sache und für den wirklichen Bölkerfrieden, ließ die Rote Armee und die Sowjetvölker diese ungeheuren Opfer und Lasten tragen. Wir Oesterreicher sind deshalb der Sowjetunion zu großem Danke verpflichtet. Wir müssen alles daransetzen, um wieder ein gleichberechtigtes Volk unter den Nationen Europas zu werden. Major Botavsky war Arbeiter, hat Geschichte studiert und ist im Zivilberuf Professor für Geschichte. Er trat 1941 in die Rote Armee ein und hat in vier Jahren den Majorsrang erreicht. —käAufruf an alle Sportler von Steyr! Nach jahrelanger Unterdrückung im Turn- und Sportbetrieb während der Faschisten - Herrschaft in Oesterreich, sind auch wir Sportler wieder zu einem freien Turn- und Sportbetrieb angetreten. Speziell unsere Jugend, die in den letzten Jahren vom freien Sport nichts gehört und gesehen, die ja nur zur vormilitärischen Ausbildung herangezogen wurde, wird die Neugründung ganz besonders begrüßen. Von einer sogenannten körperlichen Ertüchtigung wie sie eben die „vormilitärische Ausbildung" geboten hat, werden wir in unserem neuen demokratischen Oesterreich Abstand nehmen. Der in den letzten Tagen in Steyr gegründete „Oesterreichische Turn-und Sportverein" erfaßt sämtliche Sparten und fördert daher die Einigkeit unserer Sportler. Jedem einzelnen Mitglied des österr. Turn- und Sportvereines Steyr ist die Möglichkeit gegeben, sämtliche Sparten wie Turnen, Leichtathletik, Paddeln, Fußball, Handball, Schiläufen usw. zu betreiben, den wir wollen in Zukunft uns nicht einseitig betätigen, sondern ein richtiger Sportler ist Sommer und Winter im Training.
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