Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 10

Steyrer Wochenblatt Organ der antifaschistischen Bevölkerung v n Steyr und Umgebu g, rechts der Enns I Erscheint wöchentlich zweimal Donnerstag uns Samstag I Blatt 10 Juli 1945 Die Demarkationslinie und Oesterreichs Unabhängigkeit. Die Tatsache, daß unser Land Oesterreich heute in zwei Gebiete geteilt ist und die Demarkationslinie das Leben zerschneidet, bildet immer wieder Anlaß zur Diskussion und Vermutungen. Diese Demarkationslinie hat uns schon vor schwere Probleme gestellt, die gemeistert werden mußten. Sie griff auch tief in das Privatleben des Einzelnen ein. Der Eine hat Verwandte drüben, seine Mutter, der Andere sein Geschäft. Viele wissen schon seit Monaten nichts mehr von ihren Angehörigen, die sich seit der Zeit des Zusammenbruchs auf der anderen Seite befinden, oft nur wenige Kilometer weit. Viele Menschen warten verzweifelt auf eine Möglichkeit des Austausches, um in ihre Heimat, in ihre österreichische Heimat zurückzukehren, die ebenfalls oft nur wenige Kilometer entfernt liegt. Das Gefühl der Zerissenheit macht sich immer wieder bemerkbar und wo man hinhört, bekommt man die Frage gestellt: Wann wird die Brücke geöffnet? Oft schalten sich dann die Alleswisser, mit ihren guten „Verbindungen" und die es aus „sicherer Quelle" erfahren haben wollen, oder die bewußten Gerüchtemacher ein, die nichts anderes zu tun haben, als systematisch falsche Gerüchte zu fabrizieren und Verwirrung zu schaffen. Seit Bestehen der Demarkationslinie wurde hüben und drüben schon soviel erzählt, daß man ein ganzes Buch darüber schreiben könnte. Um natürlich die Voraussagen gewissermaßen „amtlich" zu geben, wurde auch immer gleich der genaue Zeitpunkt, wann die Brücke geöffnet wird, ein andermal, wann die Russen abziehen oder die Amerikaner samt und sonders nach Japan verfrachtet werden oder die Engländer unser ganzes Gebiet besetzen werden. Selten, sehr selten hört man die Frage auftauchen, wann denn Oesterreich frei wird, wann es feine in der Moskauer Deklaration erklärte Unabhängigkeit bekommen wird. Damit kommen wir einer Frage näher, die für uns Oesterreicher von größter Wichtigkeit ist. Die traurige Tatsache, daß uns mehr die Frage bewegt, welche Besatzungstruppe bleiben soll und welche abziehen wird, zeigt richtig, wie sehr wir uns schon durch sieben Jahre Fremdherrschaft durch die faschistischen Eroberer daran gewöhnt haben, uns Oesterreicher als Kolonialvolk zu betrachten, wie sehr die von den nazistischen Landesverrätern eingeimpfte Meinung herrscht, daß wir als Volk zu schwach sind, um selbständig leben und existieren zu können. Es gibt eine sichtbare und unsichtbare Demarkationslinie. Die Zerrissenheit unseres Landes ist eine Folge der geistigen Demarkationslinie, die unser Volk trennte und schwach machte, um dem Anstürmen der braunen Banditen erfolgreich zu wiederstehen. Das Wüten der Gestapo-Bestien, die die Mahner und Rufer zur kämpferischen Einheit, mm Widerstand gegen die Okkupanten verfolgte, die Nazi- Propagandisten, die systematisch die Gehirne unserer Menschen einnebelten und ihnen ihr Selbstbewußtsein raubten, unsere Geschichte verfälschten, taten ihr übriges, um uns Oesterreicher geistig zu entmündigen. Die Kraft der Vereinten Nationen führte uns heraus aus diesem Zustand und wir machen heute wieder die ersten Gehversuche zur Wiedererringung der nationalen Selbständigkeit und Freiheit. Die demokratischen Parteien, voran die Kommunistische Partei, sind aus ihrer Illegalität getreten und rufen das Volk auf, mitzuarbeiten und mitzukämpfen, für die Unabhängigkeit, für die Freiheit. Aber nur langsam kommt die Volksmasfe in Bewegung. Speziell bei uns in Steyr scheinen sich die Menschen nur zu langsam von dem Rauschzustand des nazistischen Giftes erholen zu können. Die Menschen stehen am Ufer der Enns, blicken sehnsüchtig hinüber und warten, warten bis irgendwoher Rettung kommt. Die Aktivisten der Kommunistischen Partei, das sei eindeutig festgehalten, sie arbeiten seit dem Zusammenbruch unermüdlich für den Wiederaufbau. Erfreulicherweise hat sich die Sozialistische Partei organisiert und sind schon die ersten Schritte zur Zusammenarbeit getan. Aber was nützen Parteien und Organisationen, wenn sich die wenigen Unermüdlichen aufarbeiten und die breite Masse immer noch tatenlos beiseite steht. Auf was warten wir denn? Oder haben sie Angst, wie das manchmal zum Ausdruck kommt, daß der Nazismus wieder zur Macht kommen könnte und dann das Spiel von Schuld und Sühne von vorn beginnt? Wir sind nicht so vermessen wie Goebbels und seine Trabanten, die sich in die Brust warfen und vom tausendjährigem Reich faselten. Aber wir wissen eines und die Geschichte hat dies bewiesen, daß nur die Demokratie, wenn sie auch von Rückschlägen unterbrochen wird, den Fortbestand der Menschheit und den Fortschritt garantieren kann. In der Demokratie allein ist allen Menschen, die sozial denken, die Möglichkeit gegeben, ihre Krast und ihr Können zu zeigen. Schon allein durch die Tatsache, daß wir heute drei demokratische Parteien haben, ist die Möglichkeit gegeben, daß jeder, der sich mit unserem österreichischen Volke verbunden fühlt, auch mitarbeiten kann, zu seinem Wiederaufstieg. Die vrer Großmächte beraten gegenwärtig, in Berlin und auch die Frage der Unabhängigkeit Oesterreichs wird dort geklärt werden. Somit können wir rechnen, daß vielleicht schon in wenigen Tagen die Brücke geöffnet und die Demarkationslinie aufgehoben wird. Damit fallen die Schwierigkeiten der Verwaltung und die persönliche Beengtheit weg. Oesterreich wird von den vier Großmächten gemeinsam im Wiederaufbau überwacht und nach den Erklärungen dieser, unterstützt werden. Wir brauchen diese Hilfe, aber sie ist wirkungslos, wenn wir uns nicht selbst helfen. Die Aufhebung der Demarkationslinie würde uns um keinen Schritt vorwärts bringen, wenn wir es nicht verstehen, zugleich alles Trennende zu beseitigen und alle Kraft zum Wiederaufbau einzusetzen.

Seite L Sichrer Wochenblatt Die Lebensmittellage in Europa! Aus London 'wird berichtet: Das Problem der Lebensmittelversorgung der deutschen Bevölkerung ist äußerst schwierig. Das in Berlin geschlossene Kompromiß bedeutet noch nicht, daß sofort bedeutende Lebensmittelmengen der Hauptstadt zur Verfügung stehen werden. Im befreiten Prag hungern die Bewohner vielfach. Fleisch ist nur für eine schwache Mahlzeit in der Woche vorhanden, sonst lebt die Bevölkerung ausschließlich von geringen Mengen Kartoffeln und schwarzem Brotmehl. Prag braucht jedoch nicht nur Lebensmittel, sondern insbesondere Arzneimittel, Textilien und Maschinen. Die Transportbedingungen sind besonders schlecht. Die polnische Bevölkerung hungert. Viele Leute verkaufen ihre Kleider, um sich damit auf irgend eine Weise Lebensmittel zu verschaffen. Der Hauptgrund dieser Schwierigkeiten liegt in dem Fehlen der Transportmittel. Für die heurige Ernte fehlen landwirtschaftliche Maschinen. Auslandsmel-ungeu. Konferenz der Linksparteien in Frankreich. London: Das Sekretariat der Sozialistischen Partei inParis gibt bekannt, daß die Partei die Kommunisten, Radikalen, Republikanische Föderation und andere Parteien des linken Flügels zu einer gemeinsamen Konferenz eingeladen hat. Ziel der Konferenz ist die Beratung und Stellungnahme zu den Vorbereitungsarbeiten zur Schaffung einer neuen konstituierenden Nationalversammlung. Bodenreform in Sachfeu. Nach einer Meldung aus Moskau werden die großen Rittergutsbesitzungen in Sachsen zur Be- wirischaftung durch Kleinbauern aufgeteilt werden. ' Aus Spanien. London: General Franco wird heute eine Ansprache an die Falange halten. Man nimmt an, daß er die Falange auflösen wird. Verfolgung der Kriegsverbrecher in ganz Europa. London: In Paris gibt es ein Büro, das die Aufgabe hat, Kriegsverbrecher aufzuspüren und sie einem Kriegsgericht zu überstellen. Dieses Büro hat schon gute Arbeit geleistet. London: Aus Frankfurt am Main wird gemeldet: Im Bereich der Besatzungsbehörde sind bisher 70.000 Nazi in Haft. Es können jedoch nicht alle Nazi verhaftet werden, zumindest aber alle diejenigen, die eine höhere Stellung bekleidet haben. Die anderen werden streng im Auge behalten werden. Der Siegesmarsch -er Roten Armee Am 19. Juli hielt Major Botavsky der Roten Armee im Kaufhaus Kraus u. Schober in Münichholz einen Vortrag über den Kampf und Sieg der Roten Armee gegen Hitler und seine Verbündeten. Er schilderte, wie Hitler-Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion heimtückisch und unvorbereitet überftel. 170 deutsche Divisionen waren es, welche die Sowjetunion angriffen. Die Rote Armee mußte infolge der fehlenden schweren Waffen bis Leningrad und Moskau zurückgehen. Die ersten vier Monate des Krieges kosteten der Hitler- Armee 4,000.000, der Roten Armee 1,700.000 Mann. Der Rat der Volkskommissare erklärte auf seiner Tagung am 23. Februar 1942, daß die Rote Armee den Sieg erringen werde auf Grund der gerechten Sache, für die sie kämpft. Im Frühjahr 1943 begann der Vormarsch der Roten Armee an allen Fronten in 1500 Kilometer Breite. Stalingrad war der Anfang dieses Vormarsches und das Ende des Hitler-Regimes, das wir alle im Mai 1945 erlebt haben. 240.000 Tote und 120.000 Gefangene famt dem General Paulus kostete der deutschen Führung diese erste und entscheidende Niederlage. Das Jahr 1943 führte die Rote Armee von Kursk, der Wolga, dem Kaukafusgebirge bis zum Dnjepr. 1944 führte der Siegeslauf die Rote Armee vom Dnjepr bis zum Dnjestr, Weichsel, Kischinew, Jassy und dem Moldaugebiet. Damit waren Rumänien und Bulgarien frei. Auch das Baltikum, Reval bis Riga fowie Finnland wurden besetzt. Die ungarische Grenze wurde überschritten und die tschechische erreicht. Das Jahr 1944 war die Befreiung der Sowjetunion vom Feinde. Die Winteroffensive führte die Rote Armee von Warfchau bis an die Oder, von Sandomir nach dem deutschen Schlesien, von Süden bis in das Gebiet des Plattensees in Ungarn. Am 13. Februar 1945 wurde Budapest besetzt und am 25. April vereinigten sich die Sowjetarmeen an der Elbe mit den angloamerikanischen Truppen. Berlin wurde am 2. Mai 1945 genommen und damit war Hitler-Deutschland vernichtend geschlagen. Die siegreiche Rote Armee hatte ihren heroischen Kampf beendet. Nur im Bewußtsein für eine gerechte Sache und für den wirklichen Bölkerfrieden, ließ die Rote Armee und die Sowjetvölker diese ungeheuren Opfer und Lasten tragen. Wir Oesterreicher sind deshalb der Sowjetunion zu großem Danke verpflichtet. Wir müssen alles daransetzen, um wieder ein gleichberechtigtes Volk unter den Nationen Europas zu werden. Major Botavsky war Arbeiter, hat Geschichte studiert und ist im Zivilberuf Professor für Geschichte. Er trat 1941 in die Rote Armee ein und hat in vier Jahren den Majorsrang erreicht. —käAufruf an alle Sportler von Steyr! Nach jahrelanger Unterdrückung im Turn- und Sportbetrieb während der Faschisten - Herrschaft in Oesterreich, sind auch wir Sportler wieder zu einem freien Turn- und Sportbetrieb angetreten. Speziell unsere Jugend, die in den letzten Jahren vom freien Sport nichts gehört und gesehen, die ja nur zur vormilitärischen Ausbildung herangezogen wurde, wird die Neugründung ganz besonders begrüßen. Von einer sogenannten körperlichen Ertüchtigung wie sie eben die „vormilitärische Ausbildung" geboten hat, werden wir in unserem neuen demokratischen Oesterreich Abstand nehmen. Der in den letzten Tagen in Steyr gegründete „Oesterreichische Turn-und Sportverein" erfaßt sämtliche Sparten und fördert daher die Einigkeit unserer Sportler. Jedem einzelnen Mitglied des österr. Turn- und Sportvereines Steyr ist die Möglichkeit gegeben, sämtliche Sparten wie Turnen, Leichtathletik, Paddeln, Fußball, Handball, Schiläufen usw. zu betreiben, den wir wollen in Zukunft uns nicht einseitig betätigen, sondern ein richtiger Sportler ist Sommer und Winter im Training.

Eteyrer Wochenblatt Seite 3 Neben der Förderung des Massensportes wird auch der Leistungssport betrieben. Wir wissen, daß ein Volk nur dann seinen Aufstieg macht, wenn es körperlich, geistig und kulturell geschult wird. Durch die Trennung der Stadt Steyr kann leider der Sportbetrieb nicht so ausgenommen werden, wie wir es vielleicht wünschten, da doch sämtliche Sportanlagen im Westteil der Stadt liegen. Jedoch dies soll kein Hindernis sein, nicht alle Möglichkeiten zu erschöpfen, die zur Gründung des österr. Turn- und Sportvereines erforderlich sind. Wir haben bereits vor einer Woche mit dem Bau eines provisorischen Sportplatzes begonnen und zwar neben dem Lager 5 im Münichholz. Es wird ein Spielfeld mit Leichtathletik-Anlagen geschaffen, die in allernächster Zeit fertig werden und dann wird der Fußball- und Leichtathletikbetrieb mit Schwung aufgenommen. Bei der Gelegenheit wollen wir alle Sportler aufrufen, sich an dem Bau des Sportplatzes zu beteiligen. Anmeldung in den österr. Turn- und Sportverein Steyr nimmt unsere Geschäftsstelle in der Bahnhofstraße 8, entgegen. — 8sx — I------ LokaSnaeHrtsyten--------> Unhaltbare Zustände In den letzten Monaten haben die Münichholzer berechtigten Grund über die Kehrrichtabfuhr Beschwerde zu führen. Nicht allein, daß der städtische Abladeplatz sich viel zu nahe bei den Wohnungen befindet, leeren auch noch viele Münichholzer ihre Abfalleimer vor die Häuser, in die Höfe und an den Waldrand. So befindet sich beispielsweise im Matteottihof, kaum 50 m von den Wohnhäusern, ein Kehrichtabladeplatz, der in der jetzigen heißen Jahreszeit einen furchtbaren Gestank verbreitet und eine Qual für die dortigen Bewohner ist. Dies ist nicht nur unstatthaft, sondern auch sehr gesundheitsschädlich. Abgesehen davon, daß dies das Stadtbild schwer verschandelt, wird die Fliegenplage zu einer Katastrophe. Diese Abfallplätze bilden für ganz Münichholz eine Gefahr, denn wie leicht können Krankheiten ausbrechen, die bei dem heutigen Stand unserer Ernährung einen guten Nährboden finden. Es wäre wirklich am Platze, wenn die Münichholzer mehr Rücksicht auf ihre Mitbewohner nehmen würden und die Stadtverwaltung ihren Abladeplatz weiter außerhalb des Stadtgebietes verlegte. Für diesen Zweck wäre in der Au, bei der Enns, genügend Platz vorhanden. —sa— Unsere Kindergärten in Steyr-Ost! Die ersten zwei Kindergärten in unserer Gemeinde wurden am 23. 7. durch den Bürgermeister Kahlig, im Beisein der Gemeinderätin Blöderer und der Beauftragten für Kindergartenwesen Frau Kramlinger eröffnet. In der kurzen Zeitspanne von vier Wochen haben unsere Kleinen unter der treuen Obhut der geprüften Kindergärtnerinnen Frl. Urbanek Sophie, Frl. Stockinger Herta in Münichholz und Frl. Förster Änna auf der Enns- leite schon mancherlei im frohen Spiel gelernt. Die freudestrahlenden Kinderaugen sprechen deutlich dafür, daß fich die Buben und Mädchen wohl und glücklich fühlen. In den großen, Hellen und sauberen Räumen wird ihrer Bewegungsfreiheit kein Abbruch getan. Täglich zur festgefetzten Zeit nehmen die Kinder ihr Jausenbrot ein und es ist erstaunlich, wie kameradschaftlich und ordnungsliebend fich dabei unsere Kleinchen benehmen. Im Gymnastiksaal regen und dehnen die Kinder ihre Glieder, also keine Angst, „Stubenhocker" werden nicht erzogen. Spaziergänge werden unternommen, Tiere, Blumen, Gräser, Bäume, Steine und Gewässer geben dabei Anregung, in der Kinderseele die Liebe zur Natur wachzurufen. Nach solchen Ausflügen oder nach Tisch ruhen unsere Kleinen behaglich auf ihren Liegestühlchen, nicht feiten macht dann das eine oder das Andere ein Nickerchen. In harmonischer Zusammenarbeit zwischen Leiterin und Hilfskindergärtnerinnen wird den Kindern täglich ein Garten der Kindheit geboten, in dem sie in ihrer Welt ungestört leben dürfen. Unsere lieben Tanten erkennen die kleinen Sehnsüchte und Wünsche ihrer Zöglinge und stillen sie, soweit es in ihrer Macht steht. Frohe freie und geistig rege Menschenkinder wollen sie künftig den Lehrern übergeben. Unsere Kindergärten unterstehen dem Gemeindewesen, von dem sie tatkräftige Hilfe und Unterstützung in allen Fragen und Nöten erhalten. Tätigkeit -es Arbeitsamtes Steyr-Ost. Als wir im Mai 1945 vom Bürgermeister der Stadt Steyr-Ost mit der Errichtung eines Arbeitsamtes betraut wurden, hatten wir mit Schwierigkeiten gerechnet, da uns nur geringe Mittel zur Verfügung standen. Durch die Angliederung an Nieder- österreich vermehrten sich noch dieselben. Der Amtsleiter erhielt den Auftrag, das Amt nach den Bestimmungen des Staatsamtes für foziale Verwaltung einzurichten. Die hiezu nötigen Unterlagen für die Einteilung der verschiedenen Berufsgruppen usw. fehlten. Dies hedeutete natürlich eine unvorhergesehene Mehrarbeit. Durch den Ernteeinsatz wurde dies alles noch erschwert. Nach knapp zwei Monaten wurden durch den Einsatz aller Kräfte des Amtes diese Schwierigkeiten behoben und ist das Amt heute allen Anforderungen gewachsen. Wenn wir manche Arbeitsgeber nicht ganz befriedigen können, so muß man berücksichtigen, daß uns viele Facharbeiter noch fehlen, die in der Gefangenschaft sind oder auf den Ueber- gang warten, bis die Brücke wieder passierbar ist. Zur Erntehilfe wurden 900 Männer und Frauen vermittelt. Für das Gewerbe der Steyr-Werke 1200 Personen. Bei den Bauern wurden mehr Personen eingesetzt, da die meisten von ihnen aus der Industrie stammen und folgedeffen nur Hilfskräfte für den Bauern fein können. Die schwierige Lage, in der sich die Arbeiterschaft befindet, bedingt durch die Ernährungslage, Beschaffung des Brennmaterials für den kommenden Winter, dies alles sind Dinge, die unsere Arbeit sehr behindert haben. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Bevölkerung oft nicht das nötige Verständnis hat für die Maßnahmen, die wir, um der Zeit gerecht zu werden, manchmal anwenden müssen. Die Nazi haben es so gehalten, daß sie selbst nichts taten und andere zur Arbeit antrieben. Wir schaffen jetzt für uns alle und was wir leisten, kommt uns selber und unserem geliebten Oesterreich zugute. Darum Bevölkerung von Steyr, hilf mit, wo Du kannst, denn je früher wir die Schwierigkeiten überwinden, denen wir heute allerorts begegnen, umfo früher haben wir wieder ein lebenswertes Dasein.

Seite 4 Steyrer Wochenblatt Arbeitsbeschaffung. Die Arbeitsbeschaffung in Steyr dürfte eines der schwersten Kapitel der Gegenwart sein. Steyr wurde unter dem Nazi-Regime zu einer Zentralstelle der Rüstungsindustrie aufgepumpt, die heute vollkommen sinn- und zwecklos geworden ist. Die Umstellung auf eine Friedensproduktion erfordert Zeit und viel Geld. Aber kann der Arbeiter solange warten? Mit großer Sorge sehen wir dem Winter entgegen, das Hungergespenst mit seinen Folgen sehen wir vor unseren Augen, wenn es uns nicht gelingt, bis dahin die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Die Arbeitslosigkeit wächst ins Ungeheure, Kohlenmangel, Hungersnot, Krankheiten und Seuchen sind die Folgen. Darum ist es heute notwendiger denn je, daß alles mithilft, den Wirtschaftsapparat aufzubauen. Großbetriebe einzurichten, sind wir leider nicht in der Lage, wir müsfen uns daher vollständig neu orientieren und mit Kleinbetrieben den Anfang machen. Notwendig ist heute eine grundsätzliche Neuplanung aller Wirtschafts- und Gewerbezweige. Handwerker können sich zusammenschließen und eine Werkstätte eröffnen ; da gibt es für die Bauern landwirtschaftliche Maschinen zu reparieren, beschädigte Häuser sind instand zu setzen, jeder Handwerkszweig hat Arbeit mehr als genug. Auch mit primitiven Mitteln läßt sich manches erreichen, es fehlt nur an Mut. Klein- handwerker, heraus aus der Reserve! —8<tNeugrünbnng des Touristenvereines „Die Naturfreunde" Am Dienstag, 24. Juli, fanden sich die Naturfreunde zur Gründungsversammlung ein. Genosse Saxenhuber begrüßte als Sportreferent die Anwesenden und wies darauf hin, schon jetzt die Naturfreunde aufzubauen, obwohl die Bewegungsfreiheit der Wanderer und Bergsteiger noch eng begrenzt ist. Er fand allseitige Zustimmung und den Willen zur Mitarbeit, Wander- und Bergsteigertätigkeit. Um alle anfallenden Arbeiten zu erledigen, wurde ein Ausfchuß in folgender Zusammensetzung gewählt: Wally Rudolf, Obmann; Stamberg Franz, Obm.-Stellv; Rojer Simon, Kassier; Pol- lak Josef, Kassier-Stellv.; Mottl Franz, Schriftführer; Muchitsch Herma, Schriftführer-Stellv.; Dietachmeier Franz und Pirner Max, Beisitzer; Saxenhuber Georg, Sportreferent. Alle Anwesenden traten dem Verein bei. Ueber die kommende Arbeit, insbesondere die Schulung zum Naturfreund und Bergsteiger, wurde gesprochen, um die eingetretenen Unsitten und Fehler der Bergsteigerschaft in den letzten Jahren zu beseitigen und hintanzuhalten. Sonntag, 29. Juli, wandert die neu gebildete Naturfreundegruppe auf den Damberg. Abmarsch um 13 Uhr beim Autotor. Es werden alle Naturfreunde herzlich eingeladen. — Dienstag, den 31. Juli, Ausschußsitzung im Heim auf der Ennsleite. Berichtigung. Betr. Nummer 9 des „Steyrer Wochenblatt", Seite 3, Lokalnachrichten, „Zum Zahlen von Steuern und Abgaben" werden wir um folgende Richtigstellung ersucht: Absatz 3: Militärgeld, von der Besatzungsbehörde in Deutschland ausgegeben (auf Reichsmark lautend) in Oesterreich ungültig. Militärgeld, von der Besatzungsbehörde in Oesterreich ausgegeben (auf Schillig lautend), be-- hält nach wie vor Wert. Redaktion und Verlag: Domderggasse 1. — Druck: Lmil prietzel, Steyr. svksrt sutgsnommsn MMsekeMM krsKL PSsekI Ksrl-Punrer^raüe 79 I— WM gMst! ^otoksur jun. rsioksn «er. sio-s. LPKSkVLkll, 8W, IsI,S4 «SkÜSllMg SÜU UlllKMW liik prlvsle, »snüsl, InüuUstö II. kMSkbg ! srrsnkrirsur 8teyr, 8 Z srrsn-u vsmsnSrissur WG Ludwig 8teyr, MiskrrscittSnrIIer uncl 8 kspsrstur«,srkLtS1ts U' . 8udolk 8ILVK Vamder§§s88e, Del. 449/2 V! IWellM M slMM-PMlM Lui8e 81ekkeldauer, 8teyr * HttLkksnrlsI poresny, Steyr, krucknerstr. 2. s >srr«n krissur kvk« ku«r., Lnn8lelte «dsnsmittsl : fsiSMgöAM: ^ünickkolr Vnterder§er8tr. 24 Kgsl?8k»in!llgs Lsks Ksknkoß Steyr, ÜÄknlloMrske 1l Lake katinllok wieder §eökknet! Iari2lL0ii2Srt! ! kakmdok8tr.1-3 /Del. 17 beüient^erüen.

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