Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 9

Steyrer Wochenblatt Seite 3 Gemeinsamer Kampf, gemeinsames Ziel! Am Dienstag fand in Steyr eine Besprechung der Vertreter der sozialistischen und kommunistischen Partei statt. Die Besprechung war getragen, von dem Willen und dem Geiste, den Kampf der Arbeiter klasse um die Einheit und um den Fortschritt, fün die soziale Demokratie in aufrichtiger Zusammen¬ arbeit zu führen. In der Aussprache überzeugten sich die Vertreter beider Parteien von der Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes, im Interesse der Arbeiter¬ klasse und zum Gelingen des Wiederaufbaues eines reien und demokratischen Lebens. Es wurden die Grundlagen dieser Zusammenarbeit besprochen, die in den nächsten Tagen schon feste und sichtbare Formen annehmen werden Lokalnachrichten Zum Zahlen von Steuern und Abgaben find folgende Banknoten und Notgeld ungültig 1. Reichskreditkassenscheine zu RM 50.—, 20.—, 5.—, 2. —, 1.— und 50 Pfennig. 2. Notgeld, das ist das sogenannte Eigrubergeld aus gewöhnlichem Papier, auf dem linken weißen Kopfrandstreifen ist die Strafandrohung gedruckt, die Noten sind zu RM 100.— 50.— und 10.— im Umlaufe. 3. Militärgeld, von der Besatzungsbehörde in Oesterreich ausgegeben. Das Fürsorgeamt teilt mit, daß durch den Beschluß des Gemeinderates vom 20. Juli 1945 das Unterstützungsweser in unserem Gemeindegebiet vorläufig bis zur endgültigen Regelung durch die Regierung festgelegt wurde. Da einerseits die verschiedenen Versicherungsanstalten noch nicht intakt sind, anderseits auch der Zahlungs¬ verkehr aus der Post nicht funktioniert, betreut die Gemeinde alle Renten= und Unterstützungsempfänger vorschußweise. Eine vorschußweise Unterstützung kann aber nur derjenige erhalten, welcher auf Grund eines Alters, Krankheit oder aus anderen familiären Gründen (Frauen mit schulpflichtigen Kindern) nicht elbst für den Lebensunterhalt aufkommen kann. Alle Arbeitsfähigen werden schnellstens einer Beschäftigung zugeführt und erhalten keine Fürsorgeunterstützung Ansprüche auf die früher bezogenen Renten bleiben auch weiterhin aufrecht und werden mit der bevor¬ tehenden allgemeinen Regelung durch die verschiedenen Versicherungsanstalten nach= und weiterbezahlt. Theater und Kunst Das Schauspiel „Gespenster“ hat gezeigt, daß in schwerer und nach schwerster Zeit, nicht nur das Lachen und die Zerstreuung verlangt wird. Nein vielleicht gerade in einer solchen Epoche wird in uns das Verlangen nach Großem, nach Schönem und Erhebenden in uns wach. Wir wollen das Kleinliche des Alltags vergessen und über uns hinauswachsen. Wollen Kraft schöpfen fürs Leben aus den Werken der Menschen, die die Natur mit einer besonderen Begabung bedacht hat. Wollen Kraft schöpfen aus den Werken der Heroen der Dicht= und Komposiitions¬ kunst. Um das aber zu können, müssen und sollen wir diese Werke kennen und verstehen lernen. Uns Für uns Arbeiter ist diese Nachricht eine erfreuliche! Denn wir wollen diese Einigkeit, wir wollen lernen aus der Vergangenheit in der uns die Uneinigkeit in die schrecklichste Katastrophe aller Zeiten führte. Wir haben uns in den K=Z=Lagern in den Zuchthauszellen, wo unsere Genossen Furcht¬ bares erleiden mußten, diese Einheit für die Zukunft verschworen. Unser Ziel ist ein gemeinsames. Unsere Not ist eine gemeinsame und darum muß auch unser Kampf ein gemeinsamer sein, zur Überwindung den Folgen dieses Krieges, zur Vernichtung und Aus¬ rottung des Faschismus sowie für die soziale Demo¬ kratie, in der die Rechte des Arbeiters fest verankert und der Fortschritt garantiert ist diese Werke und die Menschen die sie schufen kenner zu lernen, ist Aufgabe des Theaters. Aus diesem Grunde finden ab nun an unserem Theater ständig sogenannte „Kulturabende“ statt. Große Dichter und große Komponisten der ernsten und heiteren Kunst, werden in abwechslungsreicher Folge durch erläuternde Ausführungen nach und nach in die Schöpfungen unserer Großen eingeführt. Der erste dieser Abende findet am Donnerstag, den 26. Juli statt und soll und darf es kein Kunst und Kulturfreund versäumer diesen Abend zu besuchen. Am Programm steht an diesem Abend: Schiller, Goethe, Mozart, Bach u. v. m. Religion und Kulturkampf! Oft wird die Frage aufgeworfen, ob Religior Kulturkampf bedeutet. Wir Kommunisten müssen es entschieden vern einen; Religion ist für uns kein Kulturkampf, im strengsten Gegensatz zum Naziregime Die Hitler=Propaganda nahm sofort nach der Macht¬ ergreifung 1933 den Kampf gegen die Religion auf, weil sie darin einen ihrer Gegner sah. Religion ist ür jeden Kommunisten eine private Angelegenheit. Wir betonen: Jedem das Seine! Die Weltanschauung, Auseinandersetzung in Religionsfragen, darf niemals mehr die Einheit der Arbeiterklasse, die Einheit des Volkes zerstören. Die Nazi=Propaganda hat stets versucht, den Bolschewismus in den schwärzesten Farben hinzustellen und es ist ihnen zum Großtei gelungen, das österreichische Volk zu vergiften. Aus Kirchen wurden Kuhställe, Tanzsäle, Kinos, Lager¬ häuser etc., die Sakristei ein Bordell, die Geistlichen zu Tausenden ermordet oder verschleppt. Alles billige Lügen, die der österreichische Arbeiter nie kontrollierer konnte — Dagegen sprechen folgende Tatsachen: Ist eit der russischen Besetzung auch nur einem Geistlichen etwas geschehen? — Ist einem Geistlichen die Aus¬ übung seines Amtes verboten worden? — Wo ist das Verbot, die Kirche zu betreten — Wer wurde in einem Gebet gestört, gehindert oder belästigt? Keinem wurde ein Leid angetan, denn Religion ist und bleibt eine rein weltanschauliche Auseinandersetzung Ubertragene Ball¬ Masken-Kostüme Kleider zum Umarbeiten, ebenfalls ein Klavier zu kaufen gesucht Angebote an das „Neue Theater“.

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