Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 8

Steyrer Wochenblatt Seite 3 Autobuslinienverkehr. Ab Montag, 16. Juli, verkehrt wieder die Autobuslinie 448, Postamt Ost, Steyr —Weyer und zurück Ankunf Abfahrt Postamt Steyr 16 Uhr, Weyer 17.35 Uhr. Abfahrt Weyer 5 Uhr, Ankunft Steyr 8.15 Uhr Linie 450, Steyr— Neustift: Abfahrt. Postamt Steyr 16 Uhr, Ankunft Neustift, Gasthaus Mayr, 17.05 Uhr. Abfahrt Neustift 6.10 Uhr, Ankunft Steyr 7.30 Uhr. — Kilometerpreis 5 Pfennig. Fahrt nur mit Ausweis. Dieselbe ist bei der Polizei, Duckartstraße 7, erhältlich. Aus der Jugendbewegung Wanderung in die Voralpen. Vergangenen Samstag zogen wir bei Sonnen¬ aufgang dem Damberg entgegen. Freudigen Herzens, de es allen Anschein hatte, daß uns der Wettergott gut gesinnt sei. Mit lustigen Wortgefechten und Liedern zogen wir dahin, über frischgemähte Wiesen und durch schattige Wälder. So kamen wir am frühen Nachmittag müdke und durstig am Fuße des Schiesersteins, wo wir bei einem Bauern Einkehr hielten. In dessen Küche wurde dann das Essen bereitet, auf das alle schon mit großem Hunger warteten. Der Nachmittag wurde mit Spiel und Erlerner neuer Lieder verbracht. Abends flackerte unser Lagerfeuer in die sternenklare Nacht. Weit klangen unsere Lieder von der Harmonika begleitet, dahin. Von Berg zu Berg, von Tal zu Tal, denn es liegen schon viele Jahre zurück daß eine so lustige Schar dieses Gebiet belebte. Müd krochen dann alle ins Heu, um sich für den kommenden Tag zu stärken. Mit frischem Mut und neu gestärkt kamen am nächsten Tag alle zum Vorschein, von dem Gebimme der Almglocken geweckt. Nach kurzem Frühstück begann der Aufstieg auf den Gipfel. Andächtig von dem über¬ vältigenden Anblick unserer schönen Heimat, verbrachten wir einige Minuten schweigsam, um sich dann gegenseitig auf die Schönheiten der Bergwelt aufmerksam zu machen Im Südwesten zeichneten sich die Silhuetten der Gesäuse¬ berge, rechts davon der Nock, mit seinem breiten Massiv und dahinter leuchteten die Schneeflächen des großen Priel und der Spitzmauer. Mit der großen Sehnsucht im herzen auch diese Bergwelt zu ersteigen, begann der Abstieg und Rückmarsch. Es wurden dann auf dem Rückweg einige Rastpausen eingeschaltet. um den Durst zu stillen. Die Sonne lachte auch am zweiten Tag vom Himmel als ob sie Freude daran hätte, daß sich die ugend wieder im Wandern und Spiel vereint. An Damberg trafen wir uns dann noch mit einigen anderen Wandergruppen, mit denen wir dann das letzte Stück wanderten. Die Gewißheit in uns tragend, wiecer ein chönes Stück unserer schönen österreichischen Heimat gesehen zu haben, kamen wir nach Hause Ob— „Die Naturfreunde“ treffen sich am Dienstag, den 24. Juli, im Heim der Jugend auf der Ennsleite, um 19 Uhr, zur Neugründung des Touristenvereines „Die Natur¬ freunde“. Gemischtwaren¬ handlung Turnhofer Franz, Steyr Schubertstraße 2 Ab Montag, den 23. Juli, wieder geöffnet Theater und Kunst Josens: „Gespenster“. Gottfried Treuberg zeigt sich uns hier als Spiel leiter mit einer überragenden, höchst abgerundeten, reifen Leistung. Groß und doch schicksalhaft, ruhig und doch aufrütteind und erschütternd spielt sich das Schauspiel al und wird uns zum Erlebnis. Gleichzeitig ist Treuberg der Träger einer der Hauptrollen. Sein, durch den väterlichen Leichtsinn belasteter Oswald, ist eine Leistung die man nicht so leicht vergißt. Er lebt die Rolle mit ergreifender Anteilnahme und schauspielerischer Dirtuosität Oswalds Mutter, Frau Alwing, die Heldin des Stückes die erst dann den Mut findet, rücksichtslos mit den gesellschaftlichen Vorurteilen aufzuräumen als es schon zu spät ist, wird mit großer Ausdruckskraft von Emmt Samek dargestellt. In Sprache, haltung und Gebärde ist ihr Spiel von schöner Einheitlichkeit, Wärme und erinnerlichung. Ihren Gegenspieler, Pastor Manders, als die Verkörperung einer verkrampften Weltanschäuung und doppelter Moral, gab Jean Bertrand mit großem Eifer und gab eine neue Drobe seines Könnens. Nlur möchten wir wünschen, daß diese Figur mit einer größeren, überlegeneren, ans Intrigante grenzenden Ruhe gespielt würde, um dadurch den Gegensatz zwischen Freigeist und Dualismus stärker zum Ausdruck zu bringen. Ferner sei noch zu erwähnen der Tischler Engstrand, dargestellt von Ludwig Miller, der diesen frechen Heuchler ausgezeichnet charakterisierte; einige Textunsicherheiten konnten sein Leistung nicht beeinträchtigen. Die Rolle der Regine lag bei Angela Fremont in guten Händen, wenn auch einige kleine Schwächen in der Dointierung zu verzeichnen sind — Die Aufführung bildete für das Publikum, das für die schöne Gesamtleistung herzlichen Beifall spendete noch längere Zeit den Stoff zu ausgiebigem Nachdenken. Es wäre noch zu begrüßen, wenn lbsens „Gespenster“ in Neuen Theater in Steyr. der Auftakt zu weiterer Folge von Schauspielen und Dramen würden —J PAus den Landgemeinden Ein neues Leben blüht aus den Ruinen Für die österreichischen Nazi waren unsere Schulen nur Kasernen, in denen unsere Jugend einer vormilitärischen Exerzierunterricht erhielt und unsere Lehrkräfte zu Subalternoffizieren herabgesetzt wurden Aus diesen traurigen Trümmern verwahrloster Kultur¬ barbarei erheben wir uns mit unserer Jugend ar der Hand, wieder zu neuem Leben. Unsere Schule war im letzten Jahr für die Schüler geschlossen. Erst wurde ein Flüchtlingslager daraus, dann ein Arbeitsdienstlager und zum Schluß ein Lazarett. Wie die Räumlichkeiten nach diesen verschiedenartigen Verwendungen ausgesehen haben, dafür ist der Begrif ruinenhaft“ der zutreffendste. Durch die Initiatio des derzeitigen Bürgermeisters Schönleitner wurde das Schulgebäude freigemacht. Da wurde gehämmert und gehobelt, Maurer, Zimmerleute, Tischler und Maler legten Hand an und fleißige Frauen schabter und schruppten, bis frische Luft und flutender Sonnen¬ schein durch die blanken Fensterscheiben drang. Am 2. Juli kamen die Kinder wieder in Scharen. Der erste Schultag nach langer langer Zeit. Und unser Herr Oberlehrer Wurzer, Lehrer Schörkhuber und die Lehrerinnen Pogacar und Ccischek, sie erwarteten die Kleinen, um sie für das neue Leben in Oester¬ reich vorzubereiten. Reichraming. Arztlicher Dienst! Durch die Entzweiung unseres Ortes haben wir rechts der Enns keine Möglichkeit, einen Arzt in Reichraming zu erreichen Diesem unhaltbaren Zustand wurde auf diese Weise

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