Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 5

Seite Steyrer Wochenblatt tagen hat er uns als Freund der Jugend viele chöne Stunden bereitet. Die Kinder lachen herzlick über die famosen Einfälle und Kurzakter, die unser Jugendfreund mit den älteren Mitarbeitern der Jugend inszenierte. Gen. Hanischläger beendete das Programm. In Kürze erläutert er Sinn und Ziel der freien Jugendbewegung. Aus hundert Kinderkehlen ertönt die Hymne „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“. Die dunklen Wolken haben sich ver¬ zogen, die Sonne lockt uns wieder hinaus zu fröh¬ lichem Spiel. Inzwischen ist das fleißige Küchen¬ personal (freiwillige Helfer und Helferinnen) emsig Aus den Landgemeinden Infolge Redaktionsschluß bringen wir diese Berichte in der heutigen Ausgabe. Weyer. Am Sonntag, dem 24. Juni, fand in Weyer eine Versammlung statt. Nach der Eröffnungsansprache es Gen. Voslar sprach der Bezirksleiter der K. P. Oe. des Bezirkes Steyr, Gen. Bloderer, im Namen der österreichischen Freiheitskämpfer. Er childerte seine Erlebnisse als Todeskandidat des aschistischen Terrorregimes und seine Flucht aus der Todeszelle in München. Schlußfolgernd aus der Ver¬ angenheit, forderte Gen. Bloderer die Mütter und Väter unserer Kinder auf, gemeinsam mit uns die Jugend aus dem Wahn nazistischer Ideologien, in den sie durch verlogene Geschichtsfälschungen und aschistische Propaganda geführt wurden, zu befreien Hierauf sprach der Sekretär der Bezirksleitung Steyr, Gen. Petrak, als Vertreter der K. P. Oe. In seinem längeren Referat umriß er die Mitschuld des österr. Volkes an dem derzeitigen Elend, an de physischen Ausrottung anderer Völker, an der Ver¬ nichtung und Zerstörung des gesamten Wirtschafts und Kulturlebens in Europa, durch die Teilnahme am Hitlerkrieg. Er zerriß das Lügennetz der nazi¬ stischen Propaganda, die unter anderem behauptete, daß Oesterreichs Kirchen von den Russen in Garagen, Ställen, Klubs usw. umgewandelt werden würden. Er wies darauf hin, daß auch jetzt schon wieder der¬ artige Elemente versuchen, durch Flüsterpropagande die Einigkeit des österreichischen Volkes zu ver¬ hindern, daß wir jedoch mit aller Schärfe gegen olche Elemente vorgehen werden. Abschließend for derte Gen. Petrat die Versammelten nochmals zu tatkräftiger Mitarbeit auf, da nur die Zusammen arbeit des gesamten österreichischen Volkes uns den Weg in eine schönere Zukunft führt und die Ge¬ schlossenheit uns die Gewähr gibt, daß Oesterreich ich wieder einreihen darf in die großen Kulturnationen der Welt. Im Anschluß daran wurde der Versammlung eine Resolution unterbreitet, die einstimmig ange¬ nommen wurde. „Wir fordern einmütig den sofortigen Einsal aller Nazi zur Wiedergutmachung des durch ihr Verschulden herbeigeführten Elends. Wir fordern die Reinigung sämtlicher Amtsstellen von nazistischen Elementen! Wir fordern die chnellste Errichtung der Volksgerichte zur Ab¬ urteilung der Kriegsverbrecher und Landesver¬ räter! Wir fordern die beschleunigte Durchführung energischer Maßnahmen gegen die Schuldigen! Wir fordern die strengste Bestrafung aller Schul¬ digen am Unglück unseres Volkes! an der Arbeit, um ein schmackhaftes Mittagmahl zu bereiten. Einen Teil der Lebensmittel haben die umliegenden Bauern bereitgestellt. Allzuschnell ver¬ gehen die sorglosen Stunden, der Zeitzeiger mahnt uns zum Aufbruch. Mit frohem Herzen und leuch¬ tenden Augen wandert unsere Kinderschar dem Heimatstädtchen Steyr zu. Das gemeinsame Erlebnis in der Natur hat den Sinn und die Herzen unserer Kinder froher gestimmt und losgelöst von den Sor¬ gen, die der Krieg und seine Nachwehen auch schon auf unsere Kinderseelen legte. Abschließend sprach der Ortskommandant der Roten Armee. Er brachte zum Ausdruck, daß das österreichische Volk nicht so viel klagen, sondern kräf¬ tiger zupacken solle. Das russische Volk habe viel Furchtbares mitgemacht, es habe jedoch bei weitem nicht so viel geklagt, wie das österreichische Volk. Er orderte die Versammelten auf, sich aufzuraffen und mit allen Kräften mitzuhelfen am Aufbau eine neuen Oesterreich! Durch zustimmenden Beifall sprachen die Ver¬ sammelten den Rednern ihren Dank aus. Ternberg. Am 24. Juni fand in Ternberg eine gut be¬ suchte Versammlung der dortigen Bevölkerung statt. Bürgermeister Dr. Benigni berichtete über die Tätigkeit der Gemeinde während der Besetzung durch die alliierten Truppen und rief die anwesenden Bauert zur pünktlichen Einhaltung ihrer Lieferungspflicht auf Er schilderte die Schwierigkeiten bis zum Eintreffen der sowjet=russischen Besatzung und die Bemühungen des Ortskommandanten, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. Ferner besprach Bürgermeister Dr. Benign die Schaffung von Vertrauensleuten aus allen Schich¬ ten der Bevölkerung in der Gemeindevertretung Anschließend sprach der Ortskommandant der Roten Armee, der mit anerkennenden Worten der bis¬ herigen Zusammenarbeit zwischen Kommandantur einerseits der Gemeindevertretung und der Bevöl kerung anderseits, gedachte. Die Ausführungen wur¬ den von den Versammelten mit Beifall aufgenommen Behamberg. Die ehemalige Postsekretärin Hilde Bruckner, uns bekannt als aktive Agentin Hitlers, tauchte dieser Tage wieder mit größter Selbstverständlichkeit in der Gemeinde auf. Sie erklärte in ihrer burschi kosen Art, daß sie von St. Valentin aus beauftragt ei, die Post wieder zu organisieren. Sie verstieg sick dabei zu frechen Drohungen. Aber der bewährte neue Bürgermeister, Herr Springer und die anti¬ aschistischen Bauern sind wachsam. Sie legten ihr ofort das Handwerk. Wir wissen nur zu gut, daß nur diese antifaschistische Wachsamkeit uns vor wei¬ eren Schaden, jetzt und in der Zukunft schützen kann. Neustift. Am Dienstag fand bei uns ein wohlgelungener Bunter Abend“ statt. Das Künstler=Ensemble des Neuen Theaters Steyr gastierte. Von Weit und Breit kamen die Leute an, um wieder einmal ein aar Stunden im Frohsinn und Heiterkeit zu ver bringen. Das Publkum dankte mit herzlichem Beifal und hofft auf eine baldige Wiederholung.

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